Missa in angustiis (Nelson-Messe), Hob. XXII:11 (1798)
Te Deum, Hob. XXIIIc:2 (1798-1800)
The English Concert Choir and Orchestra/Trevor Pinnock
ARCHIV PRODUKTION 4230972
Der Titel von Haydns "Missa in angustiis" wurde im Laufe der Jahre auf verschiedene Weise übersetzt; ich bevorzuge die Übersetzung „Messe in sorgenvollen Zeiten“. Wie die Missa mit Vizeadmiral Horatio Nelson in Verbindung gebracht wurde, ist unter Musikwissenschaftlern bisher nicht eindeutig geklärt. Sie entstand 1798, während Haydns zweiter Anstellung als Hofkomponist der Esterházys, nachdem er zuvor drei Jahre lang (ungefähr von 1791 bis 1794) von ihnen in den Ruhestand versetzt worden war. Den Anmerkungen im Booklet zufolge könnte die Verbindung mit Nelson daher rühren, dass Napoleon im August 1798 in der Nilschlacht gegen Nelson besiegt wurde. Möglicherweise wurde die Musik auch mit Nelson in Verbindung gebracht, nachdem er und Lady Hamilton im September 1800 die Esterházys im Schloss Eisenstadt besuchten, wo die beiden Männer in engen Kontakt kamen. Wie dem auch sei, diese Messe wird seit über 200 Jahren unweigerlich als „Nelson-Messe“ bezeichnet. Man sollte meinen, die Musik dieser Messe trage eine triumphale Ader. Zwar gibt es Momente, in denen die Musik auf einen Sieg anspielt, doch am deutlichsten ist ein Eindruck von Spannung und Beklemmung, der fast jeden Abschnitt der Partitur durchdringt.
Von der dunklen Bedrohung des Kyrie bis zur ekstatischen Erlösung des „Dona nobis pacem“ ist die Nelson-Messe die dramatischste von Haydns späten Messen. Sie hat auch die markanteste Instrumentierung. Da weder Bläser noch Hörner zur Verfügung standen, schrieb Haydn das Werk für drei Trompeten, Pauken, eine obligate Orgel und Streicher, und seine Wirkung im „Benedictus“ ist bekannt: Marschierende Fanfaren, die die Schrecken des Krieges heraufbeschwören, drohen den Chor zu überwältigen, bevor dieser schließlich mit einem dankbaren „Osanna“ triumphiert.
Trevor Pinnocks großartige, richtungsweisende Aufnahme ist einer jener seltenen Momente, in denen alles genau richtig klingt – das Spiel straff, der Gesang scharf fokussiert, das Tempo absolut fesselnd.
Die Solisten sind beeindruckend, trotz der Tatsache, dass nur Sopran und Bass die Chance bekommen, in der Messe zu glänzen.