Donnerstag, 31. Oktober 2013

Digitales Brevier: Stundenbuch als kostenlose App


Das Gebet der Kirche beten, und das in der Bahn, am Strand oder in der Pause auf dem Rastplatz: Ab sofort ist das digital kein Problem mehr. Der Katholische Pressebund in Bonn hat ein digitales Brevier als App für Smartphones entwickelt. Ab sofort kann das katholische Stundenbuch in den App-Stores kostenlos heruntergeladen werden. Gemeinsam mit dem Deutschen Liturgischen Institut, unterstützt vom Stiftungszentrum des Erzbistums Köln und von der Deutschen Bischofskonferenz macht der Katholische Pressebund die deutsche kurze Fassung des römischen Breviers der Weltkirche (das so genannte „Kleine Stundenbuch“) damit leichter zugänglich. Bislang war das Beten des Stundenbuchs ohne eine Anleitung und einiges Üben kaum möglich, weil man die Texte nach bestimmten Regeln in den Büchern zusammensuchen musste. Die App macht das Beten jetzt ganz einfach: alle Texte für den Tag werden einschließlich Wiederholungen zusammengestellt. Man kann ohne Vorwissen in den uralten Gebetsschatz der Kirche einstimmen. Die innovative Ein-Finger-Bedienung macht ein angenehmes und diskretes Beten ohne manuelles Scrollen möglich. Alle Texte werden für zehn Tage im Voraus geladen, so dass man die App danach auch ohne Internetverbindung nutzen kann (z.B. auf Reisen). Zeitgleich macht die Internetplattform www.katholisch.de die Inhalte des Stundenbuchs unter stundenbuch.katholisch.de online verfügbar. (kna 31.10.2013 ord)

Zu finden ist die App für iPhone und Android über die Webseite des Pressebundes.

http://www.pressebund.de/beten-per-app-stundenbuch-app.html

http://stundenbuch.katholisch.de/

Samstag, 19. Oktober 2013

Herr, ich brauche dich jeden Tag


Herr, ich brauche dich jeden Tag.
Gib mir die Klarheit des Gewissens,
die dich fühlen und begreifen kann.
Meine Ohren sind taub,
ich kann deine Stimme nicht vernehmen.
Meine Augen sind trüb,
ich kann deine Zeichen nicht sehen.
Du allein kannst mein Ohr schärfen
und meinen Blick klären,
mein Herz reinigen und erneuern.
Lehre mich zu deinen Füßen sitzen
und auf dein Wort hören. Amen.

John Henry Newman (1801-1890)

Mittwoch, 3. Juli 2013

Mustergültige Schweinehaltung



Natürlich Muttertierhaltung!  Und wenn die Schweinchen dann "erntereif" sind, werden sie einfach von den Bäumen geschüttelt.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Es könnte alles so schön sein!


Ja, es könnte alles so schön sein,
wenn Adam und Eva Chinesen gewesen wären!

Warum?

Denn dann wären wir alle jetzt im Paradies,
die hätten nämlich die Schlange gegessen und nicht den Apfel!

Mittwoch, 22. Mai 2013

Im wunderschönen Monat Mai kroch Richard Wagner aus dem Ei

(mit diesen humorvollen Worten an seine erste Frau Minna
gratulierte sich Wagner selbst zu seinem Geburtstag am 22. Mai 1813)

Wenn der Meister nicht gestorben wäre, dann wäre er heute 200 Jahre alt geworden! - Na ja, damals gab es noch keinen "Medizin-Fortschritt", so dass er "nur" 70 wurde. Trotzdem: HAPPY BIRTHDAY, MAESTRO! - Wir haben Dich nicht vergessen!

Nur aus diesem aktuellen Grund habe ich den Meister für heute wieder einmal "freigelassen"!



Und natürlich möchte ich auch einen "vernünftigen" Beitrag zu diesem "Heiligen Jahr" beitragen. Deshalb habe ich mir überlegt, zum 22. Mai 2013, meine theologische Diplomarbeit aus dem Jahre 1994 im Internet zu veröffentlichen, für alle, die tiefsinnigere Gedanken über den Meister und seinen "Parsifal" brauchen:

Wewers, Siegfried (Stefan): Richard Wagners Bühnenweihfestspiel Parsifal und die Idee der Kunstreligion / Siegfried (Stefan) Wewers. Diplomarbeit im Fach Mittlere und Neuere Kirchengeschichte der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Münster. Prof. Dr. Arnold Angenendt [Gutachter]. - Münster, 1994. - 192 S.
zugl.: Münster, Univ./Kath.-Theol. Fakultät., Dipl.-Arb., 1994

DOWNLOAD hier:
>> http://de.scribd.com/doc/134376997/Diplomarbeit

Damit Sie auch wissen, was da auf 192 Seiten auf Sie zukommt, das

VORWORT:

Wagners Bühnenweihfestspiel Parsifal stellt den Versuch dar, auf dem Höhepunkt, der durch fortschreitende Säkularisierung gekennzeichneten europäischen Neuzeit eine religiöse Wiedergeburt mit Mitteln der Kunst herbeizuführen. “Man könnte sagen“, schrieb Wagner 1880 in der Abhandlung Religion und Kunst, seinem philosophischen Kommentar zu Parsifal, “dass da, wo die Religion künstlich wird, der Kunst es vorbehalten sei, den Kern der Religion zu retten, indem sie die mythischen Symbole, welche die erstere im eigentlichen Sinne als wahr geglaubt wissen will, ihrem sinnbildlichen Werte nach erfasst, um durch ideale Darstellung derselben die in ihnen verborgene tiefe Wahrheit erkennen zu lassen". Somit ist Parsifal also unleugbar ein Dokument der »Kunstreligion« des 19. Jahrhunderts und seiner Absicht entsprechend, dass Religion - oder deren Wahrheit - aus der Form des Mythos in die Kunst übergegangen sei, übernahm Wagner aus den mittelalterlichen Vorbildern seines Dramas, dem Perceval ou Le conte du Graal von Chrestien de Troyes, dem Parzival Wolfram von Eschenbachs und dem Roman de l'estoire del Graal von Robert de Boron, den religiösen Gehalt nahezu vollständig.


Parsifal gehört zwar zweifellos zur Gattung des Wagnerschen Musikdramas, hat aber zugleich Züge der kultisch-rituellen Handlung, des Mysterienspiels und des Oratoriums angenommen. In Wagners Parsifal sind verschiedene religiösen Strömungen, die in der Geschichte anzutreffen sind zur Synthese gelangt. Dem in den Werken Chretiens und Wolframs gespiegelten, dem sich außerhalb der kirchlichen Herrschaftsorganisationen entfaltenden (esoterischen) Christentum hat Wagner, der »Mittler des Mittelalter«, Schopenhauerisches Gedankengut, das Erlösungsdenken und die Mitleidsethik Buddhas und seine eigene "Regenerationslehre" hinzugefügt.


Somit stellt sich letztlich die Frage: Ist Wagners Parsifal dennoch ein christliches Werk? Diese Frage, hervorgerufen durch die christlich-sakrale Symbolik, auf die man in jenem Bühnenweihfestspiel  immer wieder stößt, die die Interpretationsgeschichte des Werkes zu verschiedensten Ergebnissen ("Roms Glaube" [F. Nietzsche]; "hochreligiöses Weihespiel" [Th. Mann]; "das Ergebnis einer Privat-Theologie Richard Wagners...als ein Geflecht aus altpersischen, altindischen, christlichen Mysterien" [H. Mayer; ähnlich E. Bloch]) geführt hat, soll abschließend und gleichzeitig die Thematik zusammenfassend behandelt werden.


Freitag, 3. Mai 2013

Carpe diem!


Inmitten einer zerstreuten Welt ist es heute sehr schwer, klare und präzise Antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens und des Glaubens zu bekommen. Dieses Büchlein, das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (KKKK), bietet endlich Hilfe. Jedem, der "auf der Suche nach der Wahrheit" ist und diese Wahrheit auch im Laufe seines Lebens zu finden gedenkt, dem kann ich dieses Kompendium nur bestens empfehlen: Carpe diem! - Benedikt XVI. schreibt in der Einleitung folgendes:

Das Kompendium, das ich nun der ganzen Kirche vorlege, ist eine getreue und sichere Zusammenfassung des Katechismus der Katholischen Kirche. Es enthält in knapper Form alle wesentlichen und grundlegenden Elemente des Glaubens der Kirche und bildet so, wie es von meinem Vorgänger gewünscht worden war, eine Art Vademecum, das den Menschen - ob sie gläubig sind oder nicht - ermöglicht, in einer Gesamtschau das ganze Panorama des katholischen Glaubens zu überblicken.

Das Kompendium spiegelt im Aufbau, in den Inhalten und in der Sprache den Katechismus der Katholischen Kirche wider und bietet als Zusammenfassung eine Hilfe und Anregung, um ihn noch mehr bekannt zu machen und zu vertiefen.

Ich vertraue dieses Kompendium deshalb mit Zuversicht der ganzen Kirche und jedem einzelnen Christen an, damit sie sich in diesem dritten Jahrtausend mit neuem Schwung für die Evangelisierung und Glaubenserziehung einsetzen. Dieser erneuerte Einsatz muss jede kirchliche Gemeinschaft und jeden Christgläubigen jedweden Alters und jedweden Volkes auszeichnen.

Wegen seiner Kürze, Klarheit und Vollständigkeit richtet sich dieses Kompendium auch an alle Menschen, die inmitten einer zerstreuten Welt mit vielfältigen Botschaften den Weg des Lebens kennen lernen möchten: die Wahrheit, die Gott der Kirche seines Sohnes anvertraut hat.

Möge jeder beim Lesen des Kompendiums, das ein Werkzeug mit maßgebender Bedeutung ist, dank der besonderen Fürbitte Marias, der heiligsten Mutter Christi und der Kirche, immer mehr die unerschöpfliche Schönheit, Einzigkeit und Aktualität des vorzüglichen Geschenkes erkennen und aufnehmen, das Gott der Menschheit gemacht hat: seinen einzigen Sohn, Jesus Christus, der „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist (Joh 14, 6).


Gegeben am 28. Juni 2005,
dem Vorabend des Hochfestes der heiligen Petrus und Paulus,
im ersten Jahr meines Pontifikates.

Benedictus PP XVI.

Freitag, 26. April 2013

Vernünftige Gedanken (I)



Dass die Beziehung des Menschen zu den numinosen „übergewaltigen Mächten“ (wie Goethe sie nennt) der familiären Verbindung von Personen analog ist, scheint eine allgemeine Erfahrung der Menschen zu sein, da sie die kultische Gemeinschaft mit der Gottheit oft sogar als Konkurrenz zur Gemeinschaft mit einem menschlichen Gatten und Kindern ansehen: Der römische Priester musste sich vor und während der Zeit seines kultischen Dienstes seiner Frau enthalten; Vestalinnen und katholische Priester müssen gänzlich ehelos und ohne eigene Familie leben. Die eigentliche Begründung dafür ist keine pragmatische (etwa pastorale), sondern eine mystische: die Vestalin, der Flamen Dialis, jeder Dorfpfarrer und der Papst gehören zu denjenigen Menschen die dazu bestimmt oder berufen sind, ihre höchste Kommunikationsintensität ausschließlich im Umgang mit dem Numinosen zu verwirklichen. Auch im außerkultischen Bereich kennen wir dieses Phänomen: Im Falle Kafkas etwa scheint mir die Frage nicht abwegig, ob nicht die Mächte, die sich durch seine Feder Ausdruck verschaffen wollten, es waren, die all seine Versuche in Richtung auf Ehe und Familie eifersüchtig vereitelt haben.

(Herbert Huber Antrittsvorlesung am 17. Juni 2005 Ludwig-Maximilians-Universität zu München: „Traulich und treu ist’s nur in der Tiefe“)

>> Die ganze Antrittsvorlesung als PDF


Montag, 22. April 2013

Wıe man zum Wagnerianer wird


Dieses Buch eignet sich perfekt für alle, die im Wagnerjahr in den langen „Ring“-Pausen im Pausengespräch glänzen wollen. In zehn Lektionen führen die Autoren Anfänger und Fortgeschrittene mit kleinen Anekdoten, unterhaltsamen und informativen Geschichten rund um Richard Wagner in dessen Imperium und Werk ein. Und es räumt so nebenbei mit einigen Mythen auf. Denn hier wird enthüllt: Ludwig ll. hatte gar kein Schwanenboot! Ätsch. Seine Liebe für Schwäne hatte er lange vor der Oper „Lohengrin“ entdeckt, und rüber nach Herrenchiemsee fuhr er - ganz unspektakulär - mit einem modernen Dampfschiff. Ansonsten geht's um Wagner und das liebe Geld, Wagner und die Psychoanalyse, Wagner und die Frauen und um die Wagnersche Nachlassverwaltung durch Ehefrau Cosima. Das Beste: Das Buch eignet sich auch hervorragend für diejenigen, die mit Wagner so gar nichts anfangen können, denn hier wird endlich einmal erklärt, warum „da capo“ bei Wagner einfach so gar keinen Sinn macht. Deswegen: Kaufen Sie dieses Buch. Und dann: lesen, lachen, lieben.

Donnerstag, 18. April 2013

Dackel: Die besten Freunde der Welt!



Sie sind Jäger, Herzensbrecher und Draufgänger. Ihr Blick ist legendär - kaum eine andere Hunderasse wird so idealisiert, ob von Freigeistern, Förstern oder Familien, ja sogar im Fremdenverkehr. Der Dackel ist ein Allrounder, er vermittelt Humor und Eigensinn und ist dabei an Charme kaum zu übertreffen. Dank seines Komik-Talents bezirzt dieser Hund auch Menschen, die keine Hundeliebhaber sind ... denn der Dackel ist eine Lebenseinstellung. Ob München oder New York, Adelshaushalt oder Künstlerklasse, ob Großfamilie oder Singlewohnung - der Dackel bereichert das Leben.

Fazit: So einen Freund will ich auch!



Dienstag, 9. April 2013

Papst Franziskus ganz privat

Lieblingsmusik: „Zu den Werken, die ich am meisten bewundere, zählt Ludwig van Beethovens ‚Leonore‘, Overtüre Nr. 3, dirigiert von Wilhelm Furtwängler“. Er halte Furtwängler für den „beste Dirigenten einiger Symphonien [Beethovens] und einiger Werke von Wagner“. - (Quelle: kath.net)

BRAVO!
Papst Franziskus weiß wirklich, was gut und genial ist: Wagner ist ja bekanntlich (?) zufällig auch mein absoluter Lieblingskomponist und Furtwängler auch noch - neben Carlos Kleiber natürlich - mein absoluter Lieblingsdirigent. Lieber Papst Franziskus:
BRAVO! - für den guten Geschmack.

Wilhelm Furtwängler "Leonore III" Beethoven (1948)

Montag, 1. April 2013

Mein neues Smartphone



Gerade habe ich von einem “reichen Gönner” (der seit einiger Zeit für Google “Street View” in Los Angeles arbeitet) ein neues Smartphone geschenkt bekommen. Es ist eine Sonderanfertigung von Nexus (Design extra für mich!) und wirklich superklein - im zugeklappten Zustand ist es nicht viel größer als meine Armbanduhr! (siehe Foto oben) - und ist mit modernster Hardware und den besten Apps von Google ausgestattet. So ein “Spielzeug” wollte ich schon immer haben, konnte es mir aber als Mönch leider nicht leisten. Es hat natürlich auch Bluetooth: Die Namensgebung „Bluetooth“ ist übrigens eine Hommage an den dänischen Wikingerkönig Harald Blauzahn, der für seine Kommunikationsfähigkeit bekannt war. Ihm gelang es im 10. Jahrhundert, Dänemark weitgehend zu vereinen und zu christianisieren. Der Name „Bluetooth“ war ursprünglich ein Codename für die entwickelte Technologie, der später mangels guter Alternativen auch als Markenname verwendet wurde (siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Bluetooth). - Zusätzlich verfügt es (neben WLAN) auch noch über HSPA+. Dieses Smartphone verfügt also wirklich über “allen Draht nach oben, den man sich nur denken und wünschen kann”, wie mein Gönner lachend meinte. - Danke lieber G. für dieses tolle Geschenk! - Wenn ich dieses “Superteil” benutze, werde ich immer an Dich denken!

VIDEO: Mein neues Smartphone in Betrieb!  ;-)

Freitag, 29. März 2013

"Gebt mir meinen Jesum wieder"

Passend zum heutigen Karfreitag, eine Arie aus Bachs berühmter Matthäus-Passion. Gesungen von meinem guten Freund Martin Cooke (Bariton), der "normalerweise" im Chor der Bayerischen Staatsoper singt: Eine ganz tolle Stimme, eine wunderschöne Kirche (die Klosterkirche in Fürstenfeldbruck gehört zu den edelsten Barockjuwelen in der näheren Umgebung von St. Ottilien), ein ganz junges (australisches) Orchester, ein sympatischer Dirigent und ein perfekt sitzender Frack! - Was will man noch mehr? Viel Freude beim Zuhören und "innerlichen Mitbeten":



Nr. 51. Aria - Bass (aus der Matthäuspassion, BWV 244)

"Gebt mir meinen Jesum wieder!
Seht, das Geld, den Mörderlohn,
Wirft euch der verlorne Sohn
Zu den Füßen nieder!"


Give me back my Jesus!
See, the money, the wages of murder,
The lost son throws at you,
Down at your feet.

Freitag, 22. März 2013

Wenn aus Engeln Köche werden



Die Inszenierung von Richard Jones kam ursprünglich an der Welsh National Opera im walisischen Cardiff auf die Bühne. Nach Chicago, San Francisco und New York ist sie jetzt an der Bayerischen Staatsoper in München zu sehen.

Hänsel und Gretel: Eine Geschichte, die irgendwie nie aus der Mode kommt. Zum diesjährigen Grimm-Jahr wird das Märchen in der Opernbearbeitung von Engelbert Humperdinck an der Bayerischen Staatsoper neu inszeniert.

Grausamer gehts nicht. Vater und Mutter können ihre zwei Kinder nicht mehr ernähren und beschließen, die beiden im tiefen Wald auszusetzen. "Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus, und wir sind sie los", sagt die Frau. Der Mann will eine solche Tat nicht übers Herz bringen. "O du Narr", entgegnet die Frau, "dann müssen wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge hobeln." So erzählen die Brüder Grimm die Geschichte von "Hänsel und Gretel" in der fünften Auflage ihrer Kinder- und Hausmärchen von 1843. Kinderängste ohne Ende. Der reine Horror.

Humperdinck (1854-1921) war ein glühender Verehrer Richard Wagners, diente dem Meister als Assistent in Bayreuth, half ihm beim "Parsifal" - kein Wunder, dass er die Liedspielfassung von "Hänsel und Gretel" humorvoll als "ein Kinderstubenweihfestspiel" bezeichnete.

Es tut dann richtig gut, wenn ein heutiger Regisseur wie Richard Jones zwar alte Märchenbilder entstaubt, aber auch keine Freudsche Psychoanalyse betreibt: Er zeigt in seiner jetzt in München zu sehenden Inszenierung von "Hänsel und Gretel" voller Spaß, wie Kinder lustvoll die Regeln verletzen und sich den Bauch mit Süßigkeiten vollstopfen. Herrlich politisch unkorrekt auch, wie die menschenfressende Hexe nach einer grandiosen Küchenschlacht im Ofen landet - und zum Happy End gut gebraten, auf dem Tablett, den Kindern und Eltern vorgesetzt wird, die schon das Besteck wetzen. Auch irgendwie grausam. Aber zum Lachen.



Nein, märchenhaft-lieblich ist diese Produktion nicht. Denn wenn’s ums Essen geht, gibt’s kein Tabu. Da leert das liebe Hänselchen die Taschen der Baum-Männer im Wald, wenn Beeren gesammelt werden sollen. Ebenso wird das Hexenhäuschen – ein riesiger Mund, auf dessen Zunge ein Muffin ruht – von den Kindern nicht nur angeknuspert: hier werden gierig riesige Stücke herausgerissen. Bezwingende Bilder findet Jones aber auch für die Ängste der Kinder von heute. So ist etwa das Sandmännchen kein liebes Geschöpf aus dem Bilderbuch, sondern eine kleine knochige Gestalt wie aus dem Horrorfilm.

Überhaupt sieht Jones vieles aus Kinderaugen: etwa die Backszene bei der Hexe, einer tuntigen Über-Oma mit Riesenbusen. Wie beim besten Kindergeburtstag dürfen sich die Kleinen hier hemmungslos mit Süßkram vollstopfen – und gebacken wird, dass Mehl, Mandeln und Zuckerwerk nur so durch die Luft fliegen, wobei angenehmerweise nicht aufgeräumt werden muss. Wie sehr das allen Kindern Spaß macht, bestätigen allein schon die vielen kleinen Besucher im Nationaltheater, die am Schluss der gesamten Produktion wie auch dem Regieteam jubelnden Beifall spenden.

Nun ist die Märchenoper dennoch auch ein Stück musikalische Romantik, hörbar komponiert in Wagner-Nachfolge. Dirigent Tomás Hanus beginnt verhalten und lässt dann in stets durchsichtigem Klangbild, das viel Rücksicht nimmt auf die jungen Stimmen, Humperdincks Musik mit dem Bayerischen Staatsorchester aufblühen, ohne das Ganze mit zu viel Sahne zu dekorieren.

Schlicht wunderbar ist die Besetzung der beiden Hauptpartien durch die blutjungen Sängerinnen Hanna-Elisabeth Müller und Tara Erraught, beide im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper groß geworden, die für die Partien von Hänsel und Gretel wohltuend vibratolos, frisch und klar singen. Alejandro Marco-Buhrmester gibt einen launigen, stimmkräftigen Besenbinder Peter, Janina Baechle mit dramatischem Mezzo eine leider sehr textunverständliche Mutter Gertrud und Mozart-Tenor Rainer Trost liefert als Knusperhexe ein schauspielerisches Kabinettstückchen, hinter dem die stimmliche Leistung leider zurücksteht. Sonderlob für Golda Schultz als Taumännchen: Eine sexy Putz-Elfe, die nach dem nächtlichen 14-Köche-Gelage am Morgen danach abzuwaschen hat, gut gelaunt im Spülschaum planscht und mit glockenreiner Stimme ihr Wecklied singt. Insgesamt eine rundum gelungene Produktion, die Klein wie Groß einen Heidenspaß (nicht ganz ohne Abgründe) bereitet.

Besuchte Vorstellung: Generalprobe am 22. März 2013

Mittwoch, 20. März 2013

Neues aus der Klostermetzgerei

Seitdem ich in unserer Klostermetzgerei mitarbeite,
wünsche ich mir, dass der Fisch, den wir fast an jedem Freitag
hier aufgetischt bekommen, so aussehen sollte:

Mittwoch, 6. März 2013

Ich bastele mir den idealen Papst



"Als ich noch Jugendseelsorger war, gab es bei den Grundschulungen für junge Jugendleiter eine Übung: Sie sollten sich „den idealen Leiter“ basteln. Augen vorne und hinten, die auch durch Zeltwände schauen können; Leiter, die keinen Schlaf brauchen, die stundenlang zuhören könne, die gleichzeitig Fußball spielen, singen und durch Ringe springen können. Immer ein Wort der Ermutigung, des Trostes, aber auch immer klare Grenzen setzend, partnerschaftlich, etc. etc.

Sie wissen, worauf ich hinaus will: Diese „idealen Leiter“ repräsentieren nie die notwendigen Fähigkeiten, sondern immer die Erwartungen anderer. Und für Jugendleiter was das auch immer sehr wichtig, sich dieser Erwartungen bewusst zu werden, um die eigenen Schwächen kennen zu lernen.

Und genau das beobachten wir gerade mit den Wünschen an den neuen Papst. Die Nachrichtenagenturen spucken einen nach dem andern mit seinen Erwartungen aus, kaum jemand, der nicht gefragt wird. Kaum eine Gruppe, die nicht eine Meinung hat. Ob es nun Kontinent, Alter, Erfahrung, irgendeine theologische Schublade oder sonst etwas ist: Alles wird auf den „der nächste Papst muss …“ projiziert. Dabei hat uns Benedikt XVI. doch gerade erst gezeigt, wie menschlich auch der Inhaber dieses Amtes ist. Und schon wieder wird das Amt aufgeladen, vorzugsweise mit eigenen Steckenpferden, aber auch mit durchaus legitimen Ansprüchen.

Aber all das ist zu viel. Diese Erwartungen, wenn sie zu Forderungen werden, haben automatisch die Enttäuschung zur Folge, worauf wiederum eine Aussage des Erwartungshabers folgt, es sei ja von Rom eh nichts zu erwarten gewesen. Eine psychologisch erklärbare aber nicht sehr schöne eigene Realität entsteht, die mit dem Papst – dem alten wie dem neuen – nichts zu tun hat.

Die Kirche steckt in einer schwierigen Situation, vor Ort wie auch im Vatikan. Da braucht es keine Idealisierungen, da braucht es einen klaren Blick, Angstlosigkeit und – ceterum censeo – das Sich-selbst-nicht-so-wichtig nehmen. Mehr denn je."

(Veröffentlicht am 4. März 2013 von P. Bernd Hagenkord SJ - Radio Vatican)

Freitag, 1. März 2013

AKTION: Glocken läuten für Papst (em.) Benedikt



Liebe Freunde von Papst (em.) Benedikt,

Natürlich haben wir gestern hier im Kloster St. Ottilien, zur Verabschiedung von Papst Benedikt XVI. um 20.00 Uhr, alle Glocken läuten lassen. Wer sich selber auch noch persönlich von Papst Benedikt mit Glockengeläut verabschieden möchte, der kann es jetzt noch hier nachholen. Aber bitte schalten Sie alle Glocken ein. Geben Sie "volles Geläut"! - Papst (em.) Benedikt hat es wirklich verdient! Mein Tipp: Die Glocken (von unten an, die kleine 350 kg leichte "Benediktus" zuerst!) langsam nacheinander einschalten. Drei Minuten läuten lassen. Und dann (von oben an, also jetzt die fünf  Tonnen "Hosanna" zuerst!) langsam wieder abschalten. Aber Sie können die acht Glocken läuten, wie es Ihnen gefällt. Sie haben ja 63 verschiedene Möglichkeiten die über 15 Tonnen in Bewegung zu setzen. Probieren Sie es einfach aus und machen Sie mit bei dieser Aktion. Danken Sie persönlich Papst (em.) Benedikt für sein großartiges Pontifikat!

HIER KLICKEN UM ZU LÄUTEN UND ZU DANKEN

(Anm.: Küng, Boff und Co. werden wahrscheinlich nur die kleine Glocke läuten.)


Donnerstag, 21. Februar 2013

Benedikt bleibt seinem Charisma treu



Ein charismatischer Rücktritt

Schockbotschaft

Die Ankündigung des Papstrücktritts war für viele Menschen weltweit ein Schock. Die Botschaft des Pontifex vom vergangenen Montag, sein Amt am 28. Februar niederzulegen und ein zurückgezogenes Leben in Meditation und Gebet zu führen, überraschte nicht nur zahlreiche Deutsche, die gerade den Rosenmontag feierten und die Nachricht aus Rom für einen Karnevalswitz hielten. Die ganze katholische Welt und viele Menschen darüber hinaus zeigten sich verwundert über die Entscheidung Benedikts XVI. Es schien ja fast festzustehen schien, dass ein Papst nicht zurücktritt, sondern sein von der Kirche übertragenes Amt bis zum Ende, auch wenn es bitter sei, ausübt. Selbst die Kardinäle, in deren Anwesenheit der Papst seinen Rücktritt ankündigte, waren nicht auf diese Neuigkeit vorbereitet. Wie aus heiterem Himmel sei Benedikts Schritt für sie gewesen.

Papsttum als Schicksal?

Dieser heitere Himmel zeigte dann auch in der Nacht des Montags, was er vom angekündigten Rücktritt hielt: Ein Blitz schlug in die Kuppel des Petersdoms ein. Als Zeichen von oben deuteten einige Kommentatoren die Himmelserscheinung. Als würde es Gott im Himmel nicht gefallen, dass der Stellvertreter Christi auf Erden sein Amt aufgibt. Diese infantile Deutung des Naturspektakels gründet in der Kritik am Rücktritt Benedikts. Der Verzicht auf das Petrusamt erscheint in manchen Kreisen als tabu. Diese Aufgabe müsse durchgehalten werden bis zum Tod des jeweiligen Amtsinhabers, als sei sie geschuldeter Gehorsam gegenüber dem ius divinum, dem göttlichen Recht, dass der Papst sein Leben lang Papst sei. So habe es schließlich auch der selige Papst Johannes Paul II. vorgelebt. Trotz kräftezehrender Krankheit habe er treu seinen Dienst erfüllt und sei Papst geblieben. Und genau durch dieses Beispiel und sein nicht verstecktes Leiden sei er zu einem Vorbild für alle Gläubigen und zum Trost für Kranke geworden.

Starke Führung notwendig

Doch bei dieser richtigen Darstellung darf nicht vergessen werden, dass Benedikts Vorgänger durch seine Krankheit der Kirche eine Zeit bereitet hat, in der das Oberhaupt nur noch sehr eingeschränkt einsatzfähig war. Dieses Beispiel des seligen Papstes aus Polen hatte Benedikt in seiner Zeit als Kardinal Joseph Ratzinger zugleich bewundert und befremdet. Seine Entscheidung, das Papstamt zu Lebzeiten zu verlassen, ist wohl auch in der Furcht begründet, ein zweiter Papst zu werden, der die letzten Monate oder gar Jahre seines Dienstes mit einer schwerer Krankheit zu vollbringen hat. Dabei ginge der Kirche jene starke Führung ab, die sich gerade im Pontifikat Benedikts aufgrund der zahlreichen Skandale als notwendig erwiesen hat. Wegen dieser klugen Vorsicht des Papstes wurde seine Entscheidung zum Rücktritt von vielen Stimmen in den Medien und innerhalb der Kirche positiv aufgefasst. So meint der Vatikankenner Marco Politi, dass “Benedikt einen Wegweiser für die Zukunft gesetzt” habe und sich die “Moderne keine kranke Ikone als Papst erlauben” könne.

Papst muß mobil sein

In der Tat haben sich die Anforderungen an einen Heiligen Vater in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die wachsende und globale Kirche benötigt einen Papst, der mobil ist und alle Kontinente besuchen kann. Ein Oberhaupt, dass die Sprache sowohl der Jugend als auch der Menschen im dritten und vierten Lebensalter spricht. Einen Pontifex der mit den modernen Kommunikationsmitteln Brücken zu allen Menschen bauen kann. Daher benötigt die katholische Weltkirche einen intellektuell wendigen und auch physisch mobilen Papst.

Benedikt bleibt seinem Charisma treu

Wie man auch zu dieser Erklärung stehen mag, sie ist ein Hinweis darauf, dass der Rücktritt Benedikts ein ganz persönlicher Schritt war. Es ist ein historischer Akt, der zu seiner Person passt, zu seinem Charisma, mit dem er den Petrusdienst ausgefüllt hat. Benedikt stellt seine Person in den Hintergrund und lässt die Bedeutung des Papstamtes hervortreten. Genau deshalb tritt er zurück, um diesem Amt seine Größe und Signifikanz zu lassen. Er ist sich seiner Schwäche durch Alter und persönlicher Veranlagung bewusst. Benedikt will zeigen, dass er auf eine demütige Weise Papst sein wollte und deshalb das Amt niederlegt. Keineswegs soll dies bedeuten, dass sich die Kirche “keine kranke Ikone als Papst erlauben” könne. Johannes Paul II. wird auch wegen seines öffentlichen Leidens im Papstamt oft “der Große” genannt. Er hat als Nachfolger des Petrus diesen Dienst seinem persönlichen Charisma gemäß gelebt. Für den kommenden Papst bedeutet die Entscheidung Benedikts, eine große Bestärkung und Freiheit darin, das Papstamt nach seinem persönlichen Charisma zu leben. Als individueller Nachfolger des heiligen Petrus.

Dienstag, 5. Februar 2013

Dürfen wir Tiere essen?

Richard David Precht stellt in der vierten Ausgabe seiner Philosophiesendung die Frage: "Dürfen wir Tiere essen?" Sein Gast, der große katholische Philosoph Robert Spaemann, hat sich intensiv mit Fragen der Tierethik beschäftigt. Er hält den Verzehr von Fleisch für gerechtfertigt - entsprechend der christlichen Auffassung, dass Gott auch die Tiere geschaffen habe, damit der Mensch sie sich zu Nutze mache.

    

Montag, 4. Februar 2013

Wir sind tatsächlich im Dschungel

Offenbar müssen wir alles neu aushandeln, in jedem Moment, weil es, nach dem Tod Gottes, keine Instanzen mehr gibt, die für uns verbindlich sind. Wir sind tatsächlich im Dschungel. Es gibt keine prinzipiellen Unterschiede mehr zwischen Gut und Böse, auch Sinn und Unsinn, Takt und Taktlosigkeit, Wahrheit und Lüge. Alles Verhandlungssache. Es gibt nur noch die Ad-hoc-Entscheidung für den eigenen Vorteil. (Matthias Matussek) http://www.kath.net/detail.php?id=39939

Samstag, 19. Januar 2013

Die Kirche als Sündenbock - Der Kriminologe Pfeiffer und der "Missbrauch mit dem Missbrauch"



Das Zerwürfnis zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Kriminologen Christian Pfeiffer hat sie wieder hochgewühlt, die anti-katholischen Emotionen: Vertuschung, Aktenvernichtung, Desinteresse – so lauten die Vorwürfe.

Bernhard Meuser, Geschäftsführer des Sankt Ulrich Verlags sowie Autor und Verleger renommierter katholischer Bücher (darunter der Jugendkatechismus Youcat), erläutert die Geschichte der vorerst gescheiterten Missbrauchsstudie.


Man kann nicht oft genug betonen, dass Missbrauch ein ungeheuerliches Verbrechen ist, für das man schlicht und einfach in die Hölle kommt, sofern man Gott nicht in der Beichte um Vergebung bittet, harte Buße tut, sein Leben fundamental ändert und einen Schaden, der oft irreparabel ist, zu beheben sucht. Im Youcat wird dies unter „Du sollst nicht morden“ abgehandelt; in Frage 386 wird dann noch von einer besonderen Schwere des Delikts gesprochen, wenn „eine Abhängigkeit von Erwachsenen und Kindern vorliegt“. Als Personengruppen erwähnt der Jugendkatechismus ausdrücklich „Eltern, Priester, Lehrer oder Erzieher“. Die Reihenfolge stimmt. Ziemlich weit vorn muss man vom Priester sprechen, nicht etwa, weil der Priester aus der Statistik der Missbrauchstäter hervorragen würde, sondern weil es schlicht unglaublich ist, dass ein „Mann Gottes“ – und sei es nur ein einziger! – einem jungen Menschen an die Wäsche geht und dann die Heilige Messe liest. Es ist ein Skandal, dass alle Schutz- und Disziplinarmaßnahmen, angefangen bei der Beichte bis hin zur Entfernung aus dem Priesteramt und der Exkommunikation, offenkundig nicht hinreichten, damit die Kirche aus sich heraus mit dem Skandal klar Schiff machte. Viele wussten was. Und jene, die mehr wussten, griffen nicht durch, nahmen sich eher der Täter als der Opfer an.

Derjenige, der 2005 den Mund aufmachte, war ein Mann, der Tage später Papst wurde: „Wieviel Schmutz gibt es in der Kirche“, sagte Kardinal Joseph Ratzinger in seiner Karfreitagsmeditation, „und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten?“

So traurig und wahr dies alles ist, so wahr ist andererseits, was Alice Schwarzer im Februar 2010 konstatierte: „Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist keine Erfindung katholischer Patres. Und er hat auch nichts mit dem Zölibat zu tun.“ Zum Erstaunen vieler rückte Schwarzer die Fakten zurecht: Jahr für Jahr würden allein in Deutschland etwa eine Million Kinder (!) missbraucht, und drei der vier Täter seien „keine bösen Fremden oder Lehrer, sondern es ist der eigene Vater, Onkel, Nachbar.“ Der Tatort schlechthin ist weder das Pfarrhaus noch die Sakristei, sondern die Kuschelecke im Kinderzimmer.

Die Sünde des Volkes

Der kollektive Aufschrei über die wahren Täter, die massenhaft Kinder und Jugendliche sexuell missbrauchen, ist ausgeblieben. Stattdessen macht die katholische Kirche, was sie am besten kann: die ganze Sünde des Volkes auf sich zu nehmen. Sie spielt diese Rolle mit selbstquälerischer, masochistischer Lust, wie jetzt wieder am Fall Pfeiffer deutlich wird. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte früh Maßnahmen ergriffen, um ein tief beschämendes, aber zahlenmäßig geringeres Problem in den Griff zu bekommen. 2002 verabschiedete man mit Spezialisten „Leitlinien“; Expertengremien, gerade auch mit nichtkirchlichen Fachleuten, wurden eingesetzt; Opfer wurden aufgefordert, sich zu melden. Das führte dazu, dass ab 2004 die vorliegenden Fälle und Verdachtsfälle von führenden Forensikern untersucht wurden und nur noch selten neue Fälle auftraten. 2010 verschärfte man die „Leitlinien“. Sie galten und gelten als maßstäblich im Vergleich mit anderen Institutionen, von denen viele – etwa der Deutsche Olympische Sportbund – bis heute nichts Vergleichbares vorgelegt haben.

Obwohl die Annahme gilt, dass es neben dem Tatort Familie im Therapie-, Freizeit-, Schul- und Sportbereich um Missbrauch in ganz anderen Dimensionen als bei der katholischen Kirche ging und geht. Mehr und mehr Experten sprachen die katholische Kirche vom Verdacht frei, Missbrauch sei ihr Sonderproblem. Mit ziemlicher Sicherheit kann man heute sagen, dass 99 Prozent der Missbrauchsfälle nicht im Raum der Kirche stattfinden. Die nicht gerade kirchenfreundliche Ursula Enders von der Opferorganisation „Zartbitter“ ließ im Juni 2012 wissen, das Missbrauchsproblem beträfe beide großen Kirchen in Deutschland in gleichstarker Weise: Die evangelische Kirche habe sich „lange Zeit in Sicherheit gewiegt und geglaubt,"bei uns doch nicht, das liegt ja am Zölibat". Das aber sei ein Mythos. „Missbrauch mit dem Missbrauch“, hatte der Kölner Psychotherapeut Manfred Lütz schon vor Jahren das genannt, was Medien aus dem unerträglichen, aber „statistisch kleinen“ Skandal der katholischen Kirche machten.

Die Kirche als Sündenbock

Dann kam Professor Christian Pfeiffer. Wieso Pfeiffer, wird man fragen. Wo es doch erstens Untersuchungen durch die führenden, unabhängigen Institute gab. Zweitens muss man nur den „Stern“ (www.stern.de: „Das Wohl der Opfer ist das Maß“) oder die Frankfurter Rundschau (www.fr-online.de: „Christian Pfeiffer liefert – fast immer“) lesen, um zu wissen, was von der Expertise des Mannes zu halten ist. Pfeiffer an Bord zu nehmen, resultierte wohl aus der treusorgenden Kinder- und Kirchenliebe von Justizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger (FDP), die eine Tateinheit mit der vorauseilenden Geknicktheit deutscher Bischöfe einging. Rund heraus gesagt war es Populismus pur. Eine auf den Hund gekommene Politik punktet mit: „Seht her, wir tun endlich was, wo es diese verkommene Kirchenbande aus sich nicht schafft!“ – und die Bischöfe gehen dem schäbigen Spiel auf den Leim.

Wider bessere Erkenntnis

Dass sie wider bessere Erkenntnis und entgegen substanzieller Warnungen die Pfeiffer-Aktion (mit)betrieben, ist ebenso schwer verständlich wie die Tatsache, dass Pfeiffer in Dienst trat, ohne dass der Vertrag zureichend ausverhandelt war. Denn natürlich ist klar, dass Diözesen die Personalakten ihrer Priester vor der medienaffinen „Seriosität“ des späten Aufklärers Pfeiffer schützen müssen, auch wenn unter den 1000 möglicherweise der eine ist, zu dessen Auffindung man das Screening aller glaubt betreiben zu müssen.

Auch unter Uni-Professoren, Therapeuten, Lehrern, Erziehern, Bürochefs usw. sind Missbrauchstäter. Ihren Aufschrei würde ich gerne hören, wenn ihre Chefs einen Generalverdacht von außen akzeptieren und alle ihre Personalakten zu Herrn Pfeiffer speditieren würden!

(Quelle: http://www.suvdata.de/sz/epaper/Ausgaben_2013/epaper_03.pdf)