"... do de Vorheng, de kennans wegschmeißen!"
Donnerstag, 29. Januar 2009
Sonntag, 25. Januar 2009
TODSICHER
Vor einigen Jahren wurden einige Mitbrüder und ich in den Münchner Zirkus „Krone“ eingeladen. Was mich damals besonders beeindruckt hat, war die Trapeznummer: Das flogen hoch unter der Zirkuskuppel russische Akrobaten - mit rasanter Geschwindigkeit - über unsere Köpfe hinweg und machten dabei noch allerlei Saltos. – Und weil die ganze Sache nicht ganz ungefährlich ist, gibt es aus gutem Grund bei uns die Vorschrift, dass solche Hochtrapeznummern nicht ohne Netz aufgeführt werden dürfen. Den berühmten „Salto Mortale“ gibt es – Gott sei Dank – nicht mehr. Das Netz über der Manege verhütet im Notfall das Schlimmste. Das Netz ist eine Lebensversicherung.
Liebe Brüder und Schwestern,
sie ließen ihre Netze zurück, die Jünger im heutigen Evangelium. So haben wir gerade gehört: „Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.“
Das ist gefährlich und unvernünftig! – Das ist genauso unvernünftig, als würde ein Trapezkünstler ohne Netz auftreten. Denn genau genommen ist das Fischernetz auch nichts anderes als eine Sicherung, eine Lebensversicherung. Ohne Netz hat ein Fischer kein Einkommen, ist seine finanzielle Absicherung dahin. Und ohne gesichertes Einkommen ist die Zukunft, das ganze Leben unsicher geworden. Das war damals nicht anders als heute. Menschen, die diese Absicherung oder ihren Beruf schon einmal verloren haben, kennen diese Problematik.
Aber die Jünger lassen nicht nur ihre Netze, ihren Beruf zurück. Jakobus und Johannes lassen auch noch ihren Vater sitzen, - im Boot. - Gott sei Dank nicht ganz allein, denn der Vater scheint sich ja schließlich Tagelöhner leisten zu können.
Neben dem Beruf war die Familie der einzige Halt, der dem Leben Sicherheit gab, die einzige Sozialversicherung, die es in biblischer Zeit überhaupt gab.
Liebe Brüder und Schwestern,
wenn wir ehrlich sind: Wir alle suchen irgendwie nach Sicherheit, der Mensch scheint so veranlagt zu sein. Die Versicherungen verdienen sich heute ein Vermögen mit dem Sicherheitsdenken der Leute: Sicherheit gibt Ruhe! - Und auch wir Mönche machen da keine Ausnahme: Auch im Kloster scheint man ziemlich „sicher“ zu sein, da ist die Zukunft absehbar.
Und genau hier liegt eben die große Gefahr:
„Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher.
Aber dafür sind Schiffe nicht gebaut.“ (William Shed)
Dieses Sprichwort, das ich neulich gelesen habe, passt ziemlich genau zum heutigen Evangelium. Wie die Schiffe ist auch der Mensch nicht dazu geschaffen, sicher im Hafen zu liegen. Der Mensch muss das Leben erkunden, das Leben wagen. - Sonst wird es stickig. - Übertriebene Sicherheit kann auch den Tod bringen, - „todsicher“ sagen wir. Übertriebene Sicherheit kann das Leben abtöten. Vor lauter Sicherheit kann nichts mehr wachsen und sich entwickeln. Wenn alles Risiko ausgeschaltet wird, kann nichts mehr Neues entstehen. – Jesus macht uns immer wieder darauf aufmerksam.
Und noch etwas anderes sagt mir das heutige Evangelium zum Thema Nachfolge und Berufung: Es ist eigentlich überhaupt nicht wichtig was ich will, sondern was Jesus, was Gott von mir möchte.
Ohne diese Einsicht wird keine Berufung lange durchhalten: „Es ist nicht wichtig was ich will, sondern was Gott will.“
Nur wer das, wie die Jünger erkannt hat, wird den Ruf Gottes hören und den Weg Jesu mitgehen. Da werden auch überhaupt keine Fragen gestellt: Warum denn gerade ich?... Momentan bin ich gerade sehr beschäftigt... Oder: Ich habe ja eigentlich andere Pläne?... - Nein, der Ruf Gottes allein genügt. – Und wer ihn hört, der sollte den Mut haben, aus dem Boot auszusteigen.
Liebe Brüder und Schwestern,
vielleicht ist es nach dem Blick auf das Evangelium interessant, jetzt einmal ganz aktuell und konkret zu werden. Wie sieht es momentan hier in Deutschland aus mit den „Berufungen“? Vor wenigen Wochen berichtete die Katholische Nachrichten Agentur folgendes: „Die Zahl der Priesterweihen in Deutschland ist 2008 erstmals unter 100 gesunken. Wie die Leiter der Priesterseminare in München bekannt gaben, wurden 95 Priester für die 27 Bistümer geweiht. Dies sei „alarmierend“, sagte der Münchener Regens Franz Joseph Baur. Seit Beginn der Statistik gab es noch nie so wenig Priesterweihen...“
Also keine 100 Neupriester für 27 Bistümer, der Priestermangel in den Bistümern wird immer spürbarer. Wir in Ottilien leben da ja vergleichsweise noch auf einer „Insel der Seligen“.
Was können wir tun? - Ich habe mich selbst einmal gefragt, warum ich eigentlich Priester geworden bin und es hat mich auch immer interessiert, warum andere Priester geworden sind. Und Bischöfe und die Statistiker hat das auch interessiert, und man hat einfach einmal nachgefragt. - Und wissen Sie was ganz oben auf der Liste stand? –
Das „Priestervorbild“. – 78% aller Priester hatten ein „Priestervorbild“. – Und auch ich bin da auch keine Ausnahme. Ohne einer „Priesterpersönlichkeit“ mit Format in meiner Heimatgemeinde begegnet zu sein, wäre ich wahrscheinlich einen anderen Weg gegangen. Und wahrscheinlich haben auch die meisten meiner Mitbrüder irgendein geistliches Vorbild.
Berufungen brauchen „Vorbilder“, die einem zeigen, „wie“ es geht und „das“ es geht: Dass so ein „geistliches Leben“ ein ganz erfülltes Leben sein kann, auch ohne eigene Familie.
Deshalb ist es auch für den geistlichen Nachwuchs unbedingt erforderlich, ein „Vorbild“ vor Augen zu haben. Und deshalb ist es auch so wichtig, dass Priester in den Gemeinden präsent und ansprechbar sind. Ein deutscher Bischof hat einmal gesagt: „Wer Laien sät, wird keine Priester ernten.“ – Das hört sich zwar ziemlich provokant an, aber bei genauerer Betrachtung stimmt es wahrscheinlich: Auch Priester brauchen Vorbilder, genauso wie Mütter und Väter auch gute Vorbilder brauchen, - und es für ihre eigenen Kinder auch sein müssen.
Übrigens habe ich mein Priestervorbild vor vielen Jahren einmal gefragt, wie er seine Berufung und seine Arbeit verstehe und er hat mir mit einem biblischen Gleichnis geantwortet. Er sei ja nur ein Sämann, der immer wieder nur den Samen auf die Erde werfe. Und das genüge ihm auch vollkommen. – Und was aus dem Samen werde, dass wisse er überhaupt nicht. Die Ernte werde dann hoffentlich einmal ein anderer einholen, denn der „Herr der Ernte“ sei nicht er. –
Ja, das sei ein ganz schön unsicherer Job auf dem Acker des Herrn: Wer Jesus nachfolgen möchte, für den gibt es keine Sicherheiten. - Aber wie schon gesagt:
„Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. -
Aber dafür sind Schiffe nicht gebaut.“ Amen.
Predigt, 3. Sonntag im Jahreskreis (B) am 25. I. 2009
(Choralamt um 9.15 Uhr, Abteikirche St. Ottilien)
Evangelium: Mk 1, 14-20
Freitag, 23. Januar 2009
Auch der Papst ist auf YouTube
Vatikan (kath.net/RV/div) Papst Benedikt XVI. zeigt sich ab sofort regelmäßig auf YouTube. Seit diesem Freitag ist der Vatikan mit einem eigenen Kanal auf YouTube vertreten. Der offizielle Vatikan-Kanal wird unter www.youtube.com/vaticande täglich Nachrichtenbeiträge über die Aktivitäten des Papstes und das Geschehen im Vatikan zeigen, unterlegt mit Audio-Inhalten und Texten in Englisch, Spanisch, Deutsch und Italienisch. Sein Debüt feierte der Kanal auf einer Pressekonferenz in der Sala Stampa des Heiligen Stuhls in Rom. „Auch der Papst ist auf You Tube. Das ist die gute Nachricht des heutigen Tages“, erklärte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi. |
Sonntag, 18. Januar 2009
Eine interessante Gebetserhörung
Naja, wahrscheinlich sind alle Heiligen und Seligen (und diejenigen, die es werden wollen) einmal klein, mit "kleinen" Gebetserhörungen angefangen? - Auf jeden Fall: Interessant!
Mittwoch, 14. Januar 2009
CONVERSI AD DOMINUM
Conversi ad dominum
Zu Geschichte und Theologie der christlichen Gebetsrichtung
Johannes Verlag, Einsiedeln 2004
ISBN 3894113847, Kartoniert, 158 Seiten
Das hier vorliegende kleine Buch des in England lebenden Oratorianers Uwe M. Lang untersucht die Frage nach der Gebetsrichtung der Liturgie historisch, theologisch und pastoral. Es nimmt damit in einem - wie mir scheint - günstigen Augenblick eine Debatte wieder auf, die dem äußeren Anschein zuwider auch nach dem Konzil nie verstummt war. Der Innsbrucker Liturgiker Josef Andreas Jungmann, einer der Architekten der Liturgie-Konstitution des II. Vaticanum, hatte sich von Anfang an entschieden gegen das polemische Schlagwort gewandt, der Priester habe bisher „mit dem Rücken zum Volk" zelebriert. Jungmann hatte demgegenüber herausgestellt, daß es sich nicht um eine Abwendung vom Volk, sondern um Gleichrichtung mit dem Volk handelte: Der Wortgottesdienst ist als Verkündigung ein dialogisches Geschehen, zu dem Anrede und Antwort gehören; so muß ihm die gegenseitige Zuwendung von Verkünder und Hörer zu eigen sein. Das eucharistische Hochgebet hingegen ist Gebet, in dem der Priester zwar als Vor-Beter fungiert, aber doch gemeinsam mit dem Volk und wie dieses zum Herrn hin gerichtet ist. Deswegen - so argumentierte Jungmann - ist hier die Gleichrichtung von Priester und Volk die dem Geschehen von innen her angemessene Haltung. Später haben Louis Bouyer - auch er einer der führenden Liturgiker des II. Vaticanum - und Klaus Gamber, jeder auf seine eigene Art, die Frage wieder aufgegriffen. Solche Stimmen konnten sich - trotz der Autorität der Personen - zunächst kaum hörbar machen, so stark war die Strömung, die ganz das Kommunitäre der liturgischen Feier in den Vordergrund stellte und daher die gegenseitige Zuwendung der Feiernden als unentbehrlich ansah.
Dienstag, 6. Januar 2009
"O wie wenig achtest Du der Erden Pracht ...".
Genau heute vor 5 Jahren, als am 6. Januar 2004, habe ich in St. Ottilien die Priesterweihe empfangen
Ein wirklich "einmaliges" Geschenk, über das ich mich unheimlich gefreut habe. - Wie gut, dass es mittlerweile die technische Möglichkeit gibt, uns heute nochmals diese wunderbare Arie in aller Ruhe anzuhören und genauer zu betrachten:
Donnerstag, 1. Januar 2009
Glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist
Neujahrskonzert 1989
Carlos Kleiber war einfach genial! Niemand konnte ein Orchester so zum Tanzen bringen wie er. Mit seinem Dirigierstil - und mit seinen schier endlos langen Armen - zog er den Zuschauer nicht nur akustisch, sondern auch optisch in den Bann: In einen Rausch, der Orchester und Publikum immer von neuem dionysisch einte, so daß man das principium individuationis vergaß. (Wer an diesem Rausch noch intensiver teilhaben möchte, der sollte sich übrigens unbedingt >> Kleibers mitreißend feurige Fledermaus-Aufnahme auf CD zulegen.)
ALFRED
Trinke, Liebchen, trinke schnell, trinken macht die Augen hell.
Sind die schönen Auglein klar, siehst du alles licht und wahr.
Siehst, wie heisse Lieb' ein Traum, der uns äffet sehr,
siehst, wie ew'ge Treue Schaum, so was gibt's nicht mehr!
Flieht auch manche Illusion, die dir einst dein Herz erfreut,
gibt der Wein dir Tröstung schon durch Vergessenheit!
Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.
Kling, kling, sing, sing, sing,
trink mit mir, sing mit mir,
Lalala, lalala etc.
ROSALINDE
Ach, was tut man hier?
BEIDE
Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.
ROSALINDE
(für sich)
Er geht nicht von hinnen, schläft hier wohl noch ein;
was soll ich beginnen?
ALFRED
Stoss an!
ROSALINDE
Nein, nein!
ALFRED
Ach!
Trinke, Liebchen, trinke schnell, trinken macht die Augen hell!
Mach doch nur kein bös' Gesicht sei hübsch lustig, grolle nicht!
Brachst du einmal auch die Treu', das sei dir verziehn;
schwöre wieder mir aufs neu', und ich glaub' dir kühn!
Glücklich macht uns Illusion. Ist auch kurz die ganze Freud';
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen: