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Sonntag, 29. November 2009

"... die Sterne vom Himmel holen und ewige Lichter in der Welt anzünden"


“Ich bin erschüttert!“ – Manchmal sagen wir das. So hat uns beispielsweise der „11. September“ alle erschüttert . Und vorausgegangen ist dann jedes Mal ein Ereignis, das uns irgendwie ins Wanken gebracht hat, uns irgendwie verunsichert hat. Das kann aber auch die Enttäuschung über das schlechte Verhalten eines Mitmenschen sein oder aber auch der plötzliche und vielleicht auch qualvolle Tod eines Angehörigen oder Freundes. Was aber auch immer der Grund für eine Erschütterung sein mag, danach müssen wir unser Leben neu ordnen, müssen wir wieder neue Sicherheit gewinnen.

Ist so eine Erschütterung immer schlecht? Unangenehm ist sie allemal – aber zugleich auch schlecht? Manchmal kann sie sogar hilfreich sein. Erschütterungen zeigen uns, wo wir unser Leben auf Sand gebaut haben, auf Vorstellungen, die im letzten brüchig sind. Erschütterungen helfen uns, unser Leben zu hinterfragen, es neu auf einen wirklich tragenden Grund zu stellen und so tragen sie zum Gelingen des Lebens bei. Die Erschütterung eines brüchigen Fundaments für das Leben ist die Voraussetzung dafür, ein sicheres zu gewinnen.

Von einer gewaltigen Erschütterung ist in diesem Evangelium des ersten Adventssonntages die Rede. „Sonne und Mond werden nicht mehr scheinen. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen: denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.

Der Jesuitenpater Alfred Delp hat es unternommen, diese Erschütterung, von der das Evangelium spricht, in seiner Predigt positiv zu deuten. Seine Predigt entstand während des 2. Weltkriegs, einer Zeit wirklicher Erschütterung. Delp wies damals auf den „Wahn der falschen Sicherheiten“ hin, die sich der Mensch selbst gemacht habe, so dass er am Ende glaubte, er könne „mit seiner eigenen Hand die Sterne vom Himmel holen und ewige Lichter in der Welt anzünden“, - er könne von sich aus die Gefahren wenden und die Nacht bannen.

Delp wörtlich „Und jetzt lässt Gott die Erde einmal dröhnen und jetzt erschüttert er, nicht um eine falsche Angst hervor zu rufen, sondern um uns eines wieder zu lehren: das innere bewegt Werden des Geistes.“
- Mit anderen Worten: Wir brauchen Erschütterungen, die uns wachrütteln und den Geist in uns wach halten. Alfred Delp wollte mit diesen Worten natürlich nicht den Krieg als gottgewollt hinstellen, wohl aber als eine Zeit, die die gesamte Existenz auf den Prüfstand stellt.

Nun, die Zeit Alfred Delps ist nicht unsere Zeit. - Gott sei Dank sind wir weder dem Nationalsozialismus unterworfen, noch herrscht in unserem Land Krieg. Und doch sind die Worte Delps nicht so weit von uns weg, dass wir sie nicht verstehen und auf unser Leben anwenden könnten.

Gibt es nicht auch bei uns untergründig die Vorstellung, wir „könnten mit unserer Hand die Sterne vom Himmel holen“ – sprich: unser Leben selbst organisieren, selbst dafür sorgen, dass es mit ihm gut geht. – Ich denke: Die Selbsterlösung ist die Krankheit der heutigen Gesellschaft. Viele Menschen glauben heute: Ich brauchen keinen Retter und Heiland. – Das Motto lautet: Ich rette mich selbst! Ich brauche Gott nicht. – Selig ohne Gott.


So Leben auch in unserer Zeit die Menschen oft in einer selbst gebastelten und letztlich nicht tragfähigen Sicherheit, wenn sie sich mit dem rein Weltlichen begnügen, nicht die Hand nach dem lebendigen Gott ausstrecken, sich also begnügen mit dem, was sie jeden Tag vorfinden.– Die Konzentration auf das Hier und Jetzt scheint für viele die schnellere und erfolgversprechendere Alternative zu sein. Das Evangelium bringt es genau auf den Punkt: „Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorge des Alltags euch nicht verwirren...“.

Täte unserem Land nicht eine geistige Erschütterung gut, die uns wieder nach dem Wesentlichen Ausschau halten ließe, eben nach dem lebendigen Gott, der doch allein die Sterne vom Himmel holen kann? – Denn, um noch einmal Alfred Delp zu zitieren, nur da, „wo der Mensch nicht an falschen Sicherheiten hängt, da wird sein Auge fähig sein, den Letzten (also Gott) zu sehen und den Dingen auf den Grund zu kommen und sich selbst und sein Leben zu bewahren.“

Und das, liebe Schwestern und Brüder, ist nun unsere Aufgabe im Advent – und deshalb legt uns die Kirche heute das so gar nicht adventheimelige Evangelium von der Wiederkunft des Herrn und den vorausgehenden Schrecken vor: Damit wir uns erschüttern lassen und zur Tiefe finden, damit unsere Augen offen sind nicht nur für die Lichterketten in unseren Straßen, sondern vor allem für den Herrn.

“Es ist Zeit“, sagt Pater Delp in Anspielung auf ein Wort des Apostels Paulus, „vom Schlafe zu erwachen. Es ist Zeit, dass irgendwo ein Wecken beginnt, und es ist Zeit, dass man die Dinge wieder stellt, wie sie von Gott, dem Herrn, gestellt sind.“

– Wir haben vier Wochen Zeit dies einzuüben. Und wir gewinnen dadurch eine neue Sicherheit, einen neuen Halt, ein neues Selbstbewusstsein. Denn nicht, um uns unsicher zu machen, sind die Worte des Evangeliums geschrieben. Nicht, um uns den wenigen Halt, den wir haben, auch noch zu nehmen. Sie sind geschrieben, damit wir weiter sehen. Sie sind geschrieben, damit uns Hoffnung und Zuversicht erfüllt.

Liebe Brüder und Schwestern,

„die auf den Herrn schauen, werden in einem letzten Punkt nicht angerührt, und wenn man sie aus dem Erdkreis hinausjagt.“ Das konnte Pater Delp sagen – wenige Jahre bevor er selbst zum Tode verurteilt und buchstäblich aus diesem Erdkreis herausgejagt wurde.

„Die auf den Herrn schauen, werden in einem letzten Punkt nicht angerührt.“
Nur wenn wir auf den Herrn schauen, werden wir in unserem Leben, wenn es um´s Ganze geht, nicht erschüttert werden.

„Christ, der Retter ist da“ werden wir in wenigen Wochen singen. – Eine größere Sicherheit kann niemand bekommen. Um diese Sicherheit sollten wir uns bemühen und deshalb auch alle falschen Sicherheiten und Selbsterlösungs-Spielereien möglichst schnell vergessen. - Der Advent lädt uns zum Nach- und Umdenken über einen Neuanfang mit Gott als unseren einzigen Retter ein. Amen.

Predigt, 1. Advent (C) am 29. XII. 2009
(Konventamt um 9.15 Uhr, Abteikirche St. Ottilien)
Evangelium: Lk 21, 25-28.34-36

Freitag, 31. Juli 2009

Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher, - aber ...

Ja, jetzt ist es da, mein "eigenes Sommerloch". - Deshalb fällt mir aktuell auch nur eine Reprise meiner Predigt vom 25. Jan. ein. - So werde ich jetzt auch etwas "auslaufen", denn ich brauche momentan auch ganz dringend wieder "frischen Wind", "neue Abenteuer" und neue Herausforderungen. So sage ich zunächst einmal "Servus" (bis in einigen Wochen), um dann hoffentlich - nach dem Sommerloch - mit viel neuer Energie wieder frisch ans Werk zu gehen...

Alles Gute und Gottes Segen!
Ihr P. Siegfried

Vor einigen Jahren wurden einige Mitbrüder und ich in den Münchner Zirkus „Krone“ eingeladen. Was mich damals besonders beeindruckt hat, war die Trapeznummer: Das flogen hoch unter der Zirkuskuppel russische Akrobaten - mit rasanter Geschwindigkeit - über unsere Köpfe hinweg und machten dabei noch allerlei Saltos. – Und weil die ganze Sache nicht ganz ungefährlich ist, gibt es aus gutem Grund bei uns die Vorschrift, dass solche Hochtrapeznummern nicht ohne Netz aufgeführt werden dürfen. Den berühmten „Salto Mortale“ gibt es – Gott sei Dank – nicht mehr. Das Netz über der Manege verhütet im Notfall das Schlimmste. Das Netz ist eine Lebensversicherung.

Liebe Brüder und Schwestern,
sie ließen ihre Netze zurück, die Jünger im heutigen Evangelium. So haben wir gerade gehört: „Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.“

Das ist gefährlich und unvernünftig! – Das ist genauso unvernünftig, als würde ein Trapezkünstler ohne Netz auftreten. Denn genau genommen ist das Fischernetz auch nichts anderes als eine Sicherung, eine Lebensversicherung. Ohne Netz hat ein Fischer kein Einkommen, ist seine finanzielle Absicherung dahin. Und ohne gesichertes Einkommen ist die Zukunft, das ganze Leben unsicher geworden. Das war damals nicht anders als heute. Menschen, die diese Absicherung oder ihren Beruf schon einmal verloren haben, kennen diese Problematik.

Aber die Jünger lassen nicht nur ihre Netze, ihren Beruf zurück. Jakobus und Johannes lassen auch noch ihren Vater sitzen, - im Boot. - Gott sei Dank nicht ganz allein, denn der Vater scheint sich ja schließlich Tagelöhner leisten zu können.

Neben dem Beruf war die Familie der einzige Halt, der dem Leben Sicherheit gab, die einzige Sozialversicherung, die es in biblischer Zeit überhaupt gab.

Liebe Brüder und Schwestern,
wenn wir ehrlich sind: Wir alle suchen irgendwie nach Sicherheit, der Mensch scheint so veranlagt zu sein. Die Versicherungen verdienen sich heute ein Vermögen mit dem Sicherheitsdenken der Leute: Sicherheit gibt Ruhe! - Und auch wir Mönche machen da keine Ausnahme: Auch im Kloster scheint man ziemlich „sicher“ zu sein, da ist die Zukunft absehbar.

Und genau hier liegt eben die große Gefahr:

„Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher.
Aber dafür sind Schiffe nicht gebaut.“ (William Shed)

Dieses Sprichwort, das ich neulich gelesen habe, passt ziemlich genau zum heutigen Evangelium. Wie die Schiffe ist auch der Mensch nicht dazu geschaffen, sicher im Hafen zu liegen. Der Mensch muss das Leben erkunden, das Leben wagen. - Sonst wird es stickig. - Übertriebene Sicherheit kann auch den Tod bringen, - „todsicher“ sagen wir. Übertriebene Sicherheit kann das Leben abtöten. Vor lauter Sicherheit kann nichts mehr wachsen und sich entwickeln. Wenn alles Risiko ausgeschaltet wird, kann nichts mehr Neues entstehen. – Jesus macht uns immer wieder darauf aufmerksam.

Und noch etwas anderes sagt mir das heutige Evangelium zum Thema Nachfolge und Berufung: Es ist eigentlich überhaupt nicht wichtig was ich will, sondern was Jesus, was Gott von mir möchte.

Ohne diese Einsicht wird keine Berufung lange durchhalten: „Es ist nicht wichtig was ich will, sondern was Gott will.“

Nur wer das, wie die Jünger erkannt hat, wird den Ruf Gottes hören und den Weg Jesu mitgehen. Da werden auch überhaupt keine Fragen gestellt: Warum denn gerade ich?... Momentan bin ich gerade sehr beschäftigt... Oder: Ich habe ja eigentlich andere Pläne?... - Nein, der Ruf Gottes allein genügt. – Und wer ihn hört, der sollte den Mut haben, aus dem Boot auszusteigen.

Liebe Brüder und Schwestern,
vielleicht ist es nach dem Blick auf das Evangelium interessant, jetzt einmal ganz aktuell und konkret zu werden. Wie sieht es momentan hier in Deutschland aus mit den „Berufungen“? Vor wenigen Wochen berichtete die Katholische Nachrichten Agentur folgendes: „Die Zahl der Priesterweihen in Deutschland ist 2008 erstmals unter 100 gesunken. Wie die Leiter der Priesterseminare in München bekannt gaben, wurden 95 Priester für die 27 Bistümer geweiht. Dies sei „alarmierend“, sagte der Münchener Regens Franz Joseph Baur. Seit Beginn der Statistik gab es noch nie so wenig Priesterweihen...“

Also keine 100 Neupriester für 27 Bistümer, der Priestermangel in den Bistümern wird immer spürbarer. Wir in Ottilien leben da ja vergleichsweise noch auf einer „Insel der Seligen“.

Was können wir tun? - Ich habe mich selbst einmal gefragt, warum ich eigentlich Priester geworden bin und es hat mich auch immer interessiert, warum andere Priester geworden sind. Und Bischöfe und die Statistiker hat das auch interessiert, und man hat einfach einmal nachgefragt. - Und wissen Sie was ganz oben auf der Liste stand? –

Das „Priestervorbild“. – 78% aller Priester hatten ein „Priestervorbild“. – Und auch ich bin da auch keine Ausnahme. Ohne einer „Priesterpersönlichkeit“ mit Format in meiner Heimatgemeinde begegnet zu sein, wäre ich wahrscheinlich einen anderen Weg gegangen. Und wahrscheinlich haben auch die meisten meiner Mitbrüder irgendein geistliches Vorbild.

Berufungen brauchen „Vorbilder“, die einem zeigen, „wie“ es geht und „das“ es geht: Dass so ein „geistliches Leben“ ein ganz erfülltes Leben sein kann, auch ohne eigene Familie.

Deshalb ist es auch für den geistlichen Nachwuchs unbedingt erforderlich, ein „Vorbild“ vor Augen zu haben. Und deshalb ist es auch so wichtig, dass Priester in den Gemeinden präsent und ansprechbar sind. Ein deutscher Bischof hat einmal gesagt: „Wer Laien sät, wird keine Priester ernten.“ – Das hört sich zwar ziemlich provokant an, aber bei genauerer Betrachtung stimmt es wahrscheinlich: Auch Priester brauchen Vorbilder, genauso wie Mütter und Väter auch gute Vorbilder brauchen, - und es für ihre eigenen Kinder auch sein müssen.

Übrigens habe ich mein Priestervorbild vor vielen Jahren einmal gefragt, wie er seine Berufung und seine Arbeit verstehe und er hat mir mit einem biblischen Gleichnis geantwortet. Er sei ja nur ein Sämann, der immer wieder nur den Samen auf die Erde werfe. Und das genüge ihm auch vollkommen. – Und was aus dem Samen werde, dass wisse er überhaupt nicht. Die Ernte werde dann hoffentlich einmal ein anderer einholen, denn der „Herr der Ernte“ sei nicht er. –

Ja, das sei ein ganz schön unsicherer Job auf dem Acker des Herrn: Wer Jesus nachfolgen möchte, für den gibt es keine Sicherheiten. - Aber wie schon gesagt:

„Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. -
Aber dafür sind Schiffe nicht gebaut.“ Amen.


Predigt, 3. Sonntag im Jahreskreis (B) am 25. I. 2009
(Choralamt um 9.15 Uhr, Abteikirche St. Ottilien)
Evangelium: Mk 1, 14-20

Sonntag, 21. Juni 2009

„Habt ihr noch keinen Glauben?"


Bild: Der Sturm auf dem See. -

(Hitda-Codex, Köln, um 1000 n. Chr.)



In meiner Jugendzeit gab es in meiner Heimatgemeinde eine gute Tradition. Da bekam man in der Osterzeit von einem Messdiener nach der hl. Kommunion ein kleines Andachtsbildchen überreicht. Und an mein „Lieblingsbildchen“ kann ich mich noch sehr genau erinnern:
Auf einem riesigen Kissen schläft Jesus im Boot, während um ihn herum die Jünger in Panik ausbrechen. – Mittlerweile weiß ich als Bibliothekar, dass es sich dabei um eine mittelalterliche Buchmalerei (natürlich eine Kopie) von einem Mönch aus Köln handelte, die etwa um das Jahr 1000 entstanden ist.

Der Mönch hat das Boot als ein Seeungeheuer dargestellt und das zerrissene Segel des Bootes sieht aus wie eine riesige Schwanzflosse. Ganz besonders interessant ist die Form, der Rumpf des Schiffes. Das Boot sieht aus wie eine gewaltiger Maul, der alle Insassen – samt Jesus mit seinem Kissen - zu verschlingen droht.

Im Boot sieht man die ratlosen, angsterfüllten Gesichter der Jünger. Mit einer hektischen Handbewegung versucht wohl der weißhaarige Petrus noch das Segel einzuholen oder das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. So ganz genau kann man das nicht erkennen. Alle anderen scheinen bereits resigniert zu haben. Sie kauern in der Ecke und warten auf ihren Untergang.

Und das war mir damals schon aufgefallen: Das Aufregende an diesem Bild ist, dass dort nicht die aufgewühlte See als Bedrohung dargestellt wird, sondern das Boot, in dem sich die Jünger mit Jesus befinden. Vom Sturm und von hohen Wellen ist auf dem Bild gar nichts zu sehen! - Das unheimliche geht allein vom Boot aus.

Das Bild legt uns nahe, dass es gerade diese Haltung der Jünger ist, die das Boot zu einem Dämon werden lässt: Hektischer Aktionismus, gepaart mit Resignation und Orientierungslosigkeit. Das alles führt dazu, dass das Boot dem Abgrund näher ist als der Rettung. –
Von den Jüngern also geht also die eigentliche Gefahr aus, nicht von dem Seesturm! - Eine wirklich sehr interessante Sichtweise!

Moderner - so denke ich - könnte dieses tausend Jahre alte Bild nicht sein, wenn wir es einmal auf heute übertragen: Der Sturm, die Anfeindung von Außen ist nicht das Schlimmste, was das Boot zum Kentern bringen kann. - Was mir persönlich oft wirklich Sorgen und Angst macht ist es, wie es im Schiff Petri selber aussieht. Die Zerstrittenheit und Uneinigkeit im Innern, der innere Glaubensabfall, die Selbstzerstörung der Kirche: das ist die größte Not!

Da gibt es Theologen, die die Jungfrauengeburt, die Wunder Jesu und seine Auferstehung zu frommen Märchen erklären; oder die wortgewandt darlegen, das Priestertum und die Sakramente der Kirche seien unbiblische Irrtümer der Geschichte. Da gibt es allwissende Kirchenfunktionäre, die zu jeder Äußerung des Papstes postwendend das Gegenteil verkünden; Pfarrer und Laien, die ihren Gemeinden "selbstgestrickte" Gottesdienste zumuten und um die universale Liturgie der Kirche betrügen: Sie alle tragen – bewusst oder unbewusst – zum Werk der Selbstzerstörung des Glaubens bei.

"Wenn die Kirche untergeht, dann nicht wegen ihren Feinden, sondern wegen ihren Theologen..." hat Nietzsche einmal gesagt. – Ich glaube, da ist einiges Wahres dran. Aber - Gott sei Dank - sind wir ja nicht alle Theologen!

Liebe Brüder und Schwestern,
"Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?" – Diese Frage gilt natürlich uns allen. Denn es wird kaum einen unter uns geben, der nicht die Angst kennt, der nicht manchmal vom Dämon der Angst geplagt und in die Mangel genommen wird, so dass es „eng“ wird. - Das Wort "Angst" kommt übrigens von "Enge".

Bei den Ängsten, die uns befallen, geht es um unterschiedliche Dinge: Angst vor der Zukunft, die Angst vor Niederlagen und Misserfolgen; die Angst vor Krankheit, vor Einsamkeit, vor feindseligen Zeitgenossen oder Mitbrüdern; oder die Angst in Form eines unbestimmten Gefühls der Bedrohung. Im Kern sind alle Ängste in einer Ur-Angst verwurzelt: In der Todesangst, so wie sie die Jünger im Seesturm erleben.

Jesus bringt die Ursache all dieser Ängste in seiner kurzen Diagnose genau auf den Punkt: „Habt ihr noch keinen Glauben?“

Diese Frage macht aber vor allem auch deutlich, dass die Jünger noch gar nicht realisiert haben, wer da mit ihnen im Boot sitzt. Und auch nach dem Naturwunder der Seestillung scheint immer noch Unklarheit darüber zu herrschen, wer Jesus eigentlich ist: „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?“

Und genau hier liegt meines Erachtens die Ursache aller Ängste und Probleme nicht nur für die Jünger damals, sondern auch für die Glaubenskrise in der heutigen Gesellschaft: Die Gottheit Jesu wird nicht erkannt bzw. heute nicht mehr geglaubt.
Selbst einige kirchliche Gemeinschaften glauben nicht mehr an die Gottheit Jesu. So glauben z.B. die „Zeugen Jehovas“ dass Jesus der „beste Mensch aller Zeiten“ war. – Mehr nicht!

Und wieviele Katholiken werden das mittlerweile leider auch glauben? - Wieviele werfen Jesus heute in einen Topf mit Buddha, Mohammed, mit anderen Propheten oder Religionsstiftern? - Wieviele glauben heute noch, dass Jesus wirklich auch „wahrer Gott“ ist? – Und genau das ist die Kernbotschaft des Christentums, um die sich alles dreht, von der unser Heil abhängt.

In den letzten Jahrzehnten wurde Jesus oftmals so „vermenschlicht“ und "verdunkelt", dass von seiner Gottheit kaum noch etwas übrig geblieben ist (1). Und wenn geglaubt wird, dass Jesus nur ein „guter Mensch“ war, so wie hoffentlich Sie und ich es auch sind, dann ist das zwar sehr erfreulich, aber „ewiges Leben“ wird er dann wohl kaum schenken können?

Wer die Gottheit Jesu in Frage stellt, der wird dann auch zwangsläufig vieles andere als „faulen Zauber“ erleben: die Kirche, das Priestertum, die Sakramente.

Liebe Brüder und Schwestern,
am Ende deshalb nur ein Beispiel, weil es in wenigen Minuten aktuell werden wird: Wenn Jesus nur „wahrer Mensch“ war, wie wird er sich dann wohl gleich in Brot und Wein verwandeln können? –

Der Unglaube an die Gottheit Jesu ist m. E. die Ursache für die Glaubenskrise in der heutigen Gesellschaft. - Aber vom Glauben an die Gottheit Jesu hängt letztendlich alles ab.

Und genau hier sind wir nun wieder im kleinen Boot angelangt, das der Kölner Mönch als einen Dämon dargestellt hat: Der Dämon, das sind nicht die Launen der Natur, das ist nicht der Sturm. – Der Dämon, das ist unser Unglaube, unsere Orientierungslosigkeit, unsere Resignation. - Der Dämon, das ist unsere Angst, dass Gott nicht existiert, dass Gott nicht mit uns im Boot sitzt und wir alleine auf uns angewiesen sind. - Aber eines ist ganz sicher:

„Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Er, der mich behütet, schläft nicht.
Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Er steht mir zur Seite!“ (aus Ps 121)

Amen.


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(1) Auch hier nur ein kleines "liturgisches" Beispiel für eine solche "Verdunkelung": Wenn die abschließende Formel eines Gebets "Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und GOTT ..." ständig vom Zelebranten eigenmächtig in "Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und BRUDER ..." abgeändert wird, dann wird das auf Dauer sicherlich (fatale) Folgen zeigen.


Predigt, 12. Sonntag im Jahreskreis (B) am 21. VI. 2009
(Choralamt um 9.15 Uhr, Abteikirche St. Ottilien)
Evangelium: Mk 4, 35-41


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Seesturm (eine Betrachtung)
Hitda-Codex

HERR RETTE UNS

Ein Sturm reißt das Boot in die Tiefe.
Das Meer wird zum drohenden Abgrund.
Todesangst steht im Gesicht der Jünger.
Das sichere Segel ist gerissen.
Die Ruder starren sinnlos ins Leere.
Alle Hilfe kommt hier wohl zu spät.
Ist der Mensch also letztlich -
so wie diese Jünger im Sturm -
dem Schicksal hilflos preisgegeben?
Wenn selbst Gott, mitten im Sturm,
schweigt und schläft?
Wenn die Jünger Jesu verzweifelt rufen:
"Herr, kümmert es Dich nicht,
daß wir zugrunde gehen?
Rette uns doch!"
Der Maler zeigt auffallend -
genau in der Mitte des Bildes -
einen Jünger, der sich umwendet,
ganz hinwendet zu Jesus.
Vermutlich ist es Johannes,
der wie kein anderer den Herrn liebte.
Er legt seine Hand auf die Schulter Jesu.
Er hält sich an diesem Jesus fest.

Er erwartet sonst nirgendwo Hoffnung.
Seine Hoffnung ist allein - der Herr.
In Wirklichkeit natürlich
schläft dieser Jesus nicht.
Er ist mitten in unserem Boot drin.
Er steigt auch niemals aus.
In allen unseren Nöten und Ängsten
ist er der ruhende Pol,
ist er das sichere Gegengewicht
zum hoffnungslosen Untergang.
Er ist ganz einfach - da,
da für uns und mit uns.
Und keine Macht dieser Welt
ist stärker als der Arm
und die sieghafte Rechte unseres Gottes.
Das eigentliche Zeichen der Hoffnung
aber auf unserem Bild
ist der Schiffsmast mit der Querstange.
Die Römer nannten sie - die Antenne.
Beide bilden zusammen - ein Kreuz.
Wer immer sich an diesem Kreuz festhält,
wird mit Jesus und durch Jesus
alle Stürme überleben,
am Ende sogar - den Tod.
Darum beteten die ersten Christen:
"Wir grüßen dich heiliges Kreuz.
Du bist unsere einzige Hoffnung."

Ich bitte Dich,
Christus,
steuere die Menschen
durch die Fluten
und Stürme
mit dem Baum
und der Antenne des Kreuzes.
An ihm hängt das Segel,
ein Zeichen für das Wehen
und die Kraft Deines Geistes.
Deine Rechte führe uns,
damit wir nach dieser Zeit,
voll von Wogen und Abgründen,
sicher das Ziel erreichen -
das Leben -
die ewige Geborgenheit
bei Dir.
(Venantius Fortunatus)

Text: Theo Schmidkonz SJ



Donnerstag, 16. April 2009

Ad multos annos, Santissimo Padre!


(M)ein ganz persönlicher Geburtstags-
Glückwunsch an Benedikt XVI.

Gerade lese ich in >> Elsas Nacht(b)revier Ihre sehr persönliche (Bekehrungs-) Geschichte, in der der Hl. Vater eine entscheidende Rolle gespielt hat. - Beeindruckend!

Meine eigene "Berufungsgeschichte" hat ja auch etwas mit dem Hl. Vater zu tun, bereits vor einigen Jahren hatte ich dies in einer Predigt schon einmal angesprochen:

"... Noch eine kleine Geschichte am Ende: Mit 19 Jahren, kurz vor meinem Abitur (1987), wusste ich noch gar nicht was ich studieren wollte. Ich wusste nur, dass ich irgendetwas sinnvolles machen wollte. - Aber das möchte natürlich eigentlich jeder. - Ja, vielleicht Mathematik, Physik, Deutsch oder Geschichte, das waren meine Abiturfächer. Oder vielleicht doch lieber Elektrotechnik oder Informatik, wie viele meiner Mitschüler, die heute Handys, Kühlschränke, Kaffeemaschinen und andere nützliche Dinge entwickeln. –
Ich konnte mich einfach nicht durchringen. – Damals, als ich noch nicht Bibliothekar war, hatte ich noch viel Zeit zum Lesen. Da fiel mir plötzlich ein Buch in die Hand mit dem Titel: „Unsere Bischöfe“. - Insider kennen das Buch. – Und in diesem Buch fand ich auch eine Biographie von Papst Benedikt XVI. , damals noch Kardinal Ratzinger. Und dieser hatte schon damals den tollen Bischofswahlspruch
"COOPERATORES VERITATIS" („Mitarbeiter der Wahrheit“). – Das hat mich damals genau ins Herz getroffen. - Da habe ich sofort gewusst, was ich auch werden und woran ich "mitarbeiten" wollte. – Wenige Wochen später habe ich mich im Priesterseminar in Münster angemeldet...".

Und später (1998) als ich ins Kloster (Noviziat) eingetreten bin, warst Du dann ganz zufällig (?) da - gibt es überhaupt Zufälle im Leben? - und hast mir Deinen Segen für "meinen Weg mit dem Herrn" gegeben und mir Mut gemacht, diesen Weg zu gehen. (>> Foto).

Deshalb habe ich auch an Deinem 82. Geburtstag wirklich allen Grund, Dir aus ganzem Herzen zu danken: Danke Hl. Vater!

Wenn ich Dich immer wieder - mit soviel Liebe und Verstand - so vorbildlich "im Weinberg des Herrn" arbeiten sehe, gibt dies auch mir - mit 41, also genau der "Hälfte" an Jahren - immer wieder neue Kraft, Hoffnung und Zuversicht für den Auftrag und die Zukunft der Kirche Christi.

Und bleibe so, wie Du bist (etwas, was ich eigentlich nur ganz wenigen Menschen wünsche, die "Ihren Weg mit dem Herrn" gefunden haben):
Christus, den Menschen, der Liebe, der Kirche und Dir selbst, - oder mit einem einzigen Wort: der Wahrheit treu!

Danke für alles,
Gottes Kraft und Segen!

Ad multos annos!

Dein P. Siegfried.

__________
P. S.: So, - und jetzt schicke ich diesen Beitrag direkt per Email an den Hl. Vater ab. - Da der Hl. Vater ja laut "Spiegel, Küng & Co" im Vatikan ziemlich "einsam und allein" ist, wird er bestimmt sicherlich heute noch Zeit finden, meine Email zu lesen.

Samstag, 21. März 2009

Eine Reise ins Ungewisse?

Heute, am Fest des hl. Benedikt, hielt in St. Ottilien Altabt Christian Schütz (Schweiklberg) eine äußerst hörenswerte Predigt.
Der Anlass war die Gelübdeablegung (für 3 Jahre) von zwei Mitbrüdern. Leider konnte nicht jeder bei dieser schönen Feier dabei sein. - Aber hier haben Sie die Gelegenheit, nochmals nachzuhören, warum sich zwei - mehr oder weniger - junge Männer auf eine lange Reise gemacht haben: Auf
ihre "Lebensreise"...

Eine hochinteressante Reise!


Sonntag, 25. Januar 2009

TODSICHER


Vor einigen Jahren wurden einige Mitbrüder und ich in den Münchner Zirkus „Krone“ eingeladen. Was mich damals besonders beeindruckt hat, war die Trapeznummer: Das flogen hoch unter der Zirkuskuppel russische Akrobaten - mit rasanter Geschwindigkeit - über unsere Köpfe hinweg und machten dabei noch allerlei Saltos. – Und weil die ganze Sache nicht ganz ungefährlich ist, gibt es aus gutem Grund bei uns die Vorschrift, dass solche Hochtrapeznummern nicht ohne Netz aufgeführt werden dürfen. Den berühmten „Salto Mortale“ gibt es – Gott sei Dank – nicht mehr. Das Netz über der Manege verhütet im Notfall das Schlimmste. Das Netz ist eine Lebensversicherung.

Liebe Brüder und Schwestern,
sie ließen ihre Netze zurück, die Jünger im heutigen Evangelium. So haben wir gerade gehört: „Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.“

Das ist gefährlich und unvernünftig! – Das ist genauso unvernünftig, als würde ein Trapezkünstler ohne Netz auftreten. Denn genau genommen ist das Fischernetz auch nichts anderes als eine Sicherung, eine Lebensversicherung. Ohne Netz hat ein Fischer kein Einkommen, ist seine finanzielle Absicherung dahin. Und ohne gesichertes Einkommen ist die Zukunft, das ganze Leben unsicher geworden. Das war damals nicht anders als heute. Menschen, die diese Absicherung oder ihren Beruf schon einmal verloren haben, kennen diese Problematik.

Aber die Jünger lassen nicht nur ihre Netze, ihren Beruf zurück. Jakobus und Johannes lassen auch noch ihren Vater sitzen, - im Boot. - Gott sei Dank nicht ganz allein, denn der Vater scheint sich ja schließlich Tagelöhner leisten zu können.

Neben dem Beruf war die Familie der einzige Halt, der dem Leben Sicherheit gab, die einzige Sozialversicherung, die es in biblischer Zeit überhaupt gab.

Liebe Brüder und Schwestern,
wenn wir ehrlich sind: Wir alle suchen irgendwie nach Sicherheit, der Mensch scheint so veranlagt zu sein. Die Versicherungen verdienen sich heute ein Vermögen mit dem Sicherheitsdenken der Leute: Sicherheit gibt Ruhe! - Und auch wir Mönche machen da keine Ausnahme: Auch im Kloster scheint man ziemlich „sicher“ zu sein, da ist die Zukunft absehbar.

Und genau hier liegt eben die große Gefahr:

„Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher.
Aber dafür sind Schiffe nicht gebaut.“ (William Shed)

Dieses Sprichwort, das ich neulich gelesen habe, passt ziemlich genau zum heutigen Evangelium. Wie die Schiffe ist auch der Mensch nicht dazu geschaffen, sicher im Hafen zu liegen. Der Mensch muss das Leben erkunden, das Leben wagen. - Sonst wird es stickig. - Übertriebene Sicherheit kann auch den Tod bringen, - „todsicher“ sagen wir. Übertriebene Sicherheit kann das Leben abtöten. Vor lauter Sicherheit kann nichts mehr wachsen und sich entwickeln. Wenn alles Risiko ausgeschaltet wird, kann nichts mehr Neues entstehen. – Jesus macht uns immer wieder darauf aufmerksam.

Und noch etwas anderes sagt mir das heutige Evangelium zum Thema Nachfolge und Berufung: Es ist eigentlich überhaupt nicht wichtig was ich will, sondern was Jesus, was Gott von mir möchte.

Ohne diese Einsicht wird keine Berufung lange durchhalten: „Es ist nicht wichtig was ich will, sondern was Gott will.“

Nur wer das, wie die Jünger erkannt hat, wird den Ruf Gottes hören und den Weg Jesu mitgehen. Da werden auch überhaupt keine Fragen gestellt: Warum denn gerade ich?... Momentan bin ich gerade sehr beschäftigt... Oder: Ich habe ja eigentlich andere Pläne?... - Nein, der Ruf Gottes allein genügt. – Und wer ihn hört, der sollte den Mut haben, aus dem Boot auszusteigen.

Liebe Brüder und Schwestern,
vielleicht ist es nach dem Blick auf das Evangelium interessant, jetzt einmal ganz aktuell und konkret zu werden. Wie sieht es momentan hier in Deutschland aus mit den „Berufungen“? Vor wenigen Wochen berichtete die Katholische Nachrichten Agentur folgendes: „Die Zahl der Priesterweihen in Deutschland ist 2008 erstmals unter 100 gesunken. Wie die Leiter der Priesterseminare in München bekannt gaben, wurden 95 Priester für die 27 Bistümer geweiht. Dies sei „alarmierend“, sagte der Münchener Regens Franz Joseph Baur. Seit Beginn der Statistik gab es noch nie so wenig Priesterweihen...“

Also keine 100 Neupriester für 27 Bistümer, der Priestermangel in den Bistümern wird immer spürbarer. Wir in Ottilien leben da ja vergleichsweise noch auf einer „Insel der Seligen“.

Was können wir tun? - Ich habe mich selbst einmal gefragt, warum ich eigentlich Priester geworden bin und es hat mich auch immer interessiert, warum andere Priester geworden sind. Und Bischöfe und die Statistiker hat das auch interessiert, und man hat einfach einmal nachgefragt. - Und wissen Sie was ganz oben auf der Liste stand? –

Das „Priestervorbild“. – 78% aller Priester hatten ein „Priestervorbild“. – Und auch ich bin da auch keine Ausnahme. Ohne einer „Priesterpersönlichkeit“ mit Format in meiner Heimatgemeinde begegnet zu sein, wäre ich wahrscheinlich einen anderen Weg gegangen. Und wahrscheinlich haben auch die meisten meiner Mitbrüder irgendein geistliches Vorbild.

Berufungen brauchen „Vorbilder“, die einem zeigen, „wie“ es geht und „das“ es geht: Dass so ein „geistliches Leben“ ein ganz erfülltes Leben sein kann, auch ohne eigene Familie.

Deshalb ist es auch für den geistlichen Nachwuchs unbedingt erforderlich, ein „Vorbild“ vor Augen zu haben. Und deshalb ist es auch so wichtig, dass Priester in den Gemeinden präsent und ansprechbar sind. Ein deutscher Bischof hat einmal gesagt: „Wer Laien sät, wird keine Priester ernten.“ – Das hört sich zwar ziemlich provokant an, aber bei genauerer Betrachtung stimmt es wahrscheinlich: Auch Priester brauchen Vorbilder, genauso wie Mütter und Väter auch gute Vorbilder brauchen, - und es für ihre eigenen Kinder auch sein müssen.

Übrigens habe ich mein Priestervorbild vor vielen Jahren einmal gefragt, wie er seine Berufung und seine Arbeit verstehe und er hat mir mit einem biblischen Gleichnis geantwortet. Er sei ja nur ein Sämann, der immer wieder nur den Samen auf die Erde werfe. Und das genüge ihm auch vollkommen. – Und was aus dem Samen werde, dass wisse er überhaupt nicht. Die Ernte werde dann hoffentlich einmal ein anderer einholen, denn der „Herr der Ernte“ sei nicht er. –

Ja, das sei ein ganz schön unsicherer Job auf dem Acker des Herrn: Wer Jesus nachfolgen möchte, für den gibt es keine Sicherheiten. - Aber wie schon gesagt:

„Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. -
Aber dafür sind Schiffe nicht gebaut.“ Amen.


Predigt, 3. Sonntag im Jahreskreis (B) am 25. I. 2009
(Choralamt um 9.15 Uhr, Abteikirche St. Ottilien)
Evangelium: Mk 1, 14-20

Sonntag, 28. September 2008

"Was soll das alles ... ?"


“Was soll das alles..?“ – Das ist eine sehr beliebte Frage, die sich wahrscheinlich jeder im Laufe seines Lebens immer wieder einmal stellen wird. Und je älter man wird, umso öfter. - So geht es mir auf jeden Fall. - In einer Geschichte aus dem Judentum ist von einem Rabbi die Rede. Dieser Rabbi klagte einmal einem seiner Schüler:
"Ich lerne unablässig, ich bete, mühe mich, gut zu sein und das Gute zu tun, und merke dennoch nicht, dass ich dadurch Gott näher komme." - Das geht wohl vielen von uns ähnlich. Wir leben unser Leben wie es halt so zu leben ist: Wir gehen Tag für Tag zu unserer Arbeitsstelle. Die Frauen (und manchmal auch die Männer) machen den Haushalt. Der Schüler geht in die Schule. Von der Nähe Gottes ist da oft nichts zu spüren. „Ich merke dennoch nicht, dass ich Gott näher komme.“, sagt der Rabbi. Und wie schön wäre es, wenn wir das merken würden. Auch das Beten bringt uns häufig nicht weiter. Wir haben uns im religiösen Leben eingerichtet, aber finden wir dadurch schon zu Gott?

Hören wir da doch die Antwort, die dem Rabbi gegeben wird, der Gott näher kommen wollte. Sie lautet: "Nimm den Willen Gottes auf dich, wie ein Ochse sein Joch und ein Esel seine Last. Schau, wie der Ochse lebt: Er geht am Morgen aus dem Stall auf das Feld, er pflügt und wird wieder nach Hause geführt, Tag um Tag, und nichts ändert sich ihm, aber das gepflügte Feld bringt seine Frucht."
Nun ist es vielleicht wenig schmeichelhaft, mit Ochs und Esel auf eine Stufe gestellt zu werden. Aber: in diesem Fall ist doch ganz gut, sich einmal darauf einzulassen. Die Antwort auf die Klage des Rabbi lebt jedenfalls von einer heimlichen Spannung: von der Spannung zwischen dem, was Ochs und Esel jeden Tag tun müssen und dem was dabei herauskommt. Ihre tägliche Arbeit ist unspektakulär. Der Erfolg des einzelnen Tages ist nicht messbar, wird kaum wahrgenommen. Man möchte meinen, es sei sinnlos, dieses Tragen der Last Tag für Tag. Am Ende aber ist der Acker gepflügt und bringt reiche Frucht. Die alltägliche Mühe hat sich gelohnt, auch wenn es erst anders aussah.

Wir kennen das ja auch aus unserem eigenen Leben. Wie oft gleicht ein Tag dem anderen. Morgens in die Schule, nachmittags Schularbeiten. Darüber stöhnen schon die Kinder. Und so geht es weiter: Tag für Tag die gleiche Arbeit im Kloster oder im Betrieb. - Tag für Tag im Haushalt dieselben Aufgaben. Das Große und Spektakuläre bleibt aus. Hat das alles Sinn? Wohl erst dann, wenn man nach einer gewissen Zeit auf das "gepflügte Feld" unseres Lebens schaut. Der Schüler erhält am Ende des Jahres ein gutes Zeugnis, wenn er gelernt hat. Die Hausfrau schafft durch ihr beständiges Mühen eine Atmosphäre, in der sich ihre Familie wohlfühlt. Die Berufstätigen helfen jeder auf seine Weise mit, dass unsere Gesellschaft leben kann. Wer nur auf den Erfolg des Augenblicks setzt, wer keine Ausdauer, keine Geduld hat, kann da nichts vorweisen.

Und nun sagt uns die kleine jüdische Geschichte: In unserer Beziehung zu Gott ist es ebenso. Das einzelne Gebet, der einzelne Gottesdienst – von ihm kann ich den Eindruck haben: es bringt mir nichts. - Und manche lassen es dann. Einmal ein gutes Werk tun? Was soll’s – es ist eh schnell vergessen in der Hektik des Lebens. - Und wie soll ich im alltäglichen Einerlei Gott finden?

Aber wie Ochs und Esel täglich ihre Arbeit tun und dadurch das Feld am Ende reiche Frucht bringt, so sagt uns Gott, dass wir ihm durch unser alltägliches Leben näher kommen können, wo immer wir tätig sind, ob in der Schule, im Beruf, im Haushalt. - Das ist der kleine Weg zur Heiligkeit, wie ihn uns die heilige Therese von Lisieux gelehrt hat. Therese hatte in sich den Wunsch zur Heiligkeit gespürt und zugleich festgestellt, dass sie es den großen Heiligen - Paulus, Augustinus und vielen anderen - niemals gleich machen könnte. Aber sie merkte: es gibt auch einen anderen Weg. Den nämlich, jeden Tag in beständiger Treue den Willen Gottes zu erfüllen – in all den vielen Kleinigkeiten, die jeden im Leben erwarten. - Der Schüler wird heilig dadurch, dass er lernt. Die Hausfrau dadurch, dass sie kocht und der Büroangestellte dadurch, dass er seine Arbeit tut – vorausgesetzt, unser Tun ist getragen von der Liebe zu Gott und den Menschen. Unser Tun ist entscheidend, nicht unser Reden. Das haben wir heute im Evangelium gehört. – Und das gilt natürlich nicht nur für die Politiker, an die wir heute am Wahlsonntag vielleicht besonders denken: Aber für die gilt es auch!

Liebe Brüder und Schwestern!

Müssen wir immer sofort den Erfolg sehen?
Wie sagt es noch die jüdische Geschichte? - „Nimm den Willen Gottes auf dich, wie ein Ochse sein Joch und ein Esel seine Last. Schau, wie der Ochse lebt: Er geht am Morgen aus dem Stall auf das Feld, er pflügt und wird wieder nach Hause geführt, Tag um Tag, und nichts ändert sich ihm, aber das gepflügte Feld bringt seine Frucht."

Auf die Früchte, die mein Leben für andere hervorbringt, kommt es an! -
Mein Leben hat dann einen Sinn, wenn andere etwas davon haben. Amen.


Predigt für den 26. Sonntag im Jahreskreis (A) am 28. IX. 2008 (Hochamt um 11.00 Uhr, Abteikirche St. Ottilien)

Sonntag, 6. Juli 2008

"IM KLOSTER KANN MAN SO SCHÖN DEMÜTIG SEIN"



Vor einiger Zeit wurde ich zusammen mit einigen Mitbrüdern und Mitschwestern zu Studientagen in die Abtei Münsterschwarzach eingeladen. Dort traf ich eine Ordensschwester, die damals Novizenmeisterin in ihrem Kloster war. Und diese erzählte mir folgendes:

„Also Pater Siegfried, dass müssen Sie sich einmal vorstellen! - Vor einigen Tagen kam eine junge Frau in unser Kloster. Die wollte unbedingt bei uns in Tutzing eintreten.“

„Ja, schön“, - sag ich. –
Daraufhin die Schwester: „Und ich hab die junge Frau natürlich nach ihrer Motivation gefragt: Warum wollen Sie denn bei uns eintreten? – Und wissen Sie, was die junge Frau gesagt hat?“ - (Pause) – „Im Kloster da kann man so schön demütig sein!" – Ich habe die junge Frau gleich wieder weg geschickt.“

Und ich kann mich auch noch gut daran erinnern, was ich damals darauf geantwortet habe: „Also Schwester, ich glaube, da haben Sie einen großen Fehler gemacht! – Den Wunsch nach mehr Demut, den kann man ihr doch erfüllen. – Dafür werden Sie und Ihre Mitschwestern schon sorgen!“

Ein langer, böser, strafender Blick war die Antwort. –
Die meisten Schwestern haben viel Humor. - Leider nicht alle! – (Übrigens kann man natürlich auch in Ehe und Familie „schön demütig“ sein: Denken Sie nur an Ihre Schwiegermutter).

