Bereits vor einiger Zeit hat "Don Johannes" einen Beitrag über die "Kultur der Hässlichkeit" geschrieben, die (leider) immer noch aktuell ist: Warum Priester in die Sakristei reingehen und aus dem Reitstall rauskommen, sie Geld zu Stroh machen und es Gläubige zum Wiehern finden. - Ein Plädoyer gegen Polyester, ein Plädoyer gegen die Hässlichkeit:
Während die Welt all die spinatgrünen Badezimmerfliesen und orange-farbigen Vorlegerteppiche weitgehend im Ausguss des Vergessens entsorgt hat; während fast alle ihre Plastikmöbel aus den 70ern zum beinahe ewigen Andenken den Müllbergen hinterlassen haben; während also all die Menschen langsam zur Vernunft kommen, dauert eine der bizarrsten kunstgeschichtlichen Epochen in den Sakristeischränken fast ungebrochen an.
Da tanzen nach wie vor schräge, verzerrte Quadrate mit Kreisen und Strichen auf den Kaseln um die Wette. „Dynamik“ nennt man das mit schönen Worten. Und mit diesen scheint der Fachhandel für Kirchenbedarf wahrhaft gesegnet: Die leere, linke Seite stellt die Ellipse auf der rechten Seite in ein „existenzielles und spannungsreiches“ Verhältnis, so die leider nicht ganz imaginäre „Erklärung“ für ein Stück im frommen Kleidungshandel. In diesem Sinn vermittelt auch Form, Farbe und Stoff des nächsten Objektes in der Verkaufsvitrine überzeugend die „inkarnatorische Wirklichkeitsebene und sich entäussernde Erdverbundenheit“ eines Kartoffelsacks. Das wäre auch ganz nett, wenn das Ding so viel kosten würde, wie ein solcher.
Als eindrucksvolle Litanei liest sich die Waschanleitung: Polyester, Polyacryl, Polyamid. Wem fällt da schon „Polytheismus“ auf, der unsichtbar und quer über dem Fetzen Stoff geschrieben steht. Genuin Christliches ist nämlich wenig zu finden – ein Vorteil, möchte man meinen, wenn man sich das Gotteshaus vielleicht mit Hindus teilen will – ach nein, das geht ja nicht, weil andere Religionen ihren Götzen, nicht das Billigste und Hässlichste vorsetzen.
Ja, aber kann man das so sagen? Es wird doch nicht alles hässlich sein? Vielleicht ist es das nicht. Was es braucht ist eine Expertenkommission. Liturgen sind damit nicht gemeint – um Gottes Willen! Experten mit Hausverstand braucht es – keine Liturgen. Man findet sie in Kindergärten und Grundschulklassen. Ihre eindeutige Wertungsskala geht von „Mund-zu“ bis „Mund-vor-Staunen-offen.“ Wer Kindern eine goldbestickte Kostbarkeit serviert und eine Pferdedecke mit Kopfloch, wird ein klares Urteil erhalten – es sei denn die Pferdedecke ist so rosa wie das Lieblingskleid der Barbie Puppe, denn das bringt selbst die unvoreingenommenste Jury ins Wanken.
Wer meint, Katechese sei ein langer Vortrag, irrt. Und wer meint, Katechese müsse nicht glaubwürdig sein, irrt auch. Wenn wir vom Heiligen reden, aber nichts um uns seine Heiligkeit, Schönheit, Größe, Herrlichkeit vermittelt, wie es selbst die Blume am Felde tut, dann haben wir nur zu Ohren geredet, nicht zu den Herzen. Menschen aller Kulturen und Zeiten haben dies begriffen. Menschen in armen Ländern leben, nach diesem Grundsatz. Was ist mit uns? Wir sitzen in kirchlichen Betonwaschküchen und warten auf Erleuchtung. Ob uns durch die Preisträger des deutschen liturgischen Instituts ein Licht aufgehen wird, ist zu bezweifeln. Die Gewissheit steigt: „Kultur des Todes“ hat Synonyme. Kultur der Hässlichkeit ist eines davon. – Kultur der Dummheit vielleicht ein anderes?
Kaplan Johannes Maria Schwarz (in: Amici News, April 2005)
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Anmerkung: Aktueller Anlass zur Wiederveröffentlichung dieses Artikels war wieder einmal ein morgendlicher "Schweißausbruch" in meinem hässlichen "Kartoffelsack" (aus Polyester-Plastik) - auch "Mantelalbe" genannt (Foto oben links) - den wir Konzelebranten in St. Ottilien bei der Konzelebration in der Hl. Messe werktags über unserem Ordensgewand (natürlich auch aus einer Kunstfaser) tragen.
Ich beneide jeden Dorfpfarrer, der bei jeder Hl. Messe eine richtige Albe (aus Leinen) und eine schöne, leichte, "luftige" Kasel (am besten eine ärmellose, barocke "Baßgeige") tragen darf. -
Was hatte man früher doch für einen Verstand und guten Geschmack, wenn es um schöne und um gleichzeitig praktische Dinge ging! - Und wo sind wir heute oft gelandet? - "Kultur der Hässlichkeit" - "Kultur der Dummheit", - wirklich schön gesagt Herr Kaplan!