Mittwoch, 30. November 2011

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Heiliger Siegfried von Schweden


Nicht selten werde ich gefragt, wer denn eigentlich der hl. Siegfried gewesen sei, - und warum ich diesen Ordensnamen gewählt hätte.

Es ist natürlich nur ein "klösterliches Gerücht", dass die anderen beiden Namen, die ich dem damaligen Erzabt Notker Wolf für meinen Ordensnamen vorgeschlagen habe, "Wotan" und "Tristan" gewesen sind. 

 Nein, der hl. Siegfried war ein Benediktiner, sogar ein echter "Missionsbenediktiner", weshalb der Name in unserer Kongregation sich sogar einer gewissen Beliebtheit erfreut(e). Man findet (auch im Internet.) eigentlich recht wenig Informationen über den hl. Siegfried, weshalb ich mich entschlossen habe, seine Legende (und einiges andere Quellenmaterial) zu veröffentlichen, um diese empfindliche "Wissenslücke" - mit Hilfe aus unserer umfangreichen Klosterbibliothek - etwas zu füllen.


I. INFORMATIONEN ÜBER DEN HL. SIEGFRIED AUS DER KLOSTERBIBLIOTHEK:
a) Als erstes möchte ich einmal das Buch vorstellen, dass mich 1998 bei meiner Aufnahme in das Noviziat dazu bewegte, den Namen "Siegfried" ganz oben auf die "3er-Wunsch-Ordensnamenliste" zu stellen, aus die der Abt dann einen der drei Namen auswählt: 

 KALENDARIUM BENEDICTUM: DIE HEILIGEN UND SELIGEN DES BENEDIKTINERORDENS UND SEINER ZWEIGE. VERFASST VON P. ALFONS M. ZIMMERMANN O.S.B. -  METTEN 1933




15. FEBRUAR

S. Sigfrid (Siegfried), Bischof.

Das Fest des heil. SIGFRID, Bischofs und Apostels der skandinavischen Länder. — Sigfrid, von den isländischen Sagas Sigurd genannt,1 war Mönch von Glastonbury 2 und wurde zum Missionsbischof für Norwegen geweiht. Er wurde der bedeutendste Mitarbeiter des hl. Olaf Haraldson bei der Bekehrung Norwegens. Der apostolische Eifer des Königs wie seines Bischofs beschränkte sich aber nicht auf dieses Land allein. Von Olaf gesandt, ging Sigfrid auch nach Schweden zu König Olaf Erikson (Skötkonung), der in Sigtuna seine Hauptstadt hatte. Es gelang ihm eine Anzahl Männer für das Christentum zu gewinnen und vor allem den König selbst zu taufen — die Überlieferung nennt als Taufort die Quelle Husaby 3 —, aber die überwiegende Mehrzahl der Bauern am Mälarsee wollte von Thor und seinem Hochsitz zu Uppsala nicht lassen. Vor ihrer Gegnerschaft zog sich der König samt dem hl. Sigfrid in das südlicher gelegene Gotland zurück. Hier waren die Erfolge größer; zu Skara konnte der erste schwedische Bischofsitz errichtet werden, für welchen Erzbischof Unwan von Hamburg einen gewissen Thurgot weihte. Einzelnes über die Wirksamkeit des hl. Sigfrid in Gotland ist nicht bekannt. Allein Anschein nach hat er auch in Norwegen wieder gearbeitet und überhaupt eine Art Oberleitung der skandinavischen Mission innegehabt.4  Die letzten Jahre seines Lebens, vielleicht seit dem Heldentod des hl. Olaf Haraldson (1030), wirkte er in der südschwedischen Provinz Värend, wo man später zu Växjö sein Grab verehrte. Das Jahr seines Hinscheidens ist nicht bekannt;5 als Tag gibt das Totenbuch von Malmesbury den 5. April, die nordische Überlieferung dagegen den 15. Februar, an dem auch sein Fest gefeiert wurde.
 