Na ja, wie es denn auch sei, beim Thema Demut, da hört anscheinend jeder Spaß auf. – Und wahrscheinlich wurde in der Vergangenheit mit einem falschen Verständnis von „Demut“ - auch in den Klöstern - viel Unheil und Unglück angerichtet.

Demütig sein, das klingt oft nach stillhalten: Man muss sich halt seinem Schicksal ergeben und ohne Klagen einfach die Situation aushalten. – Aber sehr oft ist das eine „falsche“ Demut. „Falsche Demut“ ist es, Dinge hinzunehmen, die man ändern kann. – Wie oft jammern viele Menschen in ihrem Leben über dies und das, rühren aber keinen Finger, um es zu ändern! – Wer sich nie zu Wort meldet und dann anschließend immer nur erträgt, was andere über ihn bestimmen, der ist nicht demütig, sondern ängstlich: Hier fehlt es einfach an Mut. - Und das Wort Mut steckt ja schließlich im Wort Demut. Vieles im Leben ist nicht unabänderlich! –
Und Jesus macht uns Mut, das, was wir ändern können, auch wirklich zu ändern.

Und dann bleiben im Leben immer noch genügend Dinge übrig, wie Krankheit oder der Tod eines geliebten Menschen, die wirklich unabänderlich zu ertragen sind. Und auch hier wird unser Leben leichter, wenn wir uns von Jesus helfen lassen, dieses Kreuz mit zu tragen.

Oft kommen verbitterte Menschen zu mir, die im Grunde alle den selben Fehler machen: Sie bauen sich ihr Kreuz selbst und legen sich dann anschließend darauf. – Aber genau das ist keine Demut!

Jesus hat sich sein Kreuz auch nicht selbst gebaut: Es wurde ihm auferlegt:
Christus nachfolgen heißt nicht, sich sein Kreuz zu bauen, sondern sein Kreuz zu tragen!

Liebe Brüder und Schwestern,
bisher haben wir einiges über die „falsche Demut“ erfahren. - Aber was meint Jesus damit, wenn es sagt „... lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig ...“ ?

Jesus spricht von Demut in seiner ursprünglichen Bedeutung. Demütig sein, das heißt vom Wort her ja nichts anderes, als „dien-mutig“ (vom althochdeutschen diomuoti) sein: Mut haben zum Dienen. – In diesem Sinne war Jesus dien-mutig: Er hatte den Mut, einer gewaltigen Aufgabe zu dienen. Er hat diese schwere Aufgabe übernommen, weil er wusste, das sie notwendig und sinnvoll war. Und diese Überzeugung gab ihm die Kraft das Kreuz zu tragen, und dabei Übermenschliches zu tragen.

Und das Interessante ist dabei folgendes: Jesus nimmt uns die Lasten und Aufgaben nicht einfach ab, die wir oft so schmerzlich spüren. Aber er hilft uns, sie besser tragen zu können! - Jesus traut den Menschen durchaus etwas zu! –
Und er weiß wahrscheinlich ganz genau, dass wir es auch wahrscheinlich gar nicht wollen, wenn uns auch noch die letzte Last von den Schultern genommen wird.

Welche Mutter würde es wirklich wollen, wenn ihre Kinder, die ihr zwischendrin manchmal auf die Nerven gehen, gar nicht mehr da wären? Welcher Arzt oder Krankenpfleger wäre glücklich, wenn er niemanden mehr helfen könnte? Welcher Landwirt wäre froh, wenn seine Kühe, die oft so viel Arbeit machen, von heute auf morgen auf einmal alle weg wären?

Vielleicht hat Jesus ganz richtig erkannt, dass wir die Lasten und Aufgaben die wir tragen, im Letzten gar nicht ganz los werden möchten. Wahrscheinlich weiß Jesus sehr wohl darum, dass es im Grunde vor allem darum geht, dass sie wieder tragbar werden, - dass wir sie auch wirklich tragen können: „Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“

Liebe Mitbrüder, liebe Mitfeiernde!
Über die Demut wurden ganze Bücher geschrieben und auch der heilige Benedikt hat in seiner Regel der Demut ein ziemlich langes Kapitel gewidmet. – Und wenn ich ehrlich bin, hat mich das alles oft recht wenig überzeugt: Viele Worte, - viel Theorie!

Was mich aber immer wieder wirklich beeindruckt hat, sind Menschen, die die Demut - ohne viele Worte zu machen - als eine Lebenshaltung kultiviert haben - und weniger als eine Art von Selbsterniedrigung oder als eine Bußübung. Demut lernt man am besten von Vorbildern, - nicht aus Büchern! Deshalb am Ende nur ein Beispiel, an das ich mich gerne zurück erinnere:

Seit 11 Jahren arbeite ich nun in unserer Bibliothek. Und bis vor 3 Jahren hatte ich noch einen Partner, der mir jeden Tag zur Seite stand: Zuverlässig wie ein Uhrwerk. – Mein Mitbruder war damals ungefähr 85 Jahre alt, als ihn einer seiner ehemaligen Schüler, mittlerweile Prälat und Domkapitular, in unserem Büro besuchte, ohne jede Voranmeldung. Nach einer freundlichen Begrüßung ließ sich mein Mitbruder nicht abhalten und machte einfach mit seiner alltäglichen Arbeit am Computer weiter. Den Prälaten schien das irgendwie zu wundern und dann fragte er: „Also, früher da waren Sie mein Schuldirektor und auch der Leiter vom Internat. – Sie haben mir Lateinisch und Griechisch beigebracht. Sie hatten doch damals eine so wichtige Stellung im Kloster. – Und jetzt? - Jetzt machen Sie schon seit 20 Jahren hier irgendwelche Hilfs- und Tipparbeiten in der Bibliothek. – Fällt Ihnen das nicht schwer?“ –

Ganz langsam hob mein Mitbruder den Kopf, schaute den Prälaten tief in die Augen und sagte ganz gelassen mit seinen tiefen Stimme nur drei Worte: „Arbeit ist Arbeit!“ – Und dann tippte er in aller Ruhe weiter.

Liebe Brüder und Schwestern,
Demut heißt: Mut zum Dienen. – Und ich wünsche uns allen, dass auch wir in unserem Leben diesen Mut haben zum Dienen, damit unser Leben einen tieferen Sinn bekommt. – Amen.

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Predigt für den 14. Sonntag im Jahreskreis (A) am 06. VII. 2008 (Konventamt, St. Ottilien)

Sonntag, 22. Juni 2008

"VON EINEM, DER AUSZOG, DAS FÜRCHTEN ZU LERNEN"



In der Märchensammlung der Gebrüder Grimm findet sich ein Märchen mit einer seltsamen Überschrift: "Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen!" - Und auch in Richard Wagners Oper „Siegfried“ geht es um das selbe Thema: Siegfried wird zum Drachen losgeschickt, um das Fürchten zu lernen. – Und interessanterweise lernt Siegfried nicht vom Drachen das Fürchten, sondern erst später, - von seiner Frau (!) – Das Leben ist oft merkwürdig! - In dem Moment, wo Siegfried zum ersten Mal in seinem Leben einer Frau begegnet und sich verliebt, da bekommt er Angst und lernt das Fürchten.

Merkwürdig ist das aber auch, weil jeder sich sofort fragen wird: Ist das denn notwendig? Muss ich als Mensch das Fürchten erst noch lernen? So dumm kann doch eigentlich niemand sein, dass er sich nicht einmal zu fürchten weiß? Wenn überhaupt, dann muss ich lernen, wie ich die Furcht überwinde, wie ich von Ängsten frei werde - aber nichts anderes, nicht das Fürchten selbst.

Und doch ist die Botschaft dieses Märchens und der Wagner-Oper gar nicht so falsch. Sie passt haargenau zu dem, was ein Christ zu tun hat: er soll, er muss das rechte Fürchten lernen. So sagt es uns Jesus heute: Wir sollen als Christen Menschen sein, die wissen, wovor sie sich zu fürchten haben und wovor nicht.

Dreimal ruft Jesus heute seine Jünger auf, sich nicht zu fürchten:
- Fürchtet euch nicht vor den Menschen!
- Fürchtet euch nicht, ihr seid mehr wert als alle Spatzen zusammen!
- Fürchtet euch nicht vor denen, die nur den Leib töten können.

Jesus redet seinen Jüngern aber nicht jede Furcht aus. Eindeutig rät er ihnen nämlich:
Fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele ins Verderben stürzen kann!
Wir sollen das rechte Fürchten lernen.

Derjenige aber, der Leib und Seele ins Verderben stürzen kann, ist aber nicht etwa der Satan, sondern Jesus meint an dieser Stelle damit Gott.

Und damit haben wir ein neues Problem. Ist Gott jemand, den wir fürchten müssen?
Da hilft es auch nicht, wenn wir wissen, dass Jesus nicht der Einzige ist, der von der Gottesfurcht spricht. Zum Beispiel ist auch in den Psalmen, die ja täglich im Kloster gebetet, oft davon die Rede:

"Kommt, ihr Söhne, hört mich an. Die Furcht des Herrn will ich euch lehren!" (Ps 34,12).
"Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit." (Ps 111,10)
"Dient dem Herrn in Furcht und küsst seine Füße mit Zittern!" (Ps 2,11).

