Gundula Janowitz (Agathe), Renate Holm (Aennchen), James King (Max), Eberhard Waechter (Ottokar), Manfred Jungwirth (Kuno), Karl Ridderbusch (Kaspar), Gustav Elger (Samiel), Franz Crass (Eremit) , Heinz Zednik (Kilian)
Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Karl Böhm
Richard Wagner bezeichnete ihn als den deutschesten aller Musiker. Carl Maria von Webers „Freischütz“ durchbrach die damalige Vorherrschaft der italienischen Oper und galt als die deutsche Volksoper. Aber auch im Ausland wurde Weber bewundert und als Vater der romantischen Schule in der Musik anerkannt.
Karl Böhms „Freischütz“ (1972) strahlt die natürliche Leichtigkeit geborener Seelenverwandtschaft aus. Sein Spiel der Ouvertüre gibt mit Klängen, die sonnenbeschienene Wälder atmen, den Ton an; die Szene in der Wolfsschlucht kippt diese in den lauernden Schrecken, der die dunkle Seite der Oper darstellt.
Auch die Darsteller verkörpern ihre Rollen, als wären sie hineingeboren. Gundula Janowitz lässt ihren Ton mit hinreißender Wirkung in Agathes „Leise, leise“ und im späteren Gebet „Und ob die Wolke“ schweben. Renate Holm glänzt neben ihr und persifliert köstlich das Lied vom „gespenstischen“ Hund.
Karl Ridderbusch ist der schwärzeste aller Kaspars, unheimlich, aber nicht ohne einen Hauch von Pathos in dieser selbstzerstörerischen Seele. Ebenso besitzt James King, dessen Karriere größtenteils im deutschsprachigen Raum stattfand, den heroischen Klang der Max-Rolle, aber auch die Angst, die seinen Charakter geschwächt hat. Er verdient sich die klangvolle Vergebung von Franz Crass’ Einsiedler.
Die kleineren Rollen fügen sich nicht weniger harmonisch in diese Dorfgemeinschaft ein, wobei Manfred Jungwirths Kuno mehr als sonst in Szene setzt.
Es gibt eine fröhliche Schar von Brautjungfern und Jägern, die sich ansteckend über die Jagd freuen, obwohl das Vorspiel im dritten Akt, das ihren Chor vorwegnimmt, gestrichen wurde (und damit verständlicherweise auch ein Großteil der Dialoge).
In der Wolfsschlucht selbst gibt es zu viele kreischende Winde und klappernde Hufe, wo doch die Musik eigentlich alles übernimmt; aber es handelte sich ja um eine Bühnenaufführung, und die Szene erntet etwas verblüfften Applaus. Sie ist ein echter Grusel. Böhm meistert alles wunderbar und unaufdringlich, als könne das Werk für sich selbst sprechen, was ja die Kunst echten Opernerlebnisses ist. Es ist eine äußerst attraktive Aufführung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen