Donnerstag, 2. Mai 2002

Martin Goller OSB: MISSA SOLENNIS IN D


VORWORT

Nachdem die Benediktinerabtei auf dem St. Georgenberg im Jahre 1705 zum vierten Mal dem Brand zum Opfer gefallen war, entstand in den folgenden Jahrzehnten im Tal das Stift Fiecht, wo mit der Errichtung der Klosterschule und dem Bau der Orgel 1759 - 1761 ein reiches Musikleben erblühte.

Martin Goller OSB (1764 - 1836) trat im Jahre 1780 als ein bereits gewandter Organist ins Kloster ein und prägte dieses Musikleben auch durch sein kompositorisches Schaffen mit. Im Jahre 1800 ist er als Regens chori an der Fiechter Stiftskirche nachgewiesen. Von seinen kirchenmusikalischen Werken sind 17 deutsche geistliche Lieder, 12 Tantum ergo, 10 Gradualien, zwei Vespern, ein Te Deum und 11 Messen erhalten.

Zwei dieser elf Messen sind im Vokalpart mit Sopran, Alt und Bass nur dreistimmig besetzt: die Missa brevis pastoralis in D und die vorliegende MISSA SOLENNIS IN D. Beide Messen enthalten kein Agnus Dei, die MISSA SOLENNIS endet sogar bereits im Sanctus nach dem ersten Hosanna, ohne ein Benedictus anzuschließen. Ebenso ist beiden Messen die satztechnisch einfache und volkstümliche Komposition gemeinsam: der Bass bewegt sich vornehmlich auf den Grundtönen der drei Hauptdreiklänge, während Sopran und Alt darüber in Terzen und Sexten fortschreiten. In der Pastoralmesse tendieren die Oberstimmen aber stärker zu sprunghafter Dreiklangsmelodik, in der MISSA SOLENNIS mehr zu schrittweiser Bewegung.

Die Handschrift des Komponisten wurde wahrscheinlich beim Brand des Stiftes Fiecht 1868 zerstört, eine 32 Seiten umfassende Abschrift mit dem Vermerk „ad me Johann Zimmermann 1836“ aber blieb erhalten und wird nun im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck unter der Signatur M 2493 aufbewahrt.

Sankt Ottilien, im September 2002

P. Regino Schüling OSB

Download der Partitur (PDF, 84 S., 605k)
Download der Chorstimmen (PDF, 16 S., 106k)

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