Sonntag, 10. Mai 2015

Ganz außergewöhnlich! - Eine heiter bis düsterne Messe

Als Gioachino Rossini (1792-1868) vom Pariser Bankier Graf Alexis Pillet-Will beauftragt wurde, eine Messe zu schreiben, war der italienische Komponist bereits 70 Jahre alt. Die Uraufführung der Petite Messe Solennelle erfolgte im März 1864 anlässlich der Einweihung der neu erbauten gräflichen Privatkapelle - ungewöhnlich waren vor allem die Instrumentierung für zwei Klaviere und Harmonium und die geringe Anzahl von nur zwölf Sängern, weswegen Rossini sie als Kleine feierliche Messe bezeichnete.

Da Rossini fürchtete, sein Werk könne posthum in einer ihm nicht genehmen Weise für Orchester gesetzt werden, schrieb er 1866 selbst noch eine Orchesterfassung, die erstmals im Februar 1869 im Pariser Théâtre Italien aufgeführt wurde, also drei Monate nach seinem Tod.

Und welch merkwürdige Zusammenkunft fand doch bei dieser Uraufführung statt! Da erklang in Paris eine katholische Messe unter jüdischem Dirigat im Hause eines protestantischen Patriziers.

Exakt 150 Jahre nach dieser Uraufführung dieser “Petite Messe solennelle” fand im letzten Sommer eine Neueinspielung durch das Orchestre de chambre de Paris und dem Kammerchor Accentus statt, diesmal stilecht aufgenommen in der Kathedrale von Saint-Denis. So munter das damalige Tête-à-Tête der Konfessionen bei der Uraufführung gewesen sein muss, so ernst, düster und feierlich ist diese Version nun ausgestaltet. Darin mischt sich stimmungsvoll der dunkle Orchester- und Chorklang mit dem warmen Timbre von Michael Spyres (Tenor) und Alexander Vinogradov (Bass). Die besonders starken und emotionsgeladenen Momente entstehen aber vor allem dann, wenn sich über den Klang luzide und fast schon zerbrechlich die glasklaren Stimmen der Sopranistin Julia Lezhneva und der Altistin Delphine Galou schichten.

Die Tempi sind m. E. so genial gewählt, dass die Aufnahme mit nur einer einzigen CD auskommt. Eine echteRarität!



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