Liebe Brüder und Schwestern!
Die Eucharistiefeier ist das Zentrum unserer Glaubens. Hier treffen wir uns - ob jung oder alt, ob modern oder eher altmodisch. Hier kommen wir zusammen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Wir sind geladen an den Tisch des Herrn. Nun ist es aber kein Geheimnis, dass das gemeinsame Essen nur ein sehr dürftiges Zeichen ist: Viel zu essen gibt es im Gottesdienst nicht, vom trinken ganz zu schweigen. Und gemeinsam tun wir es auch nicht: Alles geht hier schön nach der Reihe. Wir stehen eher in einer Schlange, wie in einem Supermarkt. Das stört vielleicht?! - Viele, die einen Gottesdienst vorbereiten, sind bemüht, den Gedanken des gemeinsamen Essens, des Mahl-Haltens, deutlicher herauszuheben. - Aber das stößt sehr schnell an seine Grenzen: Was wir hier im Gottesdienst feiern, kann nicht an ein wirklich gemütliches Essen herankommen. Und ein Schnitzel mit Pommes im Gasthaus macht allemal eher satt als ein kleines Stückchen Brot, dem sogar noch die Hefe fehlt.
Um dem abzuhelfen, werden hier und da Tischmessen angeboten; in kleineren Gruppen wird manchmal zur Eucharistiefeier richtiges, frisches, selbstgebackenes Brote genommen; der Tisch wird festlich gedeckt. - Man tut alles, um den Mahlcharakter in den Vordergrund zu stellen. - So gutgemeint, wie diese Versuche allerdings sind: Der Mahlcharakter steht absichtlich nicht im Vordergrund. Ganz bewusst hat die Eucharistiefeier nur nebenbei Ähnlichkeit mit einem Mahl.
Der Ursprung geht auf das Paschamahl zurück, kurz vor dem Auszug aus Ägypten. Da ist keine Rede von einem gemütlichem Beisammensein: Stehend soll gegessen werden, den Mantel und Gürtel bereits angelegt. Hastig soll gegessen werden, denn der Aufbruch ins gelobte Land steht kurz bevor. Man sitzt nicht im Kreis: Alle sollen zur Tür hin stehen, hintereinander, nebeneinander: Denn es ist der Vorübergang des Herrn. Was verzehrt wird, ist ungesäuertes Brot: Denn es war keine Zeit, die Hefe gehen zu lassen; man ist schon unterwegs. All dieses zerstört den Mahlcharakter, ist aber wesentliches Element jeder Eucharistiefeier: Wir sind unterwegs. Jede hl. Messe dient der Stärkung auf unserer Lebensreise. Das wirklich gemütliche Mahl mit reich gedecktem Tisch erwartet uns im Himmel - hier müssen wir uns mit dem dürftigen Brot zufrieden gegeben.
Wir sind kein in sich abgeschlossener Kreis, der sich um den Tisch versammelt; wir sind ein Pilgerzug auf dem Weg in das gelobte Land - wie die Israeliten. Wir sind eben noch nicht angekommen. Wir gehen zur Kommunion, - einer nach dem anderen. Das Essen dauert nur einen kurzen Augenblick; dabei kann von Gemütlichkeit gar nicht die Rede sein.
Und dass der Leib des Herrn, der uns gereicht wird, nur den Geist und die Seele stärkt, den Körper aber kaum satt macht - all das ist viel wichtiger als die Form des Festmahles mit reich gedecktem Tisch. Die Gemeinschaft, die wir erfahren, ist nicht in erster Linie Tischgemeinschaft, sondern WEGGEMEINSCHAFT. - Wir sind noch nicht am Ziel unseres Lebens. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern - und auch erinnern lassen- , dass wir es uns hier auf der Erde nicht zu dauerhaft einrichten: Unsere Heimat ist im Himmel.
Und deswegen hat Jesus auch nicht die Agapefeier, das gemütlich Ritual der Tischgemeinschaft (mit den Sündern und Zöllnern) gewählt, sondern das hastige und ungemütliche Paschamahl: Als Form für sein Andenken. Und ganz besonders deutlich wird unser Auf-dem-Weg-sein mit dem Herrn gleich bei der heutigen Prozession. Der Herr begleitet uns auf unseren oft schwierigen Lebensweg.
Amen.
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Predigt für das Hochfest Fronleichnam (B) am 15. VI. 2006 (in Petzenhausen, Landkreis Landsberg a. Lech)
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