Freitag, 31. Dezember 2021

Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten

 

Mein Wunsch für 2022:

"Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten 
und lasse dich nicht, mein Leben mein Licht. 

Befördre den Lauf und höre nicht auf, 
selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten."

(aus der Johannespassion von J.S. Bach)

Dienstag, 21. Dezember 2021

www.benedictusxvi.org

Die in Würzburg ansässige "Tagespost-Stiftung" hat ein eigenes Internetportal rund um den emeritierten Papst Benedikt XVI./Joseph Ratzinger eingerichtet. Unter www.benedictusxvi.org finden sich unter anderem ausgewählte theologische Beiträge des Theologen zu den Festen des Kirchenjahres wie aktuell zum Advent. Außerdem haben Interessierte die Möglichkeit, einen Newsletter zu bestellen, der täglich einen "Benedikt-Impuls für den Tag" verspricht.

Montag, 29. November 2021

Erleucht auch meine finstre Sinnen

In manchen Dingen bin ich gnadenlos altmodisch, vor allem, was die Musik betrifft. Ich habe da so meine Klassiker. Die wunderbare Arie "Erleuchte auch meine finstre Sinne" aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium ist für mich der perfekte Ausdruck der Weihnachtssehnsucht. Und so summe ich diese Melodie immer wieder vor mich hin, wahrlich großartig von Bach komponiert. Ich will, dass sie mir in Fleisch und Blut übergeht. Der Text ist ja nicht schwer: 

Erleucht auch meine finstre Sinnen, 
Erleuchte mein Herze 
Durch der Strahlen klaren Schein! 
Dein Wort soll mir die hellste Kerze 
In allen meinen Werken sein; 
Dies lässet die Seele nichts Böses beginnen.

Hier wird meine Adventssehnsucht wunderbar in Worte gefasst. Ich sehne mich nach etwas, was auch meine finstere Sinne erhellen wird. Dabei wird es nichts Grandioses sein, das es bewirkt. Es wird ein Wort sein, das mich trifft durch Mark und Bein, ein Wort, das mich am tiefsten erschüttert, ein Wort, das mein Herz erreicht, ein Wort, das mich verändert, ein Wort, das mich ins Licht stellt, so dass ich meine ganz eigenen Schatten werfe, und ich mich so sehe, wie mich Gott gemacht und gewollt hat. Es ist das Wort, das Fleisch werden wird an Weihnachten, das Kind in der Krippe. 

"Dein Wort", läßt Bach singen, "soll mir die hellste Kerze in allen meinen Werken sein; dies lässet die Seele nichts Böses beginnen." Es ist für mich die zentrale Stelle der Arie. Mir kommt in den Sinn: "Den Fürst dieser Welt, ein Wort kann ihn fällen." Ich versuchen nichts Böses zu beginnen. Ich will mich gegen das Böse, das in dieser Welt ist, stellen - und zwar mit der hellsten Kerze in der Hand und auf der Zunge, die es gibt, mit Deinem Wort in der Hand und auf der Zunge, mit dem Wort, das Fleisch wurde, mit Jesus Christus im Herzen. 

In schier endlosen Schleifen ersehnt der Sänger der Arie aus dem Weihnachtsoratorium die Erleuchtung der eigenen finsteren Sinne. "Ja, erleuchte mein Herze durch der Strahlen klaren Schein." Immer wieder wird dieser Satz wiederholt voller Sehnsucht. Ich bete: "Ach, komm, Herr Jesu Christ, Licht der Welt, meins Herzens Tür Dir offen ist, erleuchte auch meine finsteren Sinne. Amen.” 

Dir, liebe Freundin, lieber Freund, viel Freude und Erheiterung von Körper, Geist und Seele beim Hören. Ich wünsche Dir eine erleuchtende Adventszeit: Unser Herr und Heiland komme Dir entgegen mitten im Trubel Deines Alltags. Mach es gut! Werde erleuchtet!

Samstag, 27. November 2021

Die Entdeckung des Jahres: Konwitschnys Beethoven

Die Ära Konwitschny (1949-1962) war eine goldene Zeit für das Gewandhausorchester Leipzig. Viele hervorragende Aufnahmen entstammen diesem Abschnitt. Natürlich legte Franz Konwitschny (1901-1962) auch eine Gesamteinspielung aller Sinfonien Ludwig van Beethovens vor, und nicht nur eine: Die vorliegende Gesamteinspielung aus den Jahren 1959 bis 1961 ist die dritte und letzte.

Konwitschnys Beethoven hat Größe, Durchsichtigkeit und Schneid. Bei ihm hört man Details, die man sonst nie hört: nicht bei Carlos Kleiber, nicht bei Casals, bei Harnoncourt, bei Gardiner, Karajan, Zinman oder Abbado. Was jedoch über alle Maßen besticht, ist der unendliche Fluss der Musik, der bei Konwitschny mit Aura, Wärme und wundervollen Ideen vereint wird. Da zieht er das Tempo unmerklich an, da lässt er retardieren und dies alles nicht gekünstelt, sondern unendlich musikalisch. Ein Spritzer Furtwängler und eine Prise Toscanini, vereint mit eigenständiger Genialität. 

Diese Darstellung erscheint mir musikalisch als eine der bedeutendsten, die uns der Plattenmarkt bietet. Allein die Tatsache, daß mit peinlicher Gewissenhaftigkeit jede Wiederholung ausgeführt wird, verleiht den einzelnen Sätzen das nötige Eigengewicht und der Gesamtgestalt die richtigen Proportionen. Wichtig ist das vor allem für den ersten und letzten Satz, denen im Verein mit ideal bestimmten und unbeirrt durchgehaltenen Tempi titanische Kraft und an manchen Stellen ungeheure, kaum zu ertragende Spannungen verliehen werden. 