Und trotzdem: Ist Gott nicht eher der, dem wir vertrauen sollen?
Meint er es nicht gut mit uns? Ist "Gottesfurcht" also angemessen?

Ich bin mir sicher: Jesus möchte den Menschen nicht ein angstmachendes Gottesbild vermitteln. Sein Rat, Gott zu fürchten, soll den Menschen vielmehr von falschen Ängsten befreien. Denn, wer Gott fürchtet, der braucht sich vor anderen Mächten nicht mehr zu fürchten: Die richtig verstandene Gottesfurcht führt zur Freiheit.

Ein Beispiel: Da höre ich etwa von einer Frau (1), die psychisch krank ist. Im Gespräch mit wird deutlich: sie lässt sich viel zu schnell auf die Bitten und Wünsche ihrer Umgebung ein. Es fällt ihr außerordentlich schwer 'Nein' zu sagen und nimmt alles an, was ihr angetragen wird. Und im Gespräch wird schnell deutlich, warum das so ist: Die Frau möchte verhindern, dass jemand mit ihr unzufrieden ist - oder an ihr Kritik übt: Sie hat das Gefühl, nur aufgrund der Bestätigung durch die anderen Menschen ein Mensch zu sein. So lebt sie in dauernder Abhängigkeit von der Anerkennung durch die anderen. Das führt zu Dauerstress und macht sie krank.

Diese Frau kann gesund werden, wenn sie nicht mehr das Urteil derer fürchtet, die nur den Leib töten können. Das Urteil von anderen Menschen also. - Sie kann gesund werden, wenn sie sich klar macht: das einzige, was wirklich zählt, ist wie Gott mich sieht. Wenn sie ihn fürchtet, kann sie alle Menschenfurcht überwinden. Und Gott, darauf können wir vertrauen, überfordert den Menschen nicht. Er ist der sorgende Gott, der uns ein glückliches und gelungenes Leben wünscht.

Ihn fürchten, d.h. ihn ernst nehmen, ist aber die Voraussetzung dafür. So will Gottesfurcht also nicht versklaven, sondern befreien. Gott ist der Weg, vom dem wir besser nicht abweichen, damit unser Leben gelingt: Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Zu meinen Lieblingsheiligen gehört der heilige Thomas Morus. Er hat sich geweigert, den sogenannten Suprematseid zu leisten, mit dem sich der englische König Heinrich VIII. von der römischen Kirche trennte und sich zum Oberhaupt der anglikanischen Kirche machen ließ. Thomas Morus, einst sein Vertrauter und Kanzler, ist deshalb ins Gefängnis geworfen und hingerichtet worden. Seine letzten Worte waren: „Ich sterbe als treuer Diener des Königs, zuallererst aber als Diener Gottes.“ - Seine Gottesfurcht hat ihn die Menschenfurcht überwinden lassen, so dass er sogar den Tod nicht fürchtete.

Heinrich VIII. ist zwar längst Geschichte, aber es gibt im Leben immer noch viele kleine Könige, die wollen, dass wir ihnen dienen. - Jesus lädt uns ein, Gott als alleinigen König und Bestimmer unseres Lebens anzusehen, damit diese kleinen Könige aufhören, über uns zu herrschen. - Wahre Gottesfurcht führt zur Freiheit! - Amen.


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Anmerkung:
(1) Nur aus Diskretionsgründen habe ich im Beispiel „eine Frau“ anstatt „ein Mönch“ gewählt.


Predigt für den 12. So. im Jahreskreis (A) am 22. VI. 2008 (Hl. Messe um 11.00 Uhr, St. Ottilien)

Sonntag, 18. Mai 2008

ICH GLAUBE, UM ZU BEGREIFEN


Liebe Mitbrüder, liebe Mitfeiernde!

Wenn Schulkinder in eine neue Klasse kommen, dann fragen sie untereinander zuerst einmal nach dem Namen. Der Name ist ein Zeichen für die einmalige Persönlichkeit. Man möchte nicht mit einem anderen verwechselt werden. Darum kann es für Kinder auch belastend sein, wenn mehrere in einer Klasse den gleichen Namen tragen. - Nun hört man immer wieder, die großen Weltreligionen würden im wesentlichen denselben Gott verehren, ob dieser nun Jahwe, Allah oder anders heiße. Der Name sei nebensächlich – es gebe schließlich nur einen Gott.

Ist der Name, mit dem wir Gott nennen, wirklich nebensächlich?
Oder verbirgt sich hinter dieser Meinung eine Verwechslung, die wir unter Menschen keineswegs entschuldigen würden? Wenn ich z. B. nach Japan reisen würde, wo ich die Menschen kaum unterscheiden könnte, wäre es dann nicht ein großer Fehler, zu sagen, daß alle gleich aussehen? Sollte ich mir nicht vielmehr Mühe geben, die Unterschiede wahrzunehmen und jedem in seiner Einmaligkeit gerecht zu werden?

Als Mose im brennenden Dornbusch Gott erschien, da frage Mose als erstes nach dem Namen, den er den Israeliten als Gottesnamen nennen sollte. Und er bekam zur Antwort: “Ich bin der Ich-bin-da: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.” (Ex 3,14f) – Gott hat Mose seinen Namen genannt, das heißt, Gott ist herausgetreten aus der Verborgenheit, er hat sich uns Menschen gezeigt und hat uns angesprochen.

Der Name Jahwe ist das Zeichen für die unendlich reiche Persönlichkeit dieses Gottes, der mit den Menschen eine Geschichte angefangen hat. In Jesus Christus, seinem Sohn, hat er diese Geschichte mit den Menschen in innigster Weise vertieft: “Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.” – haben wir gerade im Evangelium gehört. – Das Evangelium war sehr knapp: Aber Schöneres und Wichtigeres kann man über Gott nicht sagen: Gottes Wesen ist Liebe. – Und er möchte, dass auch wir zu Mit-Liebenden werden.

Liebe Brüder und Schwestern,
demgegenüber hat der Name “Allah” im Islam eine ganz andere Bedeutung. Zunächst einmal ist er nicht als Eigenname zu verstehen, sondern besagt schlicht: “DER Gott”. - Zweitens wird von diesem Gott bei jedem Gebetsruf gesagt: “Er ist Allah, der EINE Allah, der Immerwährende, ER zeugt nicht und ist nicht gezeugt und nichts ist ihm gleich.” Noch klarer sagt es der Koran (4, 171): “Darum glaubt an Allah und seinen Gesandten und sagt nicht [von Allah, daß er] dreifaltig [sei]! … Allah ist nur ein einziger Gott. Er ist darüber erhaben, einen Sohn zu haben.”

Was heißt das für uns Christen: Das heißt, mit dem Glauben an Allah verträgt es sich nicht, ihn als Vater, Sohn und Heiligen Geist zu bekennen. - Allah kann nicht der Gott und Vater Jesu Christi sein. - Er kann kaum der “Gott der Liebe” sein, der sich auch in Christus und im Hl. Geist offenbart hat. - Soviel zum Thema "Namensverwechslungen", die ja bekanntlich sehr peinlich sein können.

Liebe Brüder und Schwestern,
aber von Gott nur zu wissen, daß sein Name ein Programm ist, eine Botschaft, ist freilich etwas dürftig. Es kommt vielmehr darauf an, diese Botschaft auch zu kennen. Den Gott immer besser kennenzulernen, der sich uns in Jesus Christus offenbart hat. Die christliche Lehre von Jesus als dem gekreuzigten Sohn Gottes ist keine “einfache Wahrheit” – dass hat schon Paulus festgestellt: “Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit" (1 Kor 1, 22).
Der aus Liebe gekreuzigte ist eine Torheit, die sich in kein Denksystem der Menschheit integrieren lässt. -
Der gekreuzigte Gott ist die Klippe, an der die Weisheit der Griechen und die Gottesvorstellung der Juden zerschellt.

Die Botschaft von der Dreifaltigkeit ist nicht das Ergebnis irgendeiner einer philosophischen Spekulation. – Sie ist eine geschichtliche Erfahrung, die sich nur durch den Hl. Geist erkennen lässt. So schreibt auch Paulus: “Denn uns hat es Gott enthüllt durch den Geist... Der irdisch gesinnte Mensch aber lässt sich nicht auf das ein, was vom Geist Gottes kommt. Torheit ist es für ihn, und er kann es nicht verstehen, weil es nur mit Hilfe des Geistes beurteilt werden kann” (1 Kor 2, 10; 14).
Diese Argumentation setzt nicht nur den christlichen Glauben voraus, sondern möchte zugleich auch zeigen, dass der christliche Glaube unserem Leben neue Perspektiven eröffnet, die es geradezu unheimlich vertiefen. Die Wirklichkeit des gekreuzigten Gottes - und auch der Dreifaltigkeit Gottes erkennt man also nur, indem man an sie glaubt:

Man muss glauben, um begreifen zu können. –

Diese Argumentationskette ist logisch überhaupt nicht zwingend, aber nur so kommt man zur Erkenntnis der Wahrheit. – Dabei zwingt der Gott der Liebe niemanden zum Glauben: Der Mensch behält immer seinen “freien Willen”. – Aber wer will, kann immer auch der Gnade Gottes entgegen gehen. – Wie geht das?