ANMERKUNGEN:
1 Die Hauptfrage ist, ob der von Bremen als erster norwegischer Bischof genannte Johannes   identisch ist mit dem als dritter Bischof bezeichneten Sigfrid. E. Bishop bejaht es mit guten Gründen, ebenso schon G. Dehio, Gesch. des Erzbist. Hamburg (1877), I 154f, dann Willson und Beckman (s. u.). Sicher wissen der Mönch Theodorich und die Sagas nur von  einem Bischof Jön Sigurd; andererseits unterscheidet Adam von Bremen ausdrücklich zwischen Johannes, dem Bischof Olaf Tryggvassons, und den BB Sigfrid und Sigward, und sein Zeugnis ist das gewichtigste. 

2 Daß der Hl. Mönch in Glastonbury gewesen, ergibt sich  aus dem Eintrag im Obituariuin: "Nonas Aprilis obiit Sigefridus Norwegensis Episcopus monaclius Glastoniae ; hic misit iv cappas, ii cum leonibus, et ii croceas" (Willi. Malmesb. Antiquitates Glaston. MGScript XV 325). 
Das Sterbedatum der Sagas (15. II.) kann dem gegenüber keine ausschlaggebende Schwierigkeit bilden. Schmid (lc, 19f), der übrigens die Identität mit dem hl. S. nicht bestreiten will, hat Wilh. Malm. dahin  m i ß verstanden, daß S. in Glastonbury begruben sei.

3 Später s. Sigfridsquelle genannt, in der Reformation verschüttet. In der Kyrkohist. Arsskrift uitgefven af H. Lundström XVII (1916), 84/7 wird der vom hl. Bruno 1008 für die Suigi geweihte Bischof (episcopus noster) mit dein Bekehrer des Königs kombiniert (cf H. S. Voigt, Brun von Querfurt, 121f; 278f). Nils Höger, der bereits in Histor. Tidsskrift XXXIII (1913), 224/9 die gleiche Möglichkeit untersucht hatte, kommt zum Schluß, daß man nichts sagen kann. Wie über den taufenden Bischof hat man auch über den Taufort gestritten. Nat. Beckman weist in Kyrkohist. Arsskrift XI (1910), 214/9 nach, daß die zwei Traditionen, daß K. Olaf zu Husaby, und die andere, daß er in Birgitta källa getauft worden sei, ein und dasselbe besagen. Die besondere Verehrung der
irischen Heiligen Brigida an der Husaby- bezw. Sigfridsquelle betrachtet Beckman übrigens mit Recht als Beweismoment für die englische Herkunft des taufenden Bischofs. Schmid, 54/67 meint, daß durch die Tradition die Zugehörigkeit Husabys zum Dom-Stift Skara erklärt und gestärkt werden soll.

4 Nach Anathon Aall, St. Sunniva og Biskop Sigurd (Hist.Tidsskrift de Kristiania 1897, 315ff) ist B. Sigfrid der Urheber der Legende der hl. Sunniva (BHL 7930, Potthast 1587), deren Kult er begründete und in den Dienst seiner Mission stellte (?). — 
Der Mönch Theodorich wie die Sagas schreiben dem hl. Sigurd den Bau des Benediktinerklosters auf Nidarholm zu; nach Matthaeus Paris, wäre das Kloster 1028 von König Knut gestiftet (vgl. C. A. Lange, De norske Klostres Historie i Micldelalderen, Christiania 21856, 199/201).

5 Zum letztenmal ist S. bezeugt 1029, als er am Begräbnis des Skara-Bischofs Thurgot in Hamburg teilnahm.


QUELLEN:
a) Die einzige, zeitgenössische Quelle für die nordische Mission wäre Adam von Bremen, aber er hat nur Blick für die Bremer Jurisdiktionsansprüche. Auch schwächt er seine Berichte nicht selten durch „dicitur" etc ab. Von Sigfrid spricht er Gesta Pont. Hammaburg. II cc 55, 62; III c 14; IV c 33 (MGScript VII 326ff; ed Schmeidler, 117ff; 124f; 155; 264).

b) Theodorich, Mönch von Nidarholm, verwertet in seiner Historia de antiquitate regum Norwagiensium (vollendet 1177/80) neben Adam von Bremen auch die isländischen Sagas, die bereits die von Adam unterschiedenen Bischöfe Sigfrid und Sigward (von Trondhjem) in einen verschmelzen und mit Olaf Tryggvasson verbinden. Die Edd von Theodorich s. Potthast II 1055.

c) Über die Olaf Tryggvassons Sagas der isländischen Benediktiner Oddr (um 1190) und Gunnlaugr (+ 1218/9) und die spätere Ausgestaltung der Sigfridlegende auf Island überhaupt vgl. Schmid, 23/53.

d) Gesta s. Sigfridi (BHL 7716), nach Angabe der Värend-Bischofslegende 1205/6 vf., offenbar in Växjö; ed Fant, Script. rer. Suec. II 344/64 (mit alter schwedischer Bearbeitung) ; eine bessere Ausgabe bereitet T. Schmid vor. Nach diesem Autor (lc, 53ff ; 89/98) liegt dieser Schrift u. a. auch eine nicht mehr erhaltene Aufzeichnung über die Bekehrungsgeschichte Schwedens zugrunde, die um Mitte des 12. Jhs in Uppland vf. sein muß.

e) Zur späteren Entwicklung der Legende in den einzelnen schwed. Hochstiften und dänischen Chroniken vgl. Schmid, 99ff. — Die Vita s. Sigfridi (BHL 7707), ed Fant lc, 365/70 ist eine kürzere Bearbeitung der Gesta (Historia) s. Sigfridi. — Lektionen aus dem Brevier von Skara (BHL 7708) ed Fant, 371f.
 

LITERATUR:
ActaSSBoll Febr II 847/51 — A. D. Joergensen, Den nordiske kirkes grundlaeggelse og foerste udvilking (Koebnhavn 1878), bes. Anhang, 52/5; 97f. — Edrn. Bishop, Dublin Review XCVI (1885), 142/8 — Abs. Taranger, Den angelsaksiske kirkes indflydelse paa dennorske (Kristiania 1890), 143/80 — H. Hildebrand, St. Sigfrid och hans mission (Historisk Tidsskrift XI [Stockholm 1891], 73/88); zeigt in manchen Punkten eine merkwürdige Unkenntnis — Thom. B. Willson, History of the church and state in Norway (Westminster 1903), 42ff — Toni Schmid, Den helige Sigfrid (Lund 1931); grundlegende Untersuchung, wenn auch m. E. gegen die ältere Überlieferung etwas zu kritisch; pp 129/40 Besprechung der übrigen nord. und deutschen Literatur.
 

KULT:
Beste Darstellung der Entwicklung des Kults bei Schmid lc, 68/ 121. In den nordischen Quellen wurde S. von Anfang an als heilig oder selig bezeichnet. Sein Fest ist zum erstenmal 1292 in Strengnäs urkundl. bezeugt; im 14. bzw. 15. Jh in allen schwedischen (cf G. Lindberg, Die schwedischen Missalien des MA I, Berlin 1924, Sllf) und norwegischen DD. In Schweden war S. neben dem hl. Olaf der große Landespatron. In Dänemark war Roskilde ein Mittelpunkt seines Kults, außerhalb Skandinaviens wurde er nur in Birgittinnenklöstern verehrt. Jetzt Fest noch in Schweden 15. II. (Proprium Patronorum Poloniae et Sueciae, Mecheln 1850, hat ein Off. pr. am 24. II.). Über sein Andenken in den Mrll s ActaSSBoll lc. — Über dem Grab in Växjö (Schmid läßt es dahingestellt, ob es wirklich sein Grab war) errichtete man einen Altar, die Rel. daselbst wurden von den Neuerern des 16. Jhs als „Monument des Aberglaubens" zerstört (cf Bishop lc, 148). Rel. außerhalb Växjö werden erst zu Ausgang des MA mehrfach erwähnt (Schmid, 121).