Christian Thielemann / Staatskapelle Dresden (Deutsche Grammophon)
Christian Thielemanns Live-Aufnahme von 2014 mit der Staatskapelle Dresden für Deutsche Grammophon legt mehr Wert auf Raffinesse und kammermusikalische Details als auf pure Wucht. Die dramatischsten Szenen – Elektras Wiedererkennung des Orest und die Schlussmomente der Oper – besitzen eine majestätische Wucht, wenngleich nicht ganz die mitreißende Energie eines Solti oder Mitropoulos. Evelyn Herlitzius' Elektra ist umstritten, doch ihre intensive, psychologisch packende Darbietung ist unüberhörbar, selbst wenn ihre Stimme mitunter dünn und vibratoreich klingt. Ihre Schreie in der Orest-Szene sind markerschütternd. Auch die übrigen Mitwirkenden sind exzellent: Waltraud Meier als gefährliche, manipulative Klytämnestra und René Pape als ungewöhnlich sensibler Orest.
Karl Böhm / Staatskapelle Dresden (Deutsche Grammophon)
Karl Böhm hinterließ mehrere Live-Aufnahmen der Oper, aber nur eine Studioaufnahme, die 1961 für die Deutsche Grammophon mit der Staatskapelle Dresden entstand. Seine Interpretation zeichnet sich durch fiebrige, nervöse Energie und die detailreiche Orchesterarbeit des berühmten Ensembles aus. Inge Borkh, eine der führenden Elektras ihrer Zeit, bietet eine psychologisch überzeugende und leidenschaftliche Darstellung. Auch die übrigen Sängerinnen und Sänger sind stark besetzt, wobei Dietrich Fischer-Dieskaus Orest besonders hervorsticht.

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