Liebe Brüder und Schwestern!
Vielleicht ist es mit der Wahrheit des Dreifaltigkeit Gottes ähnlich wie mit einem bedeutenden Gemälde: Erst muss der Betrachter, ermutigt durch einen positiven “Anfangsverdacht”, den Sprung wagen - und rein hypothetisch an die “geheimnisvolle Größe” des Kunstwerks glauben. – Dann plötzlich strömen die Erkenntnisse, und viele delikate Qualitäten werden plötzlich sichtbar. – Ohne das erste Wagnis zur Bewunderung wären sie niemals aufgegangen!

Diesen ersten Sprung, bei dem der Betrachter bisher sicher Geglaubtes zur Frage stellen muss, kann niemand durch Argumente erzwingen. – Doch nachträglich erweist sich dann, dass es oft auch die bereichernd im Leben ist, wenn man bereit ist, für eine kürzere Zeit auch einmal irrational zu sein, die Kontrolle zu vernachlässigen.

Wenn sich Liebende “erkennen”, ist es nicht anders.
Warum sollte die Begegnung mit Gott nicht auch den Sprung aus dem Kontrollzentrum des Verstandes voraussetzen? –
Und danach wird der Springer durch jede Menge verstehen belohnt!

Haben wir den Mut zum Abspringen:
Glauben wir, um zu begreifen!
Genau diese These hat der hl. Kirchenlehrer Anselm von Canterbury in einem sehr schönen Gebet zusammmengefasst.
Dieses möchte ich Ihnen am Ende noch vorstellen:

Herr,
ich versuche nicht,
in deine Höhen vorzudringen;
mein Verstand kann dich ja
auf keine Weise erreichen.
Ich wünsche nur,
einigermaßen deine Wahrheit zu begreifen,
die mein Herz glaubt und liebt.
Denn ich suche nicht zu begreifen, um zu glauben,
sondern ich glaube, um zu begreifen.
Amen.

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Predigt für den Dreifaltigkeitssonntag (A) am 18. V. 2008 (Konventamt, St. Ottilien)
Evangeliumstext (Joh 3, 16-18)

Sonntag, 11. November 2007

"WER SICH AUF DEN HIMMEL FREUT, DER ..."


Die DDR gibt es schon lange nicht mehr. – Und langsam gerät in Vergessenheit, welche sonderbaren Experimente damals dort gemacht wurden. Ein Experiment war das, einer radikalen Diesseitskultur. Dabei sollten die Themen Tod und Bestattung möglichst umgegangen werden: Kreuze auf Friedhöfen waren unerwünscht. Der Staat förderte bewusst die Feuerbestattung und die Beisetzung in sog. anonymen „Urnengemeinschaftsanlagen“: Der tote Mensch sollte ganz unauffällig verschwinden.

Diese radikale Diesseitskultur der DDR war der stumme Protest gegen einen bestimmten Weltentwurf, - gegen den christlichen Weltentwurf. - Aber genau genommen war er dessen geheime Niederlage. Denn auch wenn es peinlich war: Im Paradies der Werktätigen, Arbeiter und Bauern wurde immer noch gestorben! - Und viele wurden betrogen, weil die versprochenen „herrlicher Zeiten“ in ihrem Leben nicht eintraten.

"Vertröstung auf das Jenseits" wurde dem Christentum immer schon vorgeworfen. - Und auch heute gibt es nicht wenige Menschen, die, wie die Sadduzäer, einen Glauben an den Himmel ablehnen: „Wer sich auf den Himmel freut, der wird sich wohl kaum noch auf dieser Erde engagieren“.

Aber die Sadduzäer und die modernen Hüter der Nächstenliebe irren: In einer Gesellschaft, die nicht mehr an einen Himmel glauben kann, werden viele auf der Strecke bleiben. - Denn, wer nicht mehr an einen gerechten Ausgleich im Jenseits glaubt, der muss sich den Ausgleich schon hier auf der Erde selbst schaffen. Und zum Leistungsdruck kommt dann auch noch der Vergnügungsdruck: Wenn nachher nichts mehr ist, dann muss man eben hier schon nehmen, was man kriegen kann: Ja, im „Himmel auf Erden“ wird es wohl ziemlich hart zugehen.

Wer allerdings an ein Jenseits glaubt, der ist gelassener. Der kann auch einmal verzichten - er ist nicht verpflichtet, nur an sich zu denken. - Menschen, die an ein Leben nach dem Tod glauben, wird manches Opfer leichter fallen. - Der Glaube an das ewige Leben bei Gott schenkt Gelassenheit und Ruhe.

Man kann es eigentlich auf einen einfachen Nenner bringen:
Wer nicht an Gott und das ewige Leben glaubt, der muss diese Welt und sich selbst retten!
Und das ist das Problem! – Bisher sind alle Versuche gescheitert.

Leider sind bisher auch alle Versuche gescheitet, sich vorzustellen, wie die Toten wohl auferstehen werden. Jahrhunderte lang hat man sich gefragt, in welcher Gestalt der Mensch wohl auferstehen werde. Wie die Sadduzäer - mit ihrer Fangfrage im heutigen Evangelium - wollte man mehr Details wissen.

Und selbstverständlich hat man auch eine Antwort gefunden, denn Theologen finden auf alles eine Antwort: Der Leib, den der Mensch am Ende aller Zeiten erhalten wird – so hat ein findiger Kopf des Mittelalters geschlossen – dieser Leib muss ja ein vollkommener Leib sein. Und die einzig vollkommene Form, die es in diesem Kosmos gäbe, das sei die Kugelform. Und damit war das Rätsel auch schon gelöst: Als Kugel, - in Kugelgestalt würden die Menschen am jüngsten Tag auch wieder auferstehen!

Ganz abgesehen von der unangenehmen Vorstellung - wie wir dann alle nach der Auferstehung durch den Himmel kugeln - zeigt diese Episode aus der Geschichte der Theologie eigentlich nur, was für ein Unsinn dabei herauskommen kann, wenn Menschen immer alles ganz genau wissen wollen, - so wie die Sadduzäer mit ihrer so schön konstruierten Scheinfrage.-

Aber auf solche Spekulationen lässt sich Jesus gar nicht erst ein. Solche Antworten verweigert er regelmäßig. Und er tut es auch im heutigen Evangelium. Er sagt eigentlich nur eines: Das was ihr euch vorstellt, das ist völlig falsch, so ist es ganz bestimmt nicht. – Mehr sagt er eigentlich nicht.

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde die sind nicht nur unvorstellbar, die sind sogar undenkbar. Und was sich nicht denken lässt, dass lässt sich nun einmal auch nicht sagen, nicht einmal von Jesus.

Und auch jede vernünftige Theologie muss deshalb solche Fragen offen lassen. – Da kapituliert selbst der Katechismus der katholischen Kirche, der ja in Glaubensfragen - auf so ziemlich alles - eine Antwort kennt:

Frage: „Was geschieht im Tod mit unserer Seele und unserem Leib?“
Antwort: „Durch den Tod wird die Seele vom Leib getrennt. Der Leib fällt der Verwesung anheim. Die Seele, die unsterblich ist, geht dem Gericht Gottes entgegen und wartet darauf, wieder mit dem Leib vereint zu werden, der bei der Wiederkunft des Herrn verwandelt auferstehen wird. - Das Wie dieser Auferstehung übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen.“ (KKKK, 205)

Liebe Brüder und Schwestern,
eine gute und vernünftige Theologie kennt ihre Grenzen, sonst geht es in Richtung Esoterik und New-Age: Da bekommen Sie dann auf alles eine Antwort!

Jesus befriedigt nicht unsere Spekulationssucht und Neugier. - Aber die Bibel malt uns die Zukunft in Bildern aus, wohin wir im Tod gehen. Und die sind weit sprechender, als alle menschlichen Spekulationen und Traktate.

Am Ende möchte ich Ihnen noch mein persönliches Lieblingsbild vorstellen. Es ist das Bild einer „Wohnung“. - Jesus sagt vor seinen Tod: „Ich gehe, um für euch eine Wohnung vorzubereiten.“ (Joh 14,2) - Und ich stelle mir das so vor: Wir werden in die ewige Wohnung hinein sterben. Diese Wohnung hat Jesus für uns vorbereitet. Wir dürfen aber auch darauf vertrauen, dass die Lieben, die vor uns gestorben sind, uns diese Wohnung mitbereiten. Jeder, der stirbt, nimmt etwas von uns mit: Das, was wir mit ihm geteilt haben an Liebe und Freude. Und damit schmückt er gleichsam die Wohnung, in die wir hinein sterben werden: Wir werden also nicht in etwas völlig Unbekanntes eintreten, sondern in eine liebevoll vorbereitete Wohnung, in der wir für immer daheim sein werden.

Liebe Brüder und Schwestern,
mein Glaube sagt mir, dass ich mich in dieser Welt nicht einrichten muss - und es auch gar nicht kann!

Und wie gesagt, wer nicht – wie damals viele in der DDR - an die himmlischen Wohnungen glauben kann, der hat das große Problem, sich mühsam hier auf Erden ein eigenes - und doch recht kurzfristiges irdisches Paradies aufbauen zu müssen.

Seien wir dankbar und froh, dass wir nicht unter diesem Druck stehen: Unsere Wohnungen sind - Gott sei Dank - schon längst bereitet. Amen.

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Predigt für den 32. Sonntag im Jahreskreis (C) am 11. XI. 2007 (Konventamt, St. Ottilien)
Evangeliumstext (Luk 20, 27-38)