 Als Zugabe gibt's noch einige Ouvertüren in einheitlich grandioser Einspielung: Die drei Leonore Ouvertüren plus die Fidelio Ouvertüre - herausragend vor allem in den Fortepassagen -, die Coriolan Ouvertüre - ein weiterer Höhepunkt dieser Box - und die Ouvertüre zu Beethovens Ballett "Die Geschöpfe des Prometheus". Angesichts des hohen Alters der Aufnahmen muss die wunderbare Aufnahmequalität in höchsten Tönen gelobt werden. Kurz: Ein 'Must' für jeden Beethoven-Sammler.


Montag, 19. Juli 2021

Traditionis custodes: Alte Messe hat jetzt absoluten Kult-Status erreicht


„Traditionis custodes“ – die Wächter der Tradition. Das klingt schon wie der Untertitel von „Die Mumie 5“. Als würden sich Wächter aus den Untiefen erheben und alte Schätze verteidigen. Genau das tut auch das Motu Proprio. Die kirchenpolitische Absicht ist fraglich, die psychologische Wirkung ist klar. Die Alte Messe hat jetzt absoluten Kult-Status erreicht.

Wer Langeweile will, kann sich als Anhänger des Synodalen Wegs mit Regenbogen-Fahne in den Novus Ordo setzen. Die Coolen gehen jetzt in den Untergrund und feiern die Alte Messe mit Weihrauch, Choral und Latein. Die Alte Messe ist T-Rex und Te Deum, krasser als Hoodie, Tupac und Thug Life.

Es gibt jetzt nichts Härteres als die Alte Messe, nichts Revolutionäreres. Alte weiße Männer haben Angst vor ihr, bezeichnen ihre Anhänger als „wahre Kirche“ und würden sie am liebsten vertreiben. Wer weiß, was passiert, wenn man die Jugend gewähren lässt? Wer weiß, was passiert, wenn man das Diktat der Alten durch die Frische aller Zeiten ersetzt?

Die Alte Messe ist jünger als der Novus Ordo. Ihr werdet uns nicht mehr los. Das ist ein Versprechen. Aus der Kanalisation wird Weihrauch aufsteigen, wenn ihr uns aus den Kathedralen verbannt.

Josef Jung - https://www.thecathwalk.de/

 

Montag, 22. März 2021

Dackel: Von kleinen Hunden und großen Irrtümern

Alles über den Lieblingshund der Bayern: Dachshund, Dackel, Teckel....gelten als stur. Und schwer zu erziehen. Sie bellen ständig und mögen keine anderen Hunde. Stimmt das wirklich? Wie ist es denn eigentlich, der Bayern liebstes Zamperl? Der Schmidt Max war Dackelsitten ...

Es gibt ihn kurzhaarig, langhaarig und rauhaarig. Idealerweise wiegt er unter zehn Kilo und darf im Flugzeug noch als "Handgepäck" befördert werden. Er ist der Hund, den Adelige wie die Wittelsbacher züchten und dem Picasso erlaubte, eines seiner Kunstwerke zu fressen. Bayerns geliebtes Zamperl: der Dackel. Der Schmidt Max ist diesmal zum Hundehüten verpflichtet worden. In Begleitung der Rauhaardackel-Dame Maxi versucht der "freizeit"-Moderator die Welt der Jagdhunde mit den kurzen Beinen zu verstehen. Warum war Waldi, das Maskottchen der Münchner Olympiade, für den Bestand des Dackels wichtig? Warum hat Bayern ein Dackelmuseum? Was sollte man bedenken, wenn man sich für einen Dackelwelpen entscheidet? Aber eine Frage beschäftigt den Schmidt Max besonders: "Was will Maxi mir sagen, wenn sie mich mit Dackelblick anschaut?“ Denn über den Dackel heißt es, er sei verspielt, loyal, aber auch stur und neige zur Selbstüberschätzung …

Mittwoch, 20. Januar 2021

Tischlesung: Der Unfehlbare - Pius IX. und die Erfindung des Katholizismus im 19. Jahrhundert

Alles sprach dagegen, dass aus dem kleinen Giovanni Maria Mastai Ferretti (1792 - 1878) etwas wird. Hubert Wolf schildert den erstaunlichen Weg des kränkelnden jungen Adligen aus der Provinz zum mächtigsten und am längsten amtierenden Papst der Geschichte (1846 - 1878), der den Katholizismus neu erfand. Das fesselnd und anschaulich geschriebene Buch ist eine kalte Dusche für alle, die im Papst den Repräsentanten uralter Traditionen sehen.

Nach der Französischen Revolution lag das prächtige, aber jahrhundertelang krumm und schief gewachsene Gebäude des Katholizismus in Trümmern und musste neu errichtet werden. Doch in welchem Stil? Romantisch-mittelalterlich? Oder zeitgemäß-modern? Während die einen noch stritten, bauten die anderen schon neu: Hubert Wolf beschreibt, wie der Katholizismus im Namen erfundener Traditionen ganz auf Rom ausgerichtet wurde. Mit Pius IX. wurde 1846 der richtige Papst für dieses Programm gewählt: Im Bewusstsein eigener Machtvollkommenheit verkündete er das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens, schottete die Kirche mit dem «Syllabus errorum» von Demokratie und Moderne ab und ließ sich auf dem Ersten Vatikanischen Konzil für unfehlbar erklären. Traditionalistischen Kritikern beschied er kühl: «La tradizione sono io», die Tradition bin ich! Als kurz darauf der Kirchenstaat endgültig verloren ging, konnte das die weltweite Verehrung des «Gefangenen im Vatikan» nur noch steigern. Das Buch macht eindrucksvoll deutlich, wie seither alles mit dem Papst steht - und mit ihm fällt.