Samstag, 2. Mai 2020

Zum Beethoven Jahr 2020

2020 feiert die ganze Welt den 250. Geburtstag von Beethoven.

Im Reigen der großen "Fidelio"-Aufnahmen nimmt Wilhelm Furtwänglers Studioproduktion von 1953 eine Ausnahmestellung ein. Es bedurfte immer eines besonderen Anstoßes, den großen Dirigenten ins Aufnahmestudio zu bringen. Furtwängler brauchte ein Publikum, um zur Höchstform auflaufen zu können, und deswegen stand er Schallplattenaufnahmen im allgemeinen skeptisch gegenüber.

Manchmal gelangen ihm aber auch Plattenproduktionen, die Ewigkeitscharakter beanspruchen dürfen. Zu diesen zählt ohne Zweifel der vorliegende "Fidelio", der im Oktober 1953 im Großen Musikvereinssaal in Wien aufgezeichnet wurde. Erstrangige Sänger standen ihm zur Verfügung. In der Titelpartie ist die unvergessene Martha Mödl zu hören und zu erleben, und man hat das Gefühl, daß es keiner Künstlerin vor oder nach ihr gelungen ist, ein solches in allen Teilen überzeugendes Rollenporträt zu gestalten. Was reine Stimmschönheit betrifft, kann man bei Frau Mödl durchaus geteilter Meinung sein, hier könnte man Vergleiche zu Maria Callas ziehen, aber darstellerisch ist ihre Leistung nicht zu toppen. Ihr zur Seite steht Wolfgang Windgassen, der große Wagner-Sänger auf dem Grünen Hügel nach dem Zweiten Weltkrieg, der die Rolle des Florestan gut und rollendeckend meistert. Alle übrigen Partien sind hervorragend besetzt, Gottlob Frick (Rocco), Otto Edelmann (Don Pizarro) und Alfred Poell als Minister Don Fernando. Ein ganz großes Kompliment ist noch Sena Jurinac zu machen, die aus der Marzelline fast eine Hauptrolle zu machen versteht. Selbst Rudolf Schock als Jaquino war keine schlechte Wahl (er singt übrigens auch, was in der Beilage nicht vermerkt ist, den ersten Gefangenen in der großen Chorszene).

Der Chor der Wiener Staatsoper ist eine glänzende Formation, der großartige, fein abgestufte Gefangenenchor zum Schluß des 1. Aktes ist einer der zahlreichen Höhepunkte der Aufnahme. Über die Wiener Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler braucht man eigentlich kein Wort mehr zu sagen, Seiten wären zu füllen, wollte man ihren Leistungen voll gerecht werden.

Ich verzichte diesmal mit Bedacht darauf, Vergleiche zu anderen Aufnahmen anzustellen, so gut diese im einzelnen auch sein mögen. Furtwänglers Wiener "Fidelio" ist eine Spitzenleistung, die in den CD-Olymp aufgenommen gehört.



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