Lange ist daran gezweifelt worden, daß Mozart diese groß angelegte Messe als 12jähriger anläßlich der Einweihung der Wiener Waisenhauskirche komponiert haben soll. Die hohe künstlerische Qualität des Werkes ließ das selbst unter Berücksichtigung der extremen Frühreife Mozarts kaum glaubhaft erscheinen. Neuere Forschungsergebnisse haben jedoch die endgültige Bestätigung erbracht, und so bleibt uns nur uneingeschränkte Bewunderung für dieses geniale Frühwerk.
Die "Waisenhaus-Messe" hat bei weitem nicht die Popularität vieler späterer Meßkompositionen Mozarts erlangt, was wohl mit der extremen Länge des Werkes und die damit verbundene erschwerte Aufführung im Rahmen eines Gottesdienstes zu tun hat. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sie rein künstlerisch die meisten danach entstandenen Salzburger Messen hinter sich läßt.
Doch nun zur Aufnahme: ein exzellentes Solistenquartett stand dazu bereit, allen voran Gundula Janowitz mit ihrem leuchtkräftigen Sopran, die besonders im "Laudamus te" (Gloria) und im "Et incarnatus est" (Credo) wahre Wunder vollbringt, was reine Schönheit des Gesanges, aber auch Artikulation und Einfühlungsvermögen anlangt. Aber auch Frederica von Stade (Alt), Wieslaw Ochman (Tenor) und Kurt Moll (Bass) erbringen großartige Leistungen, von Stades prächtige Altstimme mischt sich im "Et incarnatus" mit dem Sopran von Gundula Janowitz ganz wunderbar.
Der Chor der Wiener Staatsoper singt glänzend und vor allem textverständlich; es ist immer wieder erstaunlich, zu welcher Expansion und Tonschönheit dieses Ensemble fähig ist. Die Wiener Philharmoniker sind bestens disponiert und werden von Claudio Abbado feinnervig und souverän angeführt.

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