Eigentlich wollte ich - wie wahrscheinlich jedes normale deutsche Kind - immer schon "Heldentenor" werden. Vor allem die beiden singenden "Super-Ritter" Lohengrin und Tristan hatten es mir schon als 15-jährigen ganz besonders angetan. Und zum Entsetzen meiner Eltern gab es deshalb ab diesem Zeitpunkt - eigentlich täglich - in IHREM Wohnzimmer stundenlange Opernaufführungen.
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MEIN Wohnzimmer konnte damit endgültig zu einem zweiten Bayreuth eingeweiht werden. - Natürlich mit dem passenden Bühnen(ritter)weihfestspiel: dem Parsifal. Da mir eine übliche "Privatvorstellung" für diesen Anlaß nicht angemessen erschien, die ganze Familie - samt Dackel - sollte ja an diesem Ereignis teilhaben dürfen, ließ ich mir deshalb zu Weihnachten von meinem Patenonkel meinen ersten Parsifal (die legendäre Bayreuther Kna. - Aufnahme von 1962) schenken. Da sich der am Hl. Abend geschmückte Christbaum und der große Speisetisch für das von meinem Großvater jedes Jahr gestiftete Weihnachtsfestkaninchen nunmal in MEINEM Wohnzimmer befanden, brauchte ich jetzt nur noch die alljährlichen Worte meines Vaters "leg´ doch jetzt bitte eine schöne Platte auf" abzuwarten. Darauf war ich vorbereitet (die erste der fünf LPs lag natürlich schon längst auf Plattenteller): "Ich leg´ jetzt das Weihnachtgeschenk von Onkel Josef auf", war die wohlüberlegte Antwort. Und zum ersten Mal erklang das Vorspiel zum Parsifal (zwar etwas zweckentfremdet) als weihnachtliche Tafelmusik in MEINEM Bayreuth. - Und alle, wirklich alle (2 Omas, 1 Opa, Mama, Papa, der kleine Bruder, der Patenonkel und natürlich der etwas neurotische Dackel, der wahrscheinlich auf abfallende Knochen wartete) mussten nun zuhören! Niemand konnte - wie üblich - weglaufen oder einen "Plattenwechsel" erbitten, wäre das doch gegenüber meinen Patenonkel wirklich unhöflich gewesen: Mein erster Parsifal (zumindest die erste von fünf LPs) im weihnachtlichen Kreise der ganzen Familie. - Mein schönstes Weihnachten. - Kindheitserinnerungen. -
Aus der geplanten "Ritter-Heldentenor-Karriere" ist dann später irgendwie nichts mehr geworden, - wie eben bei den meisten anderen Kindern auch. - Zuviele Ritter und Heldentenöre wären ja auch gar nicht gut. - Aber dennoch hat besonders der Parsifal, sogar meine theologische Diplomarbeit habe ich später irgendwann über dieses religiös anmutende "Bühnenweihfestspiel" geschrieben, mich immer wieder begleitet und bereichert. Mittlerweile - d.h. 120 Jahre nach der Bayreuther Uraufführung - gibt es natürlich unendlich viel (mehr oder weniger gescheite) Literatur über Wagners letztes Werk. - Aber den wirklich allerersten Kommentar, den seines Schülers Hans von Wolzogen (1848 -1938), den möchte ich Ihnen (d.h. der interessierten Menschheit) nun an dieser Stelle - als Download - zur weiteren Auseinandersetzung mit diesem Werk erstmals wieder im Internet zur Verfügung stellen. Selbst in wirklich großen öffentlichen Bibliotheken ist dieser erste "Leitmotiv"-Kommentar oft nur äußerst mühsam (meistens aber überhaupt nicht) zu bekommen. - "Gott sei Dank" gibt es da aber noch die guten, alten Klosterbibliotheken. Und wenn dann auch noch der Klosterbibliothekar ein leidenschaftlicher Wagnerianer (und Webmaster) ist und Sie vor allem auch noch die richtigen Suchworte in Ihre Suchmaschine eingegeben haben (denn höchstwahrscheinlich werden Sie so diese Seite gefunden haben), dann: "Heil, dir Sonne! Heil, dir Licht!"- Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre beim Studium dieses "Ur-Leitmotiv-Führers". Und falls Sie - ganz zufällig - noch eine Karte für den "grünen Hügel" übrig haben sollten? - Sie dürfen sich jederzeit bei mir ((siegfried@ottilien.de) melden! PAX ET BONUM!
Ihr Pater Siegfried
LEITFÄDEN DURCH DIE MUSIK
LEITFÄDEN DURCH DIE MUSIK
Wolzogen, Hans ¬von¬: Thematischer Leitfaden durch die Musik des Parsifal, nebst einem Vorworte über den Sagenstoff des Wagner'schen Dramas. - 2. Aufl. - Leipzig : Senf, 1882. - 92 S. : mit Notenbeispielen |
Wolzogen, Hans ¬von¬:
Thematischer Leitfaden durch die Musik zu Richard Wagners´s Tristan und Isolde, nebst einem Vorworte über den Sagenstoff des Wagner'schen Dramas. - 3. unveränd. Aufl. - Leipzig : Reinboth, 1888. - 47 S. : mit Notenbeispielen |
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