Samstag, 20. Mai 2006

Carl Lazzari




Im Kloster Sankt Ottilien malte Carl Lazzari das Leben Christi

"Die Bergpredigt" aus dem Bilder-Zyklus von Carl Lazzari für die Benediktinerabtei St. Ottilien 2006.

Sankt Ottilien (KNA) Wenn Jesus heute in Bayern leben würde, dann hätte er eine dunkelblaue Jeans und ein blutrotes T-Shirt an; der Sohn Gottes würde im Starnberger See getauft und als Terrorist verfolgt werden - so stellt sich zumindest Carl Lazzari die Ankunft Christi im 21. Jahrhundert vor. Entsprechend hat dies der englische Künstler in seinen Bildern auch umgesetzt. Drei Jahre lebte er im Kloster der Missionsbenediktiner im oberbayerischen Sankt Ottilien, aß gemeinsam mit den Mönchen, unterrichtete an deren Gymnasium Kunst und englische Poesie und schuf an den Nachmittagen zwölf mannshohe Gemälde in Öl.

In seinen Werken überträgt Lazzari die Geschichte Jesu von der Verkündigung bis zur Kreuzigung und Auferstehung in die heutige Zeit: Wie würden die Menschen in Sankt Ottilien Jesus empfangen? Was würde er hier sehen können? Für den 72- jährigen Maler zählt die Gegenwart: "Ich lebe im Jahr 2006, also bin ich ein Maler des Jahres 2006", sagt der Künstler und wehrt ab, wenn er sich selbst in eine bestimmte Kunsttradition einordnen soll. "Meine Gemälde sind modern, weil sie zeitgenössisch sind und nicht, weil sie einer bestimmten Mode folgen."

In dem Zyklus "Auferstehung: Ein Leben Jesu Christi" stehen Menschen im Vordergrund: Mehr als 130 Personen hat Lazzari für seine Bilder porträtiert, und jede Bildfigur findet ihr Gegenstück in der wirklichen Welt. Pater Rochus Wiedemann etwa hat für Jesus Modell gestanden, und Maria ist eine blonde Schülerin des Gymnasiums von Sankt Ottilien.

Das Kloster ist die Kulisse für Jesu Leben: Zur Geburt Christi kommen Mönche und Schüler vor dem großen Bauernhaus der Erzabtei zusammen, auf einem anderen Gemälde ist Jesus zu sehen, wie er im Portal der Abteikirche steht und voll Zorn die Geldverleiher aus dem Gotteshaus jagt. Für die Kreuzigungsszene hat Lazzari das große Steinkreuz verwendet, das sonst am Eingang zum Friedhof von Ottilien steht.

Lazzari bezeichnet sich selbst als einen Atheisten. Um den Zwiespalt zu überwinden, dass er den historischen Jesus zwar faszinierend findet, aber nicht an ihn glauben kann, hat er jedes Bild für einen befreundeten Gläubigen gemalt und diesen mit in das Bild aufgenommen.So ist am rechten Rand der Verkündigung Mutter Irene Dabalus, Generaloberin der Tutzinger Missions-Benediktinerinnen, zu sehen; Pastor Ephraim Satuko aus Simbabwe wiederum ist ein stiller Beobachter der Szene, wie Jesus die Händler aus dem Tempel vertreibt. Auf dem Gemälde der Kreuzigung ist als Hauptporträt ein muslimisches Mädchen abgebildet: Lazzari lernte Munelera 1995 in einem Flüchtlingslager in Bosnien kennen, wo er sich um vom Krieg traumatisierte Kinder kümmerte. Das Mädchen hatte kurz zuvor ihre gesamte Familie verloren: "Sie weiß, was es heißt, gekreuzigt zu sein."

Auf Einladung des Erzabtes von Sankt Ottilien, Jeremias Schröder, kam Lazzari in das Kloster. Bei einer Pilgerreise durch Italien hatten sich die beiden kennengelernt. Nun darf Erzabt Jeremias sich über das "Evangelium von Sankt Ottilien" freuen, wie er den Bilderzyklus nennt: "Hier in Sankt Ottilien sehen wir Jesus immer nur auf uralten Gemälden. Aber Carl hat Jesus bei uns und unter uns entdeckt."

>> DOWNLOAD: KATALOG ZUR AUSSTELLUNG (PDF)

>> DOWNLOAD: Das Handbuch: Resurrection - a life of Jesus Christ (PDF / 209 S.)

Samstag, 13. Mai 2006

KlosterZeit : in der Stille


KlosterZeit : in der Stille / hrsg. von Christian Leven. Mit Fotogr. von Werner Richner. - Stuttgart : Kreuz, 2005. - [124] S. : übrw. Ill. - ISBN 3-7831-2532-4

Bildbände über Klöster sind in. Nicht erst nach Philip Grönings Kinoereignis „Die große Stille“ versuchen zahllose Fotografen das „Geheimnis“ klösterlicher Kontemplation und Stille auch im Bild festzuhalten. So auch dieser Bildband mit den zahlreichen, oft doppelseitigen Fotografien von Werner Richner. Man sieht eine Vielzahl europäischer Klöster, Klostergärten, Kreuzgänge, Mönche, Refektorien, Bibliotheken oder die Landschaften im Umfeld. Teilweise werden die Bilder ergänzt durch von Christian Leven ausgewählte Zitate von christlichen Mystikern, Philosophen und Theologen wie Meister Eckhart, Johannes Tauler oder Pierre Teilhard de Chardin, die zu Meditation, Stille und Schweigen anregen sollen. Zwar wird eine Gliederung des Buches durch Überschriften, die sich am monastischen Stundengebet und Tagesablauf (Vigil, Laudes, Terz, Sext usw.) orientieren, vorgegeben, dem Rezensenten scheinen die Bilder und Texte aber trotzdem beliebig austauschbar zu sein.

Die Druckqualität der oft sehr stimmungsvollen Bildaufnahmen von Werner Richner ist in der Regel zufriedenstellend, manchmal leider jedoch etwas unscharf und „grobkörnig“. Die Motivauswahl ist durchaus ansprechend, wirkt jedoch vielleicht, gerade wenn Personen zu sehen sind, doch etwas gestellt und „gekünstelt“: Wann wird man schon in einer alten Klosterbibliothek einen Mönch, der einen alten, sehr schweren Folianten, den er stehend mit nur einer Hand hält, lesend antreffen? - In meiner bald zehnjährigen Zeit als Klosterbibliothekar habe ich ein so (zu) schönes Bild leider bisher noch nie gesehen.

Am Ende des Bandes findet man eine einseitige Bildlegende, die die zahlreichen Klöster auflistet, in denen die Fotografien gemacht wurden. Und hier liegt denn m.E. auch der eventuelle Nutzen eines solches Bildbandes: Vielleicht wird er den einen oder anderen Leser doch dazu anregen, in einer Zeit, die immer mehr von Rastlosigkeit und Hektik geprägt wird, das ein oder andere Kloster aufzusuchen, um dort Ruhe und Stille, Zeit für sich selbst und für Gott zu finden.

P. Siegfried Wewers OSB

(Rezension für die ORDENSKORRESPONDENZ)

Freitag, 12. Mai 2006

Gottes Weber : das Leben des heiligen Antonio Maria Claret


Porath, Silke:
Gottes Weber : das Leben des heiligen Antonio Maria Claret ; Roman / Silke Porath. - Waldsolms: Gipfelbuch-Verl., 2006. - 425 S.
ISBN 3-937591-21-4

Passend zum 200. Geburtstag Clarets (1807-1870) schrieb die junge deutsche Journalisten Silke Porath (Jahrgang 1971) ihren ersten biografischen Roman „Gottes Weber“. Ein in unserer Zeit recht ungewöhnliches Unternehmen, da Heiligenbiografien in Romanform heute nicht mehr zeitgemäß zu sein scheinen: Es ist ein Wiederbelebungsversuch des Historienromans. Man fühlt sich etwas an die bekannten hagiografischen Romane wie beispielsweise „Der Pfarrer von Ars“ oder „Der Bettler von Granada“ von Wilhelm Hünermann erinnert, der es in den 50er und 60er Jahren bestens verstand, fesselnde „Lebensbilder“ großer Persönlichkeiten zu zeichnen.

Und auch in „Gottes Weber“ stehen somit nicht in erster Linie Zahlen, Daten und Fakten im Vordergrund, diese werden als Anhang in tabellarischer Form am Endes des Buches korrekt nachgeliefert, sondern die „Lebensgeschichte“ Clarets. So schreibt die Autorin: „Mein Anliegen war es, den Menschen Claret zu zeigen. Um dies möglich zu machen, habe ich zum Mittel der Fiktion gegriffen. So stimmen Zeitenfolge und die Begegnungen mit Menschen, die mir als Vorlage für die literarischen Figuren dienten, nicht immer mit der Realität überein. Einige Personen in meinem Buch haben wirklich gelebt. Manche sind meiner Phantasie entsprungen ... Dieses Buch ist der Versuch, eine Vision und einen Visionär zu zeigen, der bis heute Vorbild sein kann.“

Die Autorin erzählt die Geschichte des hl. Antonio Maria Claret, eines jungen spanischen Webers zur Zeit Napoleons, der gegen den Widerstand seines Vaters den Familienbetrieb in Sallent verlässt und die berufliche Ausbildung aufgibt um Priester und Ordensmann zu werden.

Auf „Ratschlag“ der Gottesmutter Maria, die ihm seit seiner Kindheit bis zu seinem Tode immer wieder regelmäßig erscheint, gibt er aber seinen Wunsch Kartäuser zu werden schließlich auf und möchte von den Menschen von nun an als Wanderprediger helfen: "Mehr Menschen erreichen, alle erreichen, die Armen überall, ihnen beistehen“, das ist sein sehnlichster Wunsch. Und das schreibt er 1839 nieder und sendet sein Gesuch schließlich an den Bischof. Sein Gesuch wird erhört. Claret wird zu einem begnadeten Volksmissionar in seiner Heimat Katalonien. Von dort aus beginnt er seine entbehrungsreiche Reise durch das zerrissene Land, später durch halb Europa.

1847 gründet er mit fünf Brüdern die „Kongregation vom Hl. Unbefleckten Herzen Mariens“ und 1849 die „Bruderschaft von der christlichen Lehre“ (Claretiner). Kurze Zeit darauf wird er zum Bischof von Kuba ernannt und muss seinen Konvent verlassen. Gleich nach seiner Ankunft begreift er, dass eine Erneuerung des christlichen Lebens unbedingt notwendig ist. Er organisiert eine Reihe Missionskampagnen, an denen er sich selbst beteiligt, um das Wort Gottes in alle Ortschaften zu tragen. Nach einem Attentat ist er lange Zeit mit schweren Verletzungen ans Bett gefesselt. Seine Genesung geschieht aber wundersamerweise mit Hilfe der Jungfrau Maria binnen einer einzigen Nacht. Obwohl Claret in seiner asketischen, nach innen gerichteten Lebenswelt nie nach Einfluss, Rang und Stellung strebt, führt sein Weg weiter nach oben. 1857 wird Antonio Claret an das spanische Königshaus als persönlicher Beichtvater der jungen Regentin Isabella II. gerufen, dessen Kinder er in der Theologie erzieht und auch für Isabella selbst bald zu einer Vaterfigur wird. Die Dienste am Hof füllen weder die Zeit noch den apostolischen Geist Clarets aus. Darum weitet er seine Aktivität auf die Stadt aus. Er predigt und hört Beichte, schreibt Bücher, besucht Gefängnisse und Krankenhäuser.

Infolge der Septemberrevolution von 1868 geht er mit der Königin ins Exil. Zur Feier des goldenen Priesterjubiläums von Papst Pius IX begibt er sich nach Rom und nimmt an der Vorbereitung des Ersten Vatikanischen Konzils teil. Nach dem Ende der Sitzungen ist Claret gesundheitlich so stark angeschlagen, dass er sich in die Gemeinschaft, die seine Missionare in Prades (Südfrankreich) hatten, zurückzieht. Selbst dort erreichen ihn seine Verfolger, die ihn gefangennehmen und nach Spanien bringen wollen, um ihn dort vor Gericht zu stellen und abzuurteilen. Claret muss wie ein Straftäter fliehen und sucht im Zisterzienserkloster Fontfroide Zuflucht, wo er, umgeben von der Zuneigung der Mönche und einiger seiner Missionare am 24. Oktober 1870 im Alter von 63 Jahren stirbt. - Am 25. Februar 1934 wurde er von Papst Pius XI. seliggesprochen. Pius XII. sprach ihn am 7. Mai 1950 heilig.

Silke Porath gelingt es, die „Lebensgeschichte“ Clarets mit einer flüssigen, intensiven und sehr bilderreichen Sprache umzusetzen und zu einem angenehm zu lesenden Gesamtwerk zusammenzufügen. – Allerdings ist ihr Sprachstil aber vielleicht manchmal doch etwas „zu bilderreich“, was besonders bei den Visionen, beispielsweise bei der Marienerscheinung nach dem Attentat an Clarets Krankenbett auffällt:

»Ich schlafe nicht«, will Claret sagen, doch der dicke Verband legt sich kühl auf sein Gesicht. »Ich fürchte mich«, denkt er und sieht hinter seinen geschlossenen Augen das lächelnde Gesicht seiner Schwester. Langsam schwebt die Mädchengestalt höher und höher, erhebt sich in die Luft. Nebel umgibt die Gestalt, Rosa verblasst, ihre warme Stimme wird leiser, verstummt und aus dem Nebel formt sich das lächelnde Antlitz der Heiligen Jungfrau.
»Fürchte dich nicht, Antonio Claret«, lächelt Maria den Kranken an. »Fühlst du denn nicht mehr das Feuer der Gnade, das Glück, dass dein Blut im Namen meines Sohnes vergossen wird?«
Die Erscheinung hebt die Hand, als wolle sie den schlafenden Claret streicheln. Heiß und wohlig durch­strömt eine Welle aus Liebe und Glück den Körper des Erzbischofs, wärmt seinen Magen, sein Herz und legt sich wie ein Schleier auf die pochende klaffende Wunde in seinem Gesicht. Sanft scheint die Heilige Jungfrau ihre Hand auf die Wange des Priesters zu legen. Wie tausend Stiche fährt die Berührung Claret ins Gesicht, er kann sich selbst sehen, wie er wund und schwach im Bett liegt, er sieht den weißen Kieferknochen, der durch das Fleisch seiner Wange schimmert, den Riss, der quer über sein Gesicht geht.
»Vertraue mir«, flüstert die Jungfrau. Dann wabert der Nebel hoch, sanft streicht die Erscheinung über den aufgeschnittenen rechten Arm des Bischofs, seine Hand zuckt, will nach der Gestalt greifen. Doch der Nebel wird dichter und es bleibt nur noch ein Gedanke für Antonio Claret — der Glaube an die Hilfe und Gnade der himmlischen Mutter. (S. 300)

Solche Textpassagen bleiben natürlich „Geschmackssache“. - Aber vielleicht fehlt es dem Rezensenten hier aber auch einfach etwas an Fantasie (und Erfahrung), weil er zu „verkopft“ denkt? - Biographische Romane sind für jeden Autoren eine schwierige Übung, gilt es doch möglichst genau bei den historischen Fakten zu bleiben und trotzdem noch Spannung zu erzeugen. Wenn dann die handelnden Personen dann auch noch fest im Glauben verwurzelt sind und dazu auch noch Visionen haben, erhöhen sich diese Probleme nochmals zusätzlich.

Letztendlich hat Silke Porath diese Probleme aber sehr gut zu bewältigen gewusst. „Gottes Weber“ bringt uns den hl. Antonio Claret als einen Menschen und eine faszinierende Persönlichkeit nahe, der seinem Glauben und seiner Berufung - trotz der vielfältigen Versuchungen und versuchten Einflussnahmen - treu bleibt und darin die Erfüllung seines Lebens findet. Darüber hinaus erfährt man, dank hervorragender Hintergrundrecherchen, viel über die Zeit und die Lebensumstände der Menschen im Umkreis des Heiligen: Ein sehr detailreicher, spannender und beeindruckender Historienroman, den man auch den jungen Menschen nicht vorenthalten sollte, die es heute noch wagen, einen Roman mit über 400 Seiten in die Hand zu nehmen.

P. Siegfried Wewers OSB

(Rezension für die ORDENSKORRESPONDENZ)




Donnerstag, 11. Mai 2006

Auch die Seele kennt Tag und Nacht


Martini, Carlo M.:
Auch die Seele kennt Tag und Nacht : Reflexionen für Zeiten innerer Prüfung / Carlo Maria Martini. [Aus dem Ital. von Wolfgang Bader] - München : Verl. Neue Stadt, 2005. - 78 S. - ISBN 3-87996-636-2

Carlo M. Kardinal Martini, einer der am meisten gelesenen geistlichen Autoren unserer Zeit, gibt dem Leser mit diesen Reflexionen „Auch die Seele kennt die Nacht“ eine nützliche Hilfe, die Zeiten innerer Prüfung zu deuten und zu bestehen. Dabei geht es dem langjährigen Erzbischof von Mailand darum, den Wechsel von hellen Tagen und von Zeiten der Finsternis in unserem Inneren, die Grunderfahrung eines wohl jeden Menschen, im Licht des Glaubens zu begreifen und anzunehmen: „Wir schauen auf die inneren Tiefen und Windungen des menschlichen Herzens. Wir versuchen zu unterscheiden, was Gott tut und was eine Auswirkung des Bösen ist“ (S. 8). Der Autor weist selbst darauf hin, dass seine Überlegungen und Betrachtungen in großer Nähe zu Regeln aus dem Exerzitienbüchlein des hl. Ignatius von Loyola stehen, die auch unter dem Begriff „Unterscheidung der Geister“ bekannt wurden: „Darin verbirgt sich ein großer Schatz von psychologischen Intuitionen“ (S. 9).

Im ersten Kapitel betrachtet Martini die „Nacht der Sinne“, Gefühle und Empfindungen die nicht unseren Werten und Überzeugungen entsprechen. Es sind dies die Zeiten der inneren Trostlosigkeit: „Dunkelheit der Seele, Verwirrung in ihr, Regung zu niederen und irdischen Dingen, Unruhe von verschiedenen Bewegungen und Versuchungen (Nervosität, Anspannung und negative Besetztheiten), Momente in denen die Seele träge, lau, traurig, ohne Liebe und Hoffnung ist.“ Nach einem Blick auf das Leben der Mutter Jesu, als vorbildhaftes Beispiel einer Begegnung und Überwindung der „Nacht des Herzens“, gibt Martini drei ganz konkrete Anregungen und Hilfen, um diese Zeiten der „dunklen Nächte“ und Trostlosigkeit auch zu überwinden: 1. Sich nicht wundern! – 2. Keine Entscheidungen fällen! – 3. Weiter beten!

Gerade in diesen kurzen, prägnanten und praktischen Hilfestellungen für die Zeiten der inneren Trockenheit im alltäglichen Leben liegt m.E. der ganz besondere Wert und praktische Nutzen dieses Büchleins. Abgeschlossen wird das Kapitel, wie auch alle folgenden, durch Denkanstösse und „Anregungen zum Nachdenken“ die jeweils danach fragen, was die Erfahrungen, die Maria und andere Personen gemacht haben, für uns heute bedeuten könnten.

Und auch im zweiten Kapitel „über die Nacht des Glaubens“ kommt Martini, wenn er den amerikanischen Geistlichen T. Green zitiert, gleich auf die praktische Ursache dieser „Glaubensnacht“ zu sprechen. „Wir gehen zu einem Gebetskreis, in eine Kirche, wir nehmen teil an einer liturgischen Feier, und wir erwarten, dass wir in uns etwas spüren. Spüren wir nichts, gewinnen wir den Eindruck, wir wären innerlich erkaltet. Das heißt, wir setzten das Beten gleich mit ,etwas spüren’ ... Viele von uns sind gewohnt, sofort das Ergebnis von dem zu sehen, wofür sie sich einsetzen. Und daran finden sie Gefallen. Daher blockiert es unseren Glaubensweg, wenn das Gebet nicht reich an guten Gedanken, an innerem Schwung, an tiefem Licht ist. Doch die Zeiten, in denen wir nichts spüren, sind nicht unfruchtbar, denn so wird das Gebet weniger ichbezogen und mehr ausgerichtet auf Gott. Wir lernen, wie Teresa von Avila es formulierte, den Gott des Trostes zu suchen und nicht die Tröstungen Gottes“ (S. 26). Hier fehlt es durchaus nicht an geistlicher und auch kirchlich-liturgischer Selbstkritik!

Die „Nacht des Glaubens“ sieht Martini aber auch in der Gottferne der heutigen Gesellschaft liegen, in der er am Ende dieses Kapitels zu sprechen kommt. Dennoch sieht er diese auch als eine Chance: „Sehe ich sie misstrauisch, pessimistisch oder als Ort, wo mein eigener Glaube geprüft wir und ich mit Jesus die Last dieser Welt tragen kann?“ (S. 38).

Nach der Betrachtung der „dunklen Zeiten des Herzens“ wendet sich Kardinal Martini in den nächsten drei Kapiteln dem Licht zu, „das nach der Finsternis“ aufstrahlt. Dabei unterscheidet er den „Trost des Geistes“, der sich im Nachsinnen über die Heilige Schrift und des göttlichen Heilsplans erkennen lässt und den Verstand erleuchtet, vom „Trost des Herzens“, der unser Gefühlsleben und unsere innere Befindlichkeit berührt und lenkt (S. 54). Der „Trost des Lebens“ schließlich ist in der Lage „im Tag die Nacht zu erkennen und in der Nacht das Licht zu sehen“ (S. 70). Den „Trost des Lebens“ erleben wir, „wenn uns in den dunklen Augenblicken eine Kraft begleitet, von der wir meinten, wir besäßen sie gar nicht. Wir fühlen uns von Gott und von den Menschen im Stich gelassen, doch in der Rückschau erkennen wir, dass der Herr uns begleitet hat auf unserem Weg ... Wenn wir auf unserem Weg und die Zeiten der Prüfungen zurückschauen, erfüllt uns manchmal Dankbarkeit, dass Gott gewirkt hat, dass er ‚wachsam’ war in jenen schwierigen Momenten ... Wenn wir in das Verborgene unseres Lebens schauen, begegnen wir dem Vater, hören wir seine Stimme. Und wir erkennen, dass ein solch schöner Weg die Mühe des Durchhaltens lohnt“ (S. 76ff).

In diesen letzten drei Kapiteln lenkt Martini einfühlsam den Blick auf die Sterne in der Nacht der Seele. Und auch hier findet man immer wieder präzise und klare Anregungen wie beispielsweise: „ - Zeiten und Räume des Schweigens suchen: Zu viel Lärm, zu viel Chaos, zu viele Worte können die Gabe [des Trostes des Geistes] ersticken ... Wir sollten alles fernhalten, was dieser Gabe entgegensteht. Dazu gehört zum Beispiel eine übermäßige Sorge um das Leben“ (S. 50). So findet man zahlreiche Orientierungshilfen beim Aushalten der Dunkelheit und Nacht-Situation, besonders auch in den konkreten Anregungen und den betrachtenden Gebeten, in denen die einzelnen Kapitel münden.

Martinis Buch ist ein wertvoller und sehr empfehlenswerter Wegweiser durch seelische Nacht- und Durststrecken, um durch sie im Glauben zu reifen.

P. Siegfried Wewers OSB

(Rezension für die ORDENSKORRESPONDENZ)

Sonntag, 7. Mai 2006

Schenke uns heilige Diener deines Altars

Gebet von Papst Benedikt XVI.
für geistliche Berufungen zum Priesteramt und für das gottgeweihte Leben anlässlich des Weltgebetstages für geistliche Berufungen am 7. Mai 2006

O Vater, lass unter den Christen viele
und heilige Berufungen zum Priestertum entstehen,
die den Glauben lebendig halten
und die dankbare Erinnerung an deinen Sohn Jesus bewahren,
durch die Verkündigung seines Wortes
und die Verwaltung der Sakramente,
durch die du deine Gläubigen ständig erneuerst.

Schenke uns heilige Diener deines Altars,
die aufmerksame und eifrige Hüter der Eucharistie sind,
des Sakraments der äußersten Hingabe Christi
für die Erlösung der Welt.

Rufe Diener deiner Barmherzigkeit,
die durch das Sakrament der Versöhnung
die Freude deiner Vergebung verbreiten.

O Vater, lass die Kirche mit Freuden
die zahlreichen Inspirationen des Geistes deines Sohnes aufnehmen
und lass sie - deiner Lehre fügsam -
Sorge tragen für die Berufungen zum priesterlichen Dienst
und zum geweihten Leben.

Unterstütze die Bischöfe, die Priester, die Diakone,
die Menschen des geweihten Lebens und alle in Christus Getauften,
damit sie treu ihre Sendung erfüllen
im Dienst des Evangeliums.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Montag, 1. Mai 2006

SCHATTEN IM KLOSTER

SCHATTEN IM KLOSTER
oder: Der Schatten vor meiner Tür

Wenn ich am späten Abend von meinem Bibliotheks-Büro zu meiner Cella gehe, komme ich - wenn das Licht stimmt - immer an diesem fantastischen Schatten direkt vor meiner Tür vorbei:

Einfach Beindruckend! - Das gibt es wohl nur im Kloster?

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Nach christlicher Auffassung stürzte Michael den Drachen (Satan) aus dem Himmel (Offenbarung des Johannes 12,7-9) und wurde nach dieser Tat zum Erzengel erhoben. In der katholischen Kirche wird er mit einem flammenden Schwert dargestellt. Er ist der einzige Engel, den die Bibel als Erzengel bezeichnet. Nach christlicher Auffassung ist seine Farbe rot in allen Schattierungen. Er erschafft Feuer und Wärme und gibt dem Blut seine Qualität. Nach katholischer Auffassung befindet er sich im Osten vor Gottes Thron.

(http://www.fotolog.com/spiritus_sanctus/14597395)