Montag, 18. Juni 2007

"WIE WASSER ZU WEIN WIRD ..."


Liebes Brautpaar, liebe Gäste!

„Das Bier ist alle“. – Mit diesen Worten hat die Zeitung mit den vier großen Buchstaben vor einiger Zeit auf Plakaten für sich geworben. Und darunter stand: „Einer muss die Wahrheit sagen“. Geklaut, - aber gut geklaut.

Diese urpeinliche Wahrheit steht schon im Johannesevangelium, das wir gerade gehört haben. Und natürlich geht es da nicht um Bier, sondern um Wein.

In der Kirche ist diese berühmt berüchtigte „Hochzeit zu Kanaan“ eine der offiziellen Schrifttexte bei einer der Trauung.
Offenbar steckt darin eine besondere Botschaft über die Ehe. Welche könnte das sein? - Könnte nicht ein Hinweis auf die Ehe darin liegen, dass "der Wein ausging"?

Der Wein gibt einem Mahl die festliche Note, lässt die Herzen höher schlagen und bringt die Gäste in Stimmung.

So gibt es auch in der Ehe etwas, das das Zusammenleben zum Fest macht, was erst eigentlich und zutiefst glücklich macht: die Liebe. Und auch im Alten Testament finden wir ja schon das Sprichwort: "Köstlicher als Wein ist die Liebe."

Aber kommt nicht in jeder Ehe einmal die Stunde, da man feststellen muss: "Der Wein ist ausgegangen"?

Wenn die "HOCH-Zeit" versunken ist und der graue Alltag kommt,
wenn das Gespräch seltener wird oder ganz verstummt,
wenn gesundheitliche oder wirtschaftliche Schwierigkeiten auftreten,
wenn sich herausstellt, dass der Partner Untugenden hat,
die man noch gar nicht kannte,
oder wenn man entdeckt,
dass in Nachbars Garten auch schöne Rosen blühen:

"Der Wein ist ihnen ausgegangen."

Anders aber in der Ehe, zu der Jesus und seine Mutter geladen sind. - Hier geschieht etwas ganz Ähnliches wie auf der Hochzeit in Kanaan. Maria wird auch hier Fürsprache einlegen: "Sie haben keinen Wein mehr".

Die Antwort Jesu klingt ziemlich schroff: „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen“. – Jesus scheint eben auch ohne mütterliche Ratschläge sehr genau zu wissen, wann und was er zu tun hat.

Und Maria beugt sich diesem Bescheid und geht zur Bedienung: "Was ER euch sagt, das tut!"
Dieses Wort seiner Mutter ist ein wichtiges Wort, vielleicht sogar das wichtigste Wort des ganzen Berichtes.
Es ist auch das letzte Wort, das die Evangelien überhaupt von Maria wiedergeben.
Es ist wie ein Testament: „Was ER euch sagt, das tut!“

Auf die Ehe angewandt heißt das: Nicht auf die Stimme des Blutes horchen, nicht auf den Rat von Freunden oder Angehörigen,
sondern allein auf den Herr: "Was ER euch sagt, das tut!"

Und was sagt der Herr? - "Füllet die Krüge mit Wasser!"

Wenn der Wein eine tiefere Bedeutung hat als Zeichen des Festes und der Liebe, dann hat auch das Wasser einen tieferen Sinn. Sechs Krüge werden damit gefüllt - bis zum Rand - wie es im Text heißt. Vielleicht hat das etwas mit dem Alltag zu tun! Wasser schmeckt auch nicht besonders gut, es ist ein ziemlich fades und langweiliges Getränk. Und auch ist die Beschaffung war zu biblischer Zeit mit einiger Mühe verbunden. - Wofür könnte das Wasser also stehen?

Es deutet auf die Treue! - Auf die Treue, die es im Alltag durchzuhalten gilt.

Für die Ehe scheint das Gleiche zu gelten wie für uns Mönche: „Aushalten, Durchhalten, Maulhalten“
oder „heiliges Stillschweigen“ – in der Benediktusregel klingt das doch etwas eleganter – das alles gehört irgendwie zur Treue.

Wenn der "Wein der Liebe“ ausgegangen ist, dann schmeckt dieses gewöhnliche Wasser nicht immer besonders gut. Es erscheint es als ein fader Ersatz. - Aber es ist absolut lebenswichtig!

Inzwischen hat der Wirt den geheimnisvollen Inhalt der Krüge gekostet, lässt den Bräutigam rufen und erklärt. "Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste schon zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten."

Liebes Brautpaar, liebe Gäste!

Passt das nicht auch für die Ehe? Am Anfang ist man verliebt.
Aber es ist mehr eine Liebe, die haben will.
Eine Liebe, die den anderen begehrt.

Jesus aber will eine schenkende Liebe bewirken,
eine Liebe, die gelernt hat, das DU etwas größer zu schreiben als das ICH.
Diese Liebe ist gewissermaßen durch eine "Leidensgeschichte" hindurch gegangen.

Weil die Liebe vom Opfer lebt, verliert eine Liebe, die nicht bereit ist zum Verzicht, sehr schnell ihren Glanz und erlischt. - Aber ohne Opfer und Prüfungen geht es im Leben nicht ab, weder in der Ehe, noch im Kloster, noch in der Oper. – Wie in der Oper geht es auch in der Ehe durch „Feuer und Flammen“. - Pamina und Tamino überwinden Hand in Hand diese Prüfungen, bevor sie „eingeweiht“ werden.

Und auch Papst Benedikt sagt ganz realistisch: „Die menschliche Liebe muss gereinigt werden, muss reifen ... um Ursprung wahrer, dauerhafter Freude zu sein.“ Und so ist es auch in der Ehe: Das „Wasser der Treue“ ist der Trank in mühevoller Zeit, der die Liebe der Ehepartner wachsen und reifen lässt.

Wir können dieses Wunder der Verwandlung immer wieder bei älteren Ehepaaren erleben: Liebe verbraucht sich nicht, sie wandelt sich im Laufe der Jahre und nimmt eine neue Gestalt an. Und diese Liebe muss am Ende nicht schlechter sein als die junge Liebe, sondern vielleicht sogar reifer, tiefer voller, - so wie der „gute“ Wein in Kanaan. - Dieses Wunder der Verwandlung wirkt Jesus bei denen, die ihn in die Mitte nehmen und in ihrer Ehe nicht nur auf die eigenen Kräfte vertrauen.

Liebe Susanne, lieber Peter,
am Ende möchte ich Euch deshalb folgenden Ratschlag geben:
Ladet Jesus und seine Mutter zu Eurer Hochzeit ein, in Eure Familie,
in euer neues gemeinsames Leben ein:

Er will auch bei Euch das Wunder der Verwandlung bewirken.
Dann bekommt Euer Leben Geschmack, Sinn und Tiefe. –
Dann wird Wasser zu Wein.

Und vertraut dabei auf die Worte seiner Mutter:
„Was ER euch sagt, das tut.“ – Dann seid ihr wirklich gut beraten. Amen.

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Predigt für die Trauung von Susanne und Peter am 18. VI. 2007 (Ottilienkapelle, St. Ottilien)
Evangeliumstext (Joh 2, 1-11)