Obwohl es mittlerweile über fünfzig Jahre her ist, dass Fritz Wunderlich am 17. September 1966 auf tragische Weise mit nur 35 Lebensjahren ums Leben kam, blieb seine unvergleichliche Tenorstimme unvergessen. Das liegt einmal daran, dass seine künstlerische Karriere so kometengleich begann: von einer Freiburger Studentenaufführung von Mozarts Zauberflöte war der junge Sänger an die Stuttgarter Staatsoper engagiert worden, ging anschließend über Frankfurt nach München, trat an der Wiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen auf und ein Angebot der New Yorker Metropolitan Opera lag bereits vor. Vor allem erinnert man sich aber seiner vitalen, lebensfrohen Persönlichkeit wie seiner schier unbegrenzt belastbaren Stimme voller Schmelz, mit großer Fülle und Strahlkraft und einem bezauberndem Timbre. Die akkurate, stets verstehbare Aussprache der gesungenen Worte war vorher und blieb nachher unerreicht.
In dieser Münchner Live-Aufnahme der "Zauberflöte" vom 26. Juli 1964 bewahrt Wunderlich stets die Schönheit des Tons, der präzisen Diktion und des nahtlosen Legatos, die für Mozart unverzichtbar sind, und schafft aus Tamino einen leidenschaftlichen Charakter aus Fleisch und Blut. War Wunderlich in der berühmten Studio-Aufnahme von Karl Böhm (Deutsche Grammophon) schon sehr gut, hier ist er noch besser!
Aber es gibt noch viel mehr zu genießen. Anneliese Rothenbergers Münchener Pamina ist eine Verbesserung gegenüber ihrer guten EMI-Aufnahme von 1972 mit Wolfgang Sawallisch. Wie bei Wunderlich scheint das Münchner Publikum Rothenberger zu einer Aufführung mit weitaus größerem Engagement und dramatischer Schärfe zu inspirieren.
Der Bariton Hermann Prey war wahrscheinlich der beste Papageno seiner Generation, und er liefert auch hier einen weiteren meisterhaften Auftritt. Ich schätze auch Karl-Christian Kohns Sarastro mit seinem tiefen Bass sehr, der die übliche Interpretation "vom Himmel hoch da komm ich her ..." vermeidet.
Die Beiträge des Bayerischen Staatsopernchors und der Münchner Philharmoniker sind hervorragend. Der Dirigent Fritz Rieger führt eine Aufführung in der romantischen Tradition an. Das Tempo ist größtenteils moderat, und das Orchester strahlt einen herbstlichen Glanz aus. Vielleicht keine Wiedergabe, die Befürworter authentischer Darbietungen bejubeln würden (was auch immer das bedeutet), sondern eine liebevolle und meiner Meinung nach überzeugende Darstellung der großartigen Partitur.
Der aufgenommene Klang ist hervorragend, praktisch das Äquivalent einer Studioaufnahme, wenn auch in Mono.
Darsteller: Fritz Wunderlich (Tamino), Karl Christian Kohn (Sarastro), Erika Köth (Königin der Nacht), Anneliese Rothenberger (Pamina), Hermann Prey (Papageno), Gertrud Freedmann (Papagena), Ferry Gruber (Monostatos), Kieth Engen ( Sprecher), Hildegard Hillebrecht, Dagmar Naaf, Ira Malaniuk (Drei Damen), Chor der Bayerischen Staatsoper, Münchener Philharmoniker, cond. Fritz Rieger.
Foto: Am Grab (212-W-18) meines Idols auf dem Münchner Waldfriedhof.
Klein beleuchtet kurz 49: Sabine Devieilhe Elbphilharmonie, 20. November
2024
-
Mathieu Pordoy und Sabine Devieilhe; Foto Patrik Klein Nach der
musikalischen Pleite am vergangenen Wochenende in der Staatsopernpremiere
des „Freischütz...
vor 3 Stunden
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen