Samstag, 27. November 2021

Die Entdeckung des Jahres: Konwitschnys Beethoven

Die Ära Konwitschny (1949-1962) war eine goldene Zeit für das Gewandhausorchester Leipzig. Viele hervorragende Aufnahmen entstammen diesem Abschnitt. Natürlich legte Franz Konwitschny (1901-1962) auch eine Gesamteinspielung aller Sinfonien Ludwig van Beethovens vor, und nicht nur eine: Die vorliegende Gesamteinspielung aus den Jahren 1959 bis 1961 ist die dritte und letzte.

Konwitschnys Beethoven hat Größe, Durchsichtigkeit und Schneid. Bei ihm hört man Details, die man sonst nie hört: nicht bei Carlos Kleiber, nicht bei Casals, bei Harnoncourt, bei Gardiner, Karajan, Zinman oder Abbado. Was jedoch über alle Maßen besticht, ist der unendliche Fluss der Musik, der bei Konwitschny mit Aura, Wärme und wundervollen Ideen vereint wird. Da zieht er das Tempo unmerklich an, da lässt er retardieren und dies alles nicht gekünstelt, sondern unendlich musikalisch. Ein Spritzer Furtwängler und eine Prise Toscanini, vereint mit eigenständiger Genialität. 

Diese Darstellung erscheint mir musikalisch als eine der bedeutendsten, die uns der Plattenmarkt bietet. Allein die Tatsache, daß mit peinlicher Gewissenhaftigkeit jede Wiederholung ausgeführt wird, verleiht den einzelnen Sätzen das nötige Eigengewicht und der Gesamtgestalt die richtigen Proportionen. Wichtig ist das vor allem für den ersten und letzten Satz, denen im Verein mit ideal bestimmten und unbeirrt durchgehaltenen Tempi titanische Kraft und an manchen Stellen ungeheure, kaum zu ertragende Spannungen verliehen werden. 

 Als Zugabe gibt's noch einige Ouvertüren in einheitlich grandioser Einspielung: Die drei Leonore Ouvertüren plus die Fidelio Ouvertüre - herausragend vor allem in den Fortepassagen -, die Coriolan Ouvertüre - ein weiterer Höhepunkt dieser Box - und die Ouvertüre zu Beethovens Ballett "Die Geschöpfe des Prometheus". Angesichts des hohen Alters der Aufnahmen muss die wunderbare Aufnahmequalität in höchsten Tönen gelobt werden. Kurz: Ein 'Must' für jeden Beethoven-Sammler.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen