Thomas Morus, 1478 in London geboren, studierte Rechtswissenschaft in Oxford. Er stieg unter Heinrich VIII. bis zum höchsten Amt des Lordkanzlers auf. Er führte ein glückliches Familienleben, hatte vier Kinder; er verband überragende Geistesschärfe mit tiefer Frömmigkeit und einem Humor, der nicht zu erschüttern war. 1532 legte er sein Amt aus Gewissensgründen nieder; 1535 wurde er, zwei Wochen nach John Fisher, wegen angeblichen Hochverrats hingerichtet. Auf dem Schafott sagte er: „Ich sterbe als des Königs treuer Diener, aber zuerst als Diener Gottes.“
GEBET
Deine Gnade schenk mir, guter Herr,
diese Welt gering zu achten.
Meine Seele fest an dich zu binden,
nicht an Menschenmund und -wort zu hängen.
Laß mich bejahen, daß ich einsam bin
und wunschlos nach der Kumpanei der Welt.
Gib, daß jeder Schritt aus ihr heraus
mein Herz der irdischen Geschäftigkeit entrückt.
Dass es mir nicht Verlockung, sondern Qual bedeute,
auf Hirngespinste, Weltgeschwätz zu hören.
Laß voller Freude, lieber Herr, an dich mich denken
und deine Hilfe fromm erbitten.
Gewähre mir, ganz deinem Trost zu trauen
und dich zu lieben als meiner Mühen Lohn;
Meine Bosheit zu erkennen, die Erbärmlichkeit,
und demütig in deiner Hand zu werden.
Herr, mach mich willig, meine Sünden zu beklagen,
für ihre Sühnung Leid geduldig zu ertragen.
Ich preise, Herr, was mich schon hier auf Erden reinigt;
Laß mich in Not und Elend fröhlich sein!
Den schmalen Pfad zum Leben laß mich gehen
und Christi Kreuz die eignen Schultern leihn.
Die letzte Stunde laß mir vor der Seele stehen,
vor Augen immerfort den Weggefahrten Tod.
Ihn gib mir, Herr, zu meinem Nebenmann,
damit ich nie die Hölle zu betrachten unterlasse
und um Verzeihung bitte, eh der Richter naht,
im Herzen gegenwärtig, was Christus für mich litt.
Gewähr mir, lebenslang zu danken für sein Gutsein
und rückzukaufen die verlorne Zeit;
Von Wortgeklingel, Redeschwall mich freizuhalten
Und ebenso von lauten törichten Vergnügen.
Den dummen aufgeputzten Leerlauf laß mich meiden
und was Frau Welt so feilbietet an Freuden:
Freundschaft, Freiheit, Lebenslust, wonach wir trachten,
gelange ich zu Christus nur, für nichts zu achten.
Als meinen besten Freund lehr mich erkennen
den schlimmsten Feind. Die Brüder Josefs hätten
mit aller Lieb und Gunst ihm so viel Gutes
nie erweisen können wie durch ihren Haß und Neid!
Dies alles zu bedenken, nützt unendlich mehr
als aller Fürsten-Reichtum dieser Welt
und als der Christen und der Heiden Gut und Geld.
Und wäre es auch aufgehäuft zu Bergen.
Amen
PRAYER
Give me the grace, Good Lord
To set the world at naught. To set the mind firmly on You and not to hang upon the words of men's mouths.
To be content to be solitary. Not to long for worldly pleasures. Little by little utterly to cast off the world and rid my mind of all its business.
Not to long to hear of earthly things, but that the hearing of worldly fancies may be displeasing to me.
Gladly to be thinking of God, piteously to call for His help. To lean into the comfort of God. Busily to labor to love Him.
To know my own vileness and wretchedness. To humble myself under the mighty hand of God. To bewail my sins and, for the purging of them, patiently to suffer adversity.
Gladly to bear my purgatory here. To be joyful in tribulations. To walk the narrow way that leads to life.
To have the last thing in remembrance. To have ever before my eyes my death that is ever at hand. To make death no stranger to me. To foresee and consider the everlasting fire of Hell. To pray for pardon before the judge comes.
To have continually in mind the passion that Christ suffered for me. For His benefits unceasingly to give Him thanks.
To buy the time again that I have lost. To abstain from vain conversations. To shun foolish mirth and gladness. To cut off unnecessary recreations.
Of worldly substance, friends, liberty, life and all, to set the loss at naught, for the winning of Christ.
To think my worst enemies my best friends, for the brethren of Joseph could never have done him so much good with their love and favor as they did him with their malice and hatred.
These minds are more to be desired of every man than all the treasures of all the princes and kings, Christian and heathen, were it gathered and laid together all in one heap.
Amen
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"Von Natur bin ich ängstlich und schreckhaft... Dennoch habe ich mich, wie du weißt, in all den entsetzlichen Todesängsten, die ich vor meiner Einlieferung in den Tower oft mit bekümmertem und verzagtem Herzen durchmachte, in keinem einzigen solchen Angstzustand, mit dem Gedanken vertraut gemacht, etwa in äußerster Furcht vor den körperlichen Schmerzen doch einer Sache zuzustimmen, die meinem Gewissen widerspräche und mir Gottes tiefstes Mißfallen zuzöge."
(Thomas More an seine Tochter Margret, im Tower von London 1534)
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„Viele Menschen erkaufen sich die Hölle mit so großer und schwerer Arbeit,
dass sie mit der Hälfte davon den Himmel hätten erkaufen können.“
(Thomas Morus)
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"Wo hat die Natur je einen Geist gebildet, der liebenswürdiger, angenehmer und glücklicher wäre ah der des Thomas Morus?"
(Erasmus von Rotterdam)
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DER BUCHTIPP:
Peter Berglar:
Die Stunde des Thomas Morus : Einer gegen die Macht
490 S.. : Abb., Adamas Verlag, 1998. -
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Für die Ehrlichkeit in Gewissensfragen nimmt der große Brite und Heilige der katholischen Kirche Thomas Morus den Tod auf sich. Fesselnd schildert Berglar Morus' politische Karriere und die innere Biographie eines eher ängstlichen Mannes. "Seit langem die erste vollgültige Biographie ... Man hätte sie nicht gerechter, feinfühliger für Nuancen, lebensnäher erzählen können." (Golo Mann)
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