Freitag, 21. Februar 2025

Gutes kann so preiswert sein: Der "5 Euro Lohengrin" mit Rudolf Schock unter Wilhelm Schüchter (1953)

In meiner CD-Sammlung befinden sich 18 Lohengrin-Aufnahmen. Und ich muss feststellen, dass die preiswerteste zu den allerbesten gehört. Wilhelm Schüchter dirigierte sie 1953 in Hamburg. 

Sein straffes, theatralisches Dirigat schafft es, die ausufernde Partitur ständig in Bewegung zu halten, ohne unnötig zu verweilen, aber auch ohne seine Besetzung übermäßig zu drängen. Schüchter zeigt in unnachahmlicher Weise, dass große Oper auch ein echter Krimi sein kann. Kein musikalischer Effekt wird ausgelassen: Fabelhaft, wunderbar! 

Und die Sänger erfüllen durchgehend alle an sie gestellten hohen Anforderungen mit Bravur. Schock singt mit einem Heldentenor der alten Schule eine leidenschaftliche, lyrische und doch paradoxerweise heroische Interpretation der Titelrolle, die keine Wünsche offen lässt und in einer spontanen Erzählung und einem von Herzen kommenden Abschied gipfelt. Rudolf Schocks goldener, attraktiver Tenor, der dem von Franz Völker, dem führenden Lohengrin der 1930er Jahre, so ähnlich ist, bietet wahre Verzückung, ist jedoch im Vergleich einen Hauch extrovertierter. 

Kloses Ortrud ist einfach in jeder Hinsicht großartig. Sie bildet einen schönen Kontrast zwischen ihrem lächelnden, falsch loyalen Ton, als sie Elsa unterwürfig anspricht, und ihren furchterregenden Verwünschungen, als sie ihr wenige Takte später vor der Kathedrale gegenübersteht. Gleichzeitig macht sie ihrem Gatten Telramund durch ihre stark artikulierte Ermutigung wieder neuen Mut. Dies ist eine Interpretation, die einem Vergleich mit den allerbesten Ortruds auf CD standhält, etwa Varnay und Ludwig. Ihr passender Partner ist Metternichs schneidend gesungener Telramund, ein Bariton, der seine Argumente ohne Gebell oder Sprechgesang vertritt. Nur Uhde in der Bayreuth/Teldec-Version von 1953 unter Keilberth ist Metternich ebenbürtig. 

Cunitz hat als mädchenhafte Elsa (gemeinsam mit Schock) wunderbare Momente. Sie versteht ihre Rolle und singt viele relevante Phrasen, nicht zuletzt in ihren Soli, sehr beherzt. 

Frick ist als König Heinrich ein Fels in der Brandung, besser als jeder andere in dieser Rolle. Er singt mit seinem festen, dunklen Bass und mit viel Autorität, gemildert durch tiefes Gefühl. Frick ist, wie praktisch alle Sänger in dieser Aufnahme, von der Sprache der Musik durchdrungen und vermittelt dem Text echte Bedeutung. Das gilt in gleichem Maße für Josef Metternich, einen zutiefst bösen Telramund, der Uhde an lebendiger Aussprache in nichts nachsteht. 
 
Die großartigen norddeutschen Chor-Truppen singen mit voller Überzeugung. Der sehr gute Mono-Sound stellt die Solisten in den Vordergrund, wo sie sein sollten. 

Dieser "Lohengrin"gehört zu den besten Aufnahmen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und kann durchaus konkurrieren mit denjenigen aller anderer großer Dirigenten jener Zeit. 

Fazit: Die beste 5 Euro-Investition, die ich je gemacht habe. - Sie werden es nicht bereuen, es mir nachzutun!

 

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