Samstag, 23. August 2025

Was ein Mönch so liest (6): Höre, so wird deine Seele leben: die spirituelle Kraft der Musik von Anselm Grün

Musik ist etwas Himmlisches und für uns immer wieder eine Einladung, Gott zu erfahren. Sie berührt alle Menschen und klingt im Herzen weiter. Sie ist Ausdruck des Lebens und Glaubens mit all seinen Höhen und Tiefen. Anselm Grün vermittelt uns mit diesem Buch aber noch sehr viel mehr. So hatte die Musik auch große Bedeutung in der Kirchengeschichte. Sie war immer schon eine tiefe Ausdrucksmöglichkeit des Glaubens - eine von Gott geschenkte Gabe.

Seit jeher haben Menschen Musik als Tor zum Himmel erlebt. Für viele ist Musik der Weg, sich Gott und seinem unsagbaren Geheimnis zu öffnen und mit der mit der spirituellen Sehnsucht in Berührung zu kommen. Die Liebe Jesu wird in der Musik erfahrbar: in der Fastenzeit und an Ostern, im Advent und an Weihnachten und in jedem gesungenen gregorianischen Choral. Musik weckt Freude und Hoffnung.

Anselm Grün, selbst ein großer Musikliebhaber, vertieft zunächst die Zusammenhänge zwischen Musik und Gottesdienst, Musik und Stille, Musik bei den Kirchenvätern, um sich dann gründlich den spirituellen und therapeutischen Qualitäten bei Bach, Haydn und Mozart sowie beim gregorianischen Choral zu widmen. Eine beiliegende CD , die die besprochenen Musikstücke aufgreift, rundet die Ausführungen bestens ab.

Das  herrliche "Et incarnatus est" aus der großen c-Moll Messe KV 427 ist für Anselm Grün der Höhepunkt von Mozarts Kirchenmusik.. Es wird im Buch ausführlich besprochen und befindet sich auch auf der beigefügten CD: In der Menschwerdung Gottes, begegnen sich - auch musikalisch - Himmel und Erde.

Dienstag, 12. August 2025

Das Rebus Preisrätsel 2025

Das Preis-Rebus ist eigentlich eine alte Ottilianer Tradition, die auf diese Weise wieder "reanimiert" werden soll. Das Rätsel stammt aus den Beständen unserer Klosterbibliothek und wurde von P. Cyrillus Wehrmeister OSB erstmals 1931 im Ottilianer "Heidenkind-Kalender" veröffentlicht. Es ist vielleicht nicht so ganz einfach zu lösen, aber dafür gibt es dann auch einen sehr lesenswerten Buch-Preis zu gewinnen. (>> LINK ZUM BUCH-PREIS)

 - DIE TEILNAHMEBEDINGUNGEN - 

Bitte senden Sie die Lösung (Betreff: PREISRÄTSEL 2025) an: 
siegfried@ottilien.de 

Die Lösung sollte bis zum 10. Dezember 2025 zusammen mit Ihrer Postanschrift eingesandt werden. Sollten mehrere richtige Lösungen eingehen, entscheidet das Los. Mönche sind von der Teilnahme ausgeschlossen! Der Gewinner bekommt den Preis pünktlich zum Weihnachtsfest zugeschickt. 

Viel Glück! 
Ihr P. Siegfried Wewers OSB



Samstag, 9. August 2025

Was ein Mönch so hört (6): BLINDVERKOSTUNG

BLINDVERKOSTUNG - DAS HEITERE INTERPRETENRATEN 

Ein Werk – neun Aufnahmen. Christian Detig präsentiert seinem Klassik-Rateteam verschiedene Interpretationen eines Werkes, ohne zu verraten, wer spielt. Frage ist also: Was hörst Du wirklich? Christine Lemke-Matwey, Kai Luehrs-Kaiser und Andreas Göbel diskutieren und rätseln, loben und verwerfen. Die Antworten sind eindringlich, provozierend, immer ehrlich. Am Ende ist man dem Werk manchmal näher gekommen, als einem lieb ist. Blindverkostung eben. Alle vier Wochen, immer am Samstag. Und immer in der ARD-Audiothek.


Dienstag, 5. August 2025

SCHLECHTE LAUNE? - DA HILFT NUR: EIN AUSFLUG AUF`S LAND!

(Foto: Wanderer auf der Klosterwiese direkt vor meinem Fenster)


Was kann einen immer wieder aufbauen, wenn es einmal nicht so läuft, wie man es sich eigentlich gewünscht hätte? - Was kann man tun, wenn man schlechte Laune hat?

Bei mir ist es ein "Ausflug aufs Land", d.h. genauer gesagt: 
Ein musikalischer "Ausflug auf Land" mit Beethovens "Pastorale" (Sinfonie Nr. 6 F-dur). In dieser Sinfonie steckt eine positive Energie, die jeden wieder auf die Beine bringt.

Die Satzbezeichnungen:
 
1. Allegro ma non troppo
Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande 

2. Andante molto moto
Szene am Bach 

3. Allegro 
Lustiges Zusammensein der Landleute -  Allegro Gewitter, Sturm 

4. Allegretto 
Hirtengesang - Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm


Wem diese ca. 30minütige Kurz-Therapie nicht helfen sollte, dem ist wahrscheinlich nicht mehr zu helfen! - Hier meine beiden Rezepte:


REZEPT NR. 1:

Unter anderem im Autoradio von Carlos Kleibers Tochter überlebte dieses erstaunliche Tondokument zwanzig Jahre lang, bis überraschte Tontechniker entdeckten, dass sich daraus durchaus eine klanglich überzeugende CD machen ließe - ein Glück, denn der offizielle Mitschnitt, der bei diesem Konzert am 7. November 1983 in der Bayerischen Staatsoper gemacht wurde, hatte die zwei Jahrzehnte nur sehr schlecht überstanden und erwies sich als untauglich für eine Veröffentlichung.

So blieb der Nachwelt ein wahrlich einzigartiges Stück Aufführungsgeschichte erhalten: Carlos Kleiber, einer der großen Skrupulösen und Publikumsscheuen im Klassik-Geschäft, hat Beethovens "Pastorale" nur dieses eine Mal dirigiert und dann nie wieder. Den Hörer erwartet eine Aufnahme mit vielen sensationell gelungenen Passagen von großer musikimmanenter Schlüssigkeit; die leidige Frage nach dem Grad der programmatischen Gebundenheit dieser Außenseiter-Komposition in Beethovens sinfonischem Œuvre stellt sich angesichts einer so stringent und logisch sich entfaltenden Wiedergabe nicht mehr.

Das von Kleiber erreichte Klangbild ist außerdem klar, vergleichsweise hell und sehr durchlässig nicht nur für die melodische, sondern auch für die motorische Struktur der Partitur. Alles in allem ein Glücksfall der Tondokumentation, den sich kein Freund sinfonischer Musik entgehen lassen sollte. Eine Interpretation jenseits des Alltäglichen. In großer Nähe zu Beethovens Metronomangaben blüht hier jede Phrase, vibriert jeder Ton, ohne sich als Detail in den Vordergrund zu drängen. Lustvoller und seelenvoller kann man nicht musizieren (lassen).

Geradezu versunken in diesen "Ausflug aufs Land" scheint bei dieser Live-Aufnahme das Publikum, welches nach Ende des fünften Satzes erst einige Augenblicke benötigt, um quasi wieder aufzutauchen und zu applaudieren.



oder

REZEPT NR. 2:

Von Carlos Kleibers Vater, Erich Kleiber, sind uns leider nur wenige Tonaufzeichnungen überliefert, was wir aber besitzen, ist von unvergleichlichem Wert. So auch diese "Pastorale", die der große Dirigent mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam aufgezeichnet hat: Klassisch klar und ganz schnörkellos wird das wunderbare Werk vor uns ausgebreitet. Der Klang ist schlank und trotz Monotechnik ausgezeichnet durchhörbar. Man beachte nur die wunderbare Linienführung in der "Szene am Bach". Der Kopfsatz schwelgt geradezu in Naturseligkeit, ohne aber im geringsten sentimental zu wirken. Die Gewitterszene des 4. Satzes wird glasklar und mit niederschmetternder Wucht geboten, um dann in ruhiger Klarheit in den Hirtengesang einzumünden. Die "frohen und dankbaren Gefühle nach dem Sturm" werden so schön und ebenmäßig ausgedrückt, daß der dankbare Hörer nur bedauern kann, daß Erich Kleiber die Vorzüge des Stereozeitalters nicht mehr nutzen konnte (einzige Ausnahme ist seine unvergleichliche Einspielung von Mozarts "Hochzeit des Figaro", die er kurz vor seinem plötzlichen Tod am 27. Januar 1956, Mozarts 200. Geburtstag, noch in der neuen Technik vollenden konnte). Die Aufnahme der Pastorale entstand 1952. Eine Aufnahme, die - wie die seines Sohnes Carlos - alle Zeiten mühelos überdauern wird!

 

Sonntag, 3. August 2025

Was ein Mönch so liest (5): "Personen" von Robert Spaemann

Moderne Gesellschaften verfügen über den Wert des Lebens. Schon längst ist die Würde des menschlichen Lebens antastbar geworden. Ein Buch, das über wesentliche Werte nachdenken lässt, was es heißt, eine Person zu sein. 

Der Unterschied zwischen »etwas« und »jemand« besteht in einen »persönlichen Akt der Anerkennung«, den man einem Anderen zukommen lässt. Robert Spaemann entfaltet diese Überlegung und vermittelt beeindruckend, dass Personen erst dann zu Personen werden, weil wir es ihnen zuschreiben. 

»Spaemanns Philosophie ist ein eindringlicher und imposanter Versuch, jeder Form der Verdinglichung von lebendigen Menschen, die für ihn sämtlich als Personen zu gelten haben, entgegenzuwirken... Gerade weil Spaemann jedoch in den Auftreten von Peter Singer von Anfang an nicht allein eine ärgerliche Provokation, sondern ein zeittypisches Phänomen erblickte, hat er sich … dem argumentativen Disput nicht entzogen. In welchem Ausmaß Spaemann diese Kontroverse als geradezu epochale Herausforderung empfand, kann man jetzt bei der Lektüre seiner großen Abhandlung über Personen nachvollziehen.« 
Andreas Kuhlmann im Merkur

Samstag, 2. August 2025

Von der Faszination historischer Aufnahmen (9): Wagners erster Akt der "Walküre" unter Karl Elmendorff in atemberaubender Klangqualität (1944)

Es ist seltsam, dass eine so glanzvolle Aufführung in einer Zeit schrecklicher Zerstörung stattfinden konnte: Wenige Tage nach der Aufnahme in den Studios des Dresdner Rundfunks wurde die Stadt durch Bombenangriffe zerstört. Die meisten deutschen Opernhäuser hatten bereits geschlossen, sodass namhafte Sänger die Möglichkeit hatten, bei Rundfunkaufführungen im Studio aufzutreten. Diese Aufnahme ist seit einigen Jahren bei Preiser erhältlich und hat mich stets durch ihre hohe Qualität begeistert. Ihr verblüffendstes Merkmal ist die Unmittelbarkeit und die atemberaubende Klangqualität der Aufnahme selbst, die den meisten kommerziellen, speziell angefertigten Sets ihrer Zeit weit überlegen ist. Die Stimmen sind so klar und eindringlich, dass man fast glaubt, sie seien mit im Raum, und der Orchesterklang steht dem in Präsenz und Detailreichtum in nichts nach. Unter den sicherlich einschränkenden Umständen des Krieges ist diese Leistung umso bemerkenswerter. 

Elmendorff, der damalige Musikdirektor der Dresdner Staatsoper, befand sich mit 53 Jahren möglicherweise auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Sein Dirigat zeugt von einer Autorität, die sich aus der gründlichen Kenntnis einer Partitur ergibt, die er bei den Bayreuther Festspielen und anderswo mehrfach dirigiert hat. Das Tempo des ersten Aktes, der manchmal zäh oder langweilig wirken kann, ist hier ideal, mit klarem Blick auf die Gesamtstruktur, nie übereilt, stets lebendig. Die Blechbläser sind nicht immer absolut stimmig; ansonsten entspricht das Spiel der Sächsischen Staatskapelle allen hohen Erwartungen. 

Der bemerkenswerteste Aspekt des Gesangs ist die Klarheit und der idiomatische Charakter der Diktion: Jedes Wort der drei Sänger ist verständlich, ohne dass ein Libretto benötigt wird. Max Lorenz war der amtierende Siegmund seiner Zeit. Er zeigt seine gewohnte Vitalität und Begeisterung. Seine Interpretation ist nicht so innerlich oder tief empfunden wie die von Melchior oder Suthaus, hat aber eine jugendliche Helligkeit im Timbre, die dem Charakter des jungen Mannes angemessen erscheint. Wie gewohnt geht er gelegentlich freizügig mit Notenwerten um. Teschemacher übertrifft hier ihre gewohnte Form mit einem frischen, offenen Ton, den man heute in der Rolle der Sieglinde so selten hört; alles wird natürlich und charaktervoll vorgetragen. Böhmes düsterer, unerbittlicher Hunding ist einer der besten auf CD, vergleichbar mit Frick, Moll und Salminen. 

Ein absolutes Muss für jeden Wagnerianer!

Freitag, 1. August 2025

Was ein Klassik begeisterter Mönch so hört (5): Der Podcast über Claudio Abbado auf rbb 3

Musikserie in 26 Folgen von Kai Luehrs-Kaiser 

CLAUDIO ABBADO 

Claudio Abbado war der erste Antiautoritäre und das wohl größte Erotikon unter den Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. Hier wirkte er von 1989 bis 2002 in einer Zeit voller Umbrüche und Neuanfänge. Obwohl er zum Zeitpunkt seiner Amtsübernahme schon 56 Jahre zählte, brachte er ein unbestreitbares Moment von Jugend nach Berlin. 

Claudio Abbados Nahbarkeit lag begründet in Zurückhaltung und Dezenz. Darin entwickelte er eine enorme Sog- und Schubkraft sowie unerhörte Produktivität nicht nur in Berlin. Vor allem Wien, Mailand und London haben ihm viel zu verdanken. Sein Stil war unverwechselbar. Seine Fangemeinde weltweit. Er war der erste Lässige in einer aufgesteiften, durch ihn sinnlicher gewordenen Klassik-Welt.