Dieses Gebet aber, von dem ich spreche, das bei Gott solche Macht hat, das uns so viele Gnaden erwirkt, ja, das sogar den Willen Gottes zu binden scheint, das ihn sozusagen zwingt, uns zu gewähren, worum wir bitten, ist ein Gebet, das in einer Art Verzweiflung und Hoffnung zugleich gesprochen wird: Ich sage Verzweiflung, wenn wir unsere Unwürdigkeit bedenken und die Missachtung, die wir Gott und seinen Gnaden entgegengebracht haben; wenn wir erkennen, wie unwürdig wir sind, vor ihm zu erscheinen und es wagen, ihn um Gnade zu bitten: Wir haben sie ja schon so oft von ihm empfangen und ihm immer durch Undank gelohnt; das muss uns jeden Augenblick unseres Lebens das Gefühl geben, die Erde müsse sich vor unseren Füßen auftut. […] Ich sage Hoffnung, wenn wir uns die Größe der Barmherzigkeit Gottes vor Augen halten, seinen Wunsch, uns glücklich zu machen, und was er alles getan hat, um uns den Himmel zu erwerben. Von einem so tröstlichen Gedanken beseelt, werden wir uns mit großem Vertrauen an ihn wenden. […]
Das, meine Brüder, ist das Gebet, von dem ich sprechen möchte, und das für uns absolut notwendig ist, wenn wir Vergebung und die kostbare Gabe der Beharrlichkeit erlangen wollen.
Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney (1786-1859) Priester, Pfarrer von Ars
Predigt für den 2. Sonntag nach Ostern (Sermons de Saint Jean Baptiste Marie Vianney, Curé d'Ars, t. 2 ; Éd. Ste Jeanne d'Arc, 1982 ; p. 32-34; ins Dt. übers. © evangelizo)
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