Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium fängt die musikalische Essenz der Festtage ein. Die bedeutendste Weihnachtsmusik des berühmten Leipziger Großmeisters erklingt jedes Jahr in Konzerten weltweit. Diese Referenzaufnahme aller sechs Kantaten ist prachtvoll und präsentiert eine Traumgruppe von Bach-Spezialisten als Solisten. Die festliche Erhabenheit der Orchesterpassagen und die Intimität der Arien mit virtuosem Dialog zwischen Vokal- und Instrumentalsolisten wurden von Ton Koopman zu einem überzeugenden Gesamtkonzept vereint. Koopman wirkt gelöst, unverkrampft, er lässt die Musik fließen und natürlich atmen, und er beweist immer wieder auch sein ausgeprägtes Gespür für sinnliche klangfarbliche Reizwirkungen.
Ließen sich bei Koopman und seinem spieltechnisch und artikulatorisch brillanten Amsterdamer Barockorchester nicht hier und da auch noch Quäntchen jugendfrisch-stürmischen Überschwangs ausmachen, so trüge diese Interpretation alle Anzeichen wahrer Altersweisheit. Koopman kämpft nicht, er provoziert nicht mehr um des bloßen Muskelspiels willen, sondern er lässt der Musik Raum. Das verleiht seiner Darbietung einen Hauch zeitloser Gültigkeit und ein überaus menschliches Gesicht. Auch die Besetzung der Solopartien kann voll überzeugen; namentlich Christoph Prégardien als Evangelist verbindet stimmliche Schönheit mit einer erzählerischen Aussagekraft, die ganz ohne Manierismen auskommt.
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