Montag, 29. Januar 2024

Von der Faszination historischer Aufnahmen (3) - Lohengrin 1943 an der MET


Richard Wagner
Lohengrin
Astrid VarnayKerstin ThorborgLauritz MelchiorAlexander SvedNorman CordonMetropolitan Opera OrchestraErich Leinsdorf

Naxos 8.110235-37
(200 Min., 1/1943) 3 CDs

Es rauscht. Ein bisschen nur. Gerade soviel, um uns in die alte Met zu versetzen, in diesen gewaltigen, dunkelgoldenen Prunkraum aus besseren Opernzeiten, der 1966 den Abrissbirnen zum Opfer fiel. Wir schreiben das Jahr 1943, auf der anderen Seite des Atlantiks tobt der Krieg, und in New York spielt man "Lohengrin". Astrid Varnay ist gerade 24 Jahre alt und singt die Elsa mit einer so dramatischen, reichen, vollen Stimme, dass die Figur wie eine Schwester Brünnhildes klingt. Die Titelpartie in der "Walküre" hatte sie bereits mit 22 an der Met verkörpert. Kerstin Thorborg fürchtet die Varnay'sche Klangwucht nicht und setzt ihr als Ortrud abgründige Dämonie entgegen. Nach "Entweihte Götter!" gibt es kein Halten mehr, und das Publikum bricht in wilde Ovationen, mitten in die Musik hinein, so geht das an der Met, auch heute noch. Lauritz Melchior ist der Schwanenritter vom Dienst, in diesen Jahren gehörte er an der Met gleichsam zur Grundausstattung von Wagner-Aufführungen. Einen besseren Heldentenor gibt es zu dieser Zeit wirklich nicht. Alexander Sved singt den Telramund, anstatt ihn wie viele andere Baritone verzweifelt zu brüllen. Erich Leinsdorf dirigiert in bester Kapellmeistertradition. Und hier und da mit einem Silberschimmer. Met-Alltag 1943. Schöne Zeiten für die Oper.

Montag, 8. Januar 2024

Musik vom Himmel: Bruckners Motetten


Anton Bruckner (1824-1896) gilt als einer der größten Symphoniker des 19. Jahrhunderts. Aber auch Chormusik war ein integraler Bestandteil des Schaffens des Komponisten. Dieses Album enthält eine Auswahl kleinerer Chorwerke, die zwischen 1848 und 1892 geschrieben wurden. Viele dieser Werke gerieten lange in Vergessenheit. Doch nach einer langen Zeit am Rande der Chorwelt sind Bruckners Motetten nun endlich in ein breiteres Bewusstsein zurückgekehrt. Der Lettische Radiochor (LRC) zählt zu den besten professionellen Kammerchören in Europa und sein ausgeprägter Geschmack für musikalisches Material, die Feinheit des Ausdrucks und sein unglaublich großer Stimmumfang haben ihn zu einer bekannten Marke auf der Weltkarte gemacht. Das Repertoire des LRC reicht von der Musik der Renaissance bis zu den anspruchsvollsten Partituren moderner Komponisten; Man könnte es als Klanglabor bezeichnen: Die Sänger erforschen ihre Fähigkeiten, indem sie sich den Geheimnissen des traditionellen Gesangs sowie der Kunst des Viertelton- und Obertongesangs und anderen Techniken der Klangerzeugung widmen. Der Chor hat ein neues Verständnis der Möglichkeiten einer menschlichen Stimme etabliert; Man könnte auch sagen, dass der Chor der Schöpfer eines neuen Chorparadigmas ist: Jeder Sänger ist ein eigenständiges Individuum mit seiner eigenen Stimmhandschrift und seinen eigenen Rollen bei Aufführungen.