Passend zum heutigen Karfreitag, eine Arie aus Bachs berühmter Matthäus-Passion. Gesungen von meinem guten Freund Martin Cooke (Bariton), der "normalerweise" im Chor der Bayerischen Staatsoper singt: Eine ganz tolle Stimme, eine wunderschöne Kirche (die Klosterkirche in Fürstenfeldbruck gehört zu den edelsten Barockjuwelen in der näheren Umgebung von St. Ottilien), ein ganz junges (australisches) Orchester, ein sympatischer Dirigent und ein perfekt sitzender Frack! - Was will man noch mehr? Viel Freude beim Zuhören und "innerlichen Mitbeten":
Nr. 51. Aria - Bass (aus der Matthäuspassion, BWV 244)
"Gebt mir meinen Jesum wieder!
Seht, das Geld, den Mörderlohn,
Wirft euch der verlorne Sohn
Zu den Füßen nieder!"
Give me back my Jesus!
See, the money, the wages of murder,
The lost son throws at you,
Down at your feet.
Die Inszenierung von Richard Jones kam ursprünglich an der Welsh National Opera im walisischen Cardiff auf die Bühne. Nach Chicago, San Francisco und New York ist sie jetzt an der Bayerischen Staatsoper in München zu sehen.
Hänsel und Gretel: Eine Geschichte, die irgendwie nie aus der Mode kommt. Zum diesjährigen Grimm-Jahr wird das Märchen in der Opernbearbeitung von Engelbert Humperdinck an der Bayerischen Staatsoper neu inszeniert.
Grausamer gehts nicht. Vater und Mutter können ihre zwei Kinder nicht mehr ernähren und beschließen, die beiden im tiefen Wald auszusetzen. "Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus, und wir sind sie los", sagt die Frau. Der Mann will eine solche Tat nicht übers Herz bringen. "O du Narr", entgegnet die Frau, "dann müssen wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge hobeln." So erzählen die Brüder Grimm die Geschichte von "Hänsel und Gretel" in der fünften Auflage ihrer Kinder- und Hausmärchen von 1843. Kinderängste ohne Ende. Der reine Horror.
Humperdinck (1854-1921) war ein glühender Verehrer Richard Wagners, diente dem Meister als Assistent in Bayreuth, half ihm beim "Parsifal" - kein Wunder, dass er die Liedspielfassung von "Hänsel und Gretel" humorvoll als "ein Kinderstubenweihfestspiel" bezeichnete.
Es tut dann richtig gut, wenn ein heutiger Regisseur wie Richard Jones zwar alte Märchenbilder entstaubt, aber auch keine Freudsche Psychoanalyse betreibt: Er zeigt in seiner jetzt in München zu sehenden Inszenierung von "Hänsel und Gretel" voller Spaß, wie Kinder lustvoll die Regeln verletzen und sich den Bauch mit Süßigkeiten vollstopfen. Herrlich politisch unkorrekt auch, wie die menschenfressende Hexe nach einer grandiosen Küchenschlacht im Ofen landet - und zum Happy End gut gebraten, auf dem Tablett, den Kindern und Eltern vorgesetzt wird, die schon das Besteck wetzen. Auch irgendwie grausam. Aber zum Lachen.
Nein, märchenhaft-lieblich ist diese Produktion nicht. Denn wenn’s ums Essen geht, gibt’s kein Tabu. Da leert das liebe Hänselchen die Taschen der Baum-Männer im Wald, wenn Beeren gesammelt werden sollen. Ebenso wird das Hexenhäuschen – ein riesiger Mund, auf dessen Zunge ein Muffin ruht – von den Kindern nicht nur angeknuspert: hier werden gierig riesige Stücke herausgerissen. Bezwingende Bilder findet Jones aber auch für die Ängste der Kinder von heute. So ist etwa das Sandmännchen kein liebes Geschöpf aus dem Bilderbuch, sondern eine kleine knochige Gestalt wie aus dem Horrorfilm.
Überhaupt sieht Jones vieles aus Kinderaugen: etwa die Backszene bei der Hexe, einer tuntigen Über-Oma mit Riesenbusen. Wie beim besten Kindergeburtstag dürfen sich die Kleinen hier hemmungslos mit Süßkram vollstopfen – und gebacken wird, dass Mehl, Mandeln und Zuckerwerk nur so durch die Luft fliegen, wobei angenehmerweise nicht aufgeräumt werden muss. Wie sehr das allen Kindern Spaß macht, bestätigen allein schon die vielen kleinen Besucher im Nationaltheater, die am Schluss der gesamten Produktion wie auch dem Regieteam jubelnden Beifall spenden.
Nun ist die Märchenoper dennoch auch ein Stück musikalische Romantik, hörbar komponiert in Wagner-Nachfolge. Dirigent Tomás Hanus beginnt verhalten und lässt dann in stets durchsichtigem Klangbild, das viel Rücksicht nimmt auf die jungen Stimmen, Humperdincks Musik mit dem Bayerischen Staatsorchester aufblühen, ohne das Ganze mit zu viel Sahne zu dekorieren.
Schlicht wunderbar ist die Besetzung der beiden Hauptpartien durch die blutjungen Sängerinnen Hanna-Elisabeth Müller und Tara Erraught, beide im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper groß geworden, die für die Partien von Hänsel und Gretel wohltuend vibratolos, frisch und klar singen. Alejandro Marco-Buhrmester gibt einen launigen, stimmkräftigen Besenbinder Peter, Janina Baechle mit dramatischem Mezzo eine leider sehr textunverständliche Mutter Gertrud und Mozart-Tenor Rainer Trost liefert als Knusperhexe ein schauspielerisches Kabinettstückchen, hinter dem die stimmliche Leistung leider zurücksteht. Sonderlob für Golda Schultz als Taumännchen: Eine sexy Putz-Elfe, die nach dem nächtlichen 14-Köche-Gelage am Morgen danach abzuwaschen hat, gut gelaunt im Spülschaum planscht und mit glockenreiner Stimme ihr Wecklied singt. Insgesamt eine rundum gelungene Produktion, die Klein wie Groß einen Heidenspaß (nicht ganz ohne Abgründe) bereitet.
Besuchte Vorstellung: Generalprobe am 22. März 2013
Seitdem ich in unserer Klostermetzgerei mitarbeite,
wünsche ich mir, dass der Fisch, den wir fast an jedem Freitag
hier aufgetischt bekommen, so aussehen sollte:
"Als ich noch Jugendseelsorger war, gab es bei den Grundschulungen für junge Jugendleiter eine Übung: Sie sollten sich „den idealen Leiter“ basteln. Augen vorne und hinten, die auch durch Zeltwände schauen können; Leiter, die keinen Schlaf brauchen, die stundenlang zuhören könne, die gleichzeitig Fußball spielen, singen und durch Ringe springen können. Immer ein Wort der Ermutigung, des Trostes, aber auch immer klare Grenzen setzend, partnerschaftlich, etc. etc.
Sie wissen, worauf ich hinaus will: Diese „idealen Leiter“ repräsentieren nie die notwendigen Fähigkeiten, sondern immer die Erwartungen anderer. Und für Jugendleiter was das auch immer sehr wichtig, sich dieser Erwartungen bewusst zu werden, um die eigenen Schwächen kennen zu lernen.
Und genau das beobachten wir gerade mit den Wünschen an den neuen Papst. Die Nachrichtenagenturen spucken einen nach dem andern mit seinen Erwartungen aus, kaum jemand, der nicht gefragt wird. Kaum eine Gruppe, die nicht eine Meinung hat. Ob es nun Kontinent, Alter, Erfahrung, irgendeine theologische Schublade oder sonst etwas ist: Alles wird auf den „der nächste Papst muss …“ projiziert. Dabei hat uns Benedikt XVI. doch gerade erst gezeigt, wie menschlich auch der Inhaber dieses Amtes ist. Und schon wieder wird das Amt aufgeladen, vorzugsweise mit eigenen Steckenpferden, aber auch mit durchaus legitimen Ansprüchen.
Aber all das ist zu viel. Diese Erwartungen, wenn sie zu Forderungen werden, haben automatisch die Enttäuschung zur Folge, worauf wiederum eine Aussage des Erwartungshabers folgt, es sei ja von Rom eh nichts zu erwarten gewesen. Eine psychologisch erklärbare aber nicht sehr schöne eigene Realität entsteht, die mit dem Papst – dem alten wie dem neuen – nichts zu tun hat.
Die Kirche steckt in einer schwierigen Situation, vor Ort wie auch im Vatikan. Da braucht es keine Idealisierungen, da braucht es einen klaren Blick, Angstlosigkeit und – ceterum censeo – das Sich-selbst-nicht-so-wichtig nehmen. Mehr denn je."
(Veröffentlicht am 4. März 2013 von P. Bernd Hagenkord SJ - Radio Vatican)
Natürlich haben wir gestern hier im Kloster St. Ottilien, zur Verabschiedung von Papst Benedikt XVI. um 20.00 Uhr, alle Glocken läuten lassen. Wer sich selber auch noch persönlich von Papst Benedikt mit Glockengeläut verabschieden möchte, der kann es jetzt noch hier nachholen. Aber bitte schalten Sie alle Glocken ein. Geben Sie "volles Geläut"! - Papst (em.) Benedikt hat es wirklich verdient! Mein Tipp: Die Glocken (von unten an, die kleine 350 kg leichte "Benediktus" zuerst!) langsam nacheinander einschalten. Drei Minuten läuten lassen. Und dann (von oben an, also jetzt die fünf Tonnen "Hosanna" zuerst!) langsam wieder abschalten. Aber Sie können die acht Glocken läuten, wie es Ihnen gefällt. Sie haben ja 63 verschiedene Möglichkeiten die über 15 Tonnen in Bewegung zu setzen. Probieren Sie es einfach aus und machen Sie mit bei dieser Aktion. Danken Sie persönlich Papst (em.) Benedikt für sein großartiges Pontifikat!
Seit 1997 Benediktinermönch in der Erzabtei St. Ottilien (Bayern). Wurde dort 2004 zum Priester geweiht. Bisherige Tätigkeitsfelder: Seelsorger, Klosterbibliothekar, Webmaster, Mitarbeiter in der hauseigenen Klostermetzgerei. Mitglied des Geheimen Rates.
Mich interessieren besonders: Gott, die Musik Richard Wagners, gute Zigarren und lesenswerte Bücher (genau in dieser Reihenfolge).
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