Donnerstag, 11. Dezember 2025
Was ein Mönch so hört (12): Missa solemnis K.139 "Waisenhaus-Messe" von W. A. Mozart
Mittwoch, 10. Dezember 2025
Papst Leo XIV. verzichtet auf Gebet in Blauer Moschee
Montag, 8. Dezember 2025
Was ein Mönch so hört (11): Motets von Karl Jenkins
Das 2. Vatikanische Konzil (1962-1965) - Was bleibt?
Sonntag, 7. Dezember 2025
Impuls zum 2. Adventssonntag

Samstag, 6. Dezember 2025
Die Adventsstraße
Von Br. Andreas Lehmann OSB
Eine Schar von Kindern marschierte, mit kräftigen Schritten, auf der Adventsstraße dahin. Schließlich wurden sie müde.
Da sahen sie eine Hütte und klopften an. Nach einem freundlichen: „Herein!“ öffneten sie die Tür.
Sie sahen einen alten weißhaarigen Mann vor dem Herd stehen, auf dem ein riesiger Kessel mit Kakao stand.
Er lud die Kinder ein, Platz zu nehmen und jeder bekam davon eine große Tasse voll. Der alte Mann stellte ihnen viele Fragen:
„Wohin des Weges?“ „Nach Weihnachten, natürlich.“
„Weshalb wollt ihr nach Weihnachten?“ „Weil es da so tolle Geschenke gibt.“
„Was bekommt ihr den alles geschenkt.“ Da folgte eine lange Aufzählung, von Teddybär bis zum modernsten Computer.
Der Alte schien enttäuscht.
„Was feiert ihr denn an Weihnachten?“ „Den Geburtstag von Jesus.“
„Aber müsste nicht Er dann die Geschenke bekommen?“ „So einem kleinen Kind kann man doch nichts schenken.“
„Seine Eltern haben ihm ALLES geschenkt, sonst könnte es ja nicht einmal leben.“ „Wir sind doch nicht seine Eltern.“
„Aber er hat 33 Jahre für euch gelebt. Da hatte er doch sicherlich Geburtstagswünsche.“
„Kann ja sein. Aber das ist doch schon so lange her. Woher sollen wir wissen, was er sich gewünscht hat?“
„Seinen größten Wunsch hat er aufgeschrieben und er ist uns bis heute überliefert.“
Neugierig starrten ihn die Kinder an. Er nahm eine Bibel, schlug sie auf und las ihnen vor:
Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band,
das alles zusammenhält und vollkommen macht. (Kol 3,14)
Nachdenklich saßen die Kinder da.
Nach einer Weile verkündete ein mutiger Junge:
„Lieber Jesus, ich schenke Dir, dass ich bis Weihnachten, meine kleine Schwester nicht mehr ärgere.“
Daraufhin meldete sich ein Mädchen:
„Lieber Jesus, ich schenke Dir, dass ich bis Weihnachten, wenn mein Bruder wieder mal traurig ist und weint, ihn umarme und tröste.
Noch jemand:
„Lieber Jesus, ich schenke Dir, dass ich bis Weihnachten, meiner Mutter immer wieder mal helfe, wenn sie überarbeitet ist.“
Und dann noch:
„Lieber Jesus, ich schenke Dir, dass ich bis Weihnachten, meinem traurigen Nachbarn immer ein aufmunterndes Lächeln schenke,
wenn ich ihm begegne. “
Mit der Zeit fiel allen Kindern ein, was sie Jesus zu seinem Geburtstag schenken wollten.
Da war der alte Herr ganz glücklich und meinte:
„Ihr seid auf einem guten Weg.“
Freitag, 5. Dezember 2025
Die Sakramente - Priesterweihe - mit Prof. Ralph Weimann
Donnerstag, 4. Dezember 2025
Warum leuchtet der Stern so hell?
Von Br. Andreas Lehmann OSB
Es war einmal ein Großvater mit seiner Enkelin. Sie saßen vor dem Haus auf einer Bank und bewunderten den Sternenhimmel:
„Ui Opa, ist der schön. Aber warum sind manche Sterne so dunkel und andere so hell? Und schau, da hinten ist ein ganz heller."
Darauf meinte der Großvater stolz:
„Das ist mein Stern. Immer wenn ich einen Wunsch habe, dann binde ich ihn an diesen Stern und desto mehr Wünsche an so einem Stern angebunden sind, desto mehr leuchtet er.
Suche Dir doch auch einen Stern aus und sorge mit Deinen Wünschen dafür, dass er im Laufe Deines Lebens immer mehr leuchtet."
„Oh prima Opa, das werde ich machen."
„Und da ist noch was: Wenn ein Wunsch in Erfüllung geht, dann leuchtet der Stern besonders hell.
Deine Oma und ich haben uns einmal eine fröhliche und liebe Enkelin gewünscht und der Wunsch ging in Erfüllung. Seitdem leuchtet der Stern so hell."
„Wow, dann bin ich ja der Grund dafür, dass der Stern so hell leuchtet."
„Ja genau, oft wissen wir gar nicht was wir alles bewirken und welche Ausstrahlung wir haben."
Plötzlich wurden sie von der Mutter geweckt:
„Seid ihr wieder einmal bei euren Betrachtungen eingeschlafen? Es ist schon fast Morgen. Da schaut, der Morgenstern geht schon auf.“
„Oh Mama, der ist ja ganz hell. Wem gehört den der?“
„Das ist der Stern von Jesus. Sein Vater hat Ihm viele Wünsche erfüllt, wie Krankenheilungen, Bekehrungen und viel Geduld und Verständnis für Seine Mitmenschen.
Aber viele Wünsche von Jesus gingen damals noch nicht in Erfüllung.Jesus vertraut darauf, dass wir diese Wünsche erfüllen, damit Sein Stern noch heller strahlt und unsere Herzen erleuchten kann.“
Mittwoch, 3. Dezember 2025
Traditionis custodes – eine Wunde, die weiter eitert
Hercule Poirots Weihnachten
Dienstag, 2. Dezember 2025
Was ein Mönch so hört (10): Tristan und Isolde von Richard Wagner unter Leonard Bernstein und Hans Knappertsbusch
Sonntag, 30. November 2025
Advent: "Er wird wiederkommen in Herrlichkeit"
Samstag, 29. November 2025
Impuls: Licht ins Dunkel bringen
Advent Carol Service in St. Ottilien
Freitag, 28. November 2025
Was ein Mönch so hört (9): Die Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner
Von Yehya Alazem, Per Nylén, Siegfried Wewers
Richard Wagners „ Die Meistersinger von Nürnberg“ nimmt unter seinen Werken eine Sonderstellung ein. Sie ist seine einzige Oper mit einem echten komischen Charakter und besticht dennoch durch große künstlerische Tiefe und ein starkes Traditionsbewusstsein. Im Laufe der Jahrzehnte sind zahlreiche Live- und Studioaufnahmen erschienen, mit einigen der besten Sänger und Dirigenten. Angesichts der vielen exzellenten Interpretationen fällt die Auswahl von nur zehn nicht leicht. In diesem Artikel stellen wir Ihnen zehn Aufnahmen vor, die wir für unverzichtbar halten – in keiner bestimmten Reihenfolge.
Wilhelm Furtwängler / Orchester der Bayreuther Festspiele (Walhall)
Angesichts der Ereignisse außerhalb der Theater mag es schwerfallen, 1943 etwas Positives über Deutschland zu sagen. Doch konzentriert man sich allein auf die Musik, so ist Wilhelm Furtwänglers Live-Aufnahme von den Bayreuther Festspielen jenes Jahres unübersehbar. Sie zählt zu den bemerkenswertesten Operndokumenten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, also der Zeit vor der Nachkriegsära in Neubayreuth unter Wolfgang und Wieland Wagner. Der Klang ist für sein Entstehungsjahr erstaunlich klar, und die Aufnahme verdient ihren Platz hier, trotz einiger kleinerer Kürzungen (selten bei Wagner-Aufnahmen). Furtwänglers Wagner spricht für sich: tiefgründig, intensiv und nachdenklich. Er formt die Meistersinger zu etwas beinahe Philosophischem. Max Lorenz ist ein heroischer Walther im großen Heldentenorstil, während Jaro Prohaska einen warmen, souveränen und lebendigen Hans Sachs gibt. Maria Müllers Eva ist ausdrucksstark und ausdrucksvoll, wenn auch etwas dramatischer als gewöhnlich. Eugen Fuchs bietet einen scharf gezeichneten Beckmesser.
Hans Knappertsbusch / Orchester der Bayreuther Festspiele (Archipel)
Hans Knappertsbusch hinterließ mehrere Aufnahmen der Meistersinger von Wien . Die bekannteste ist natürlich die Decca-Studioaufnahme von 1951 mit den Wiener Philharmonikern. Sie hat viele Vorzüge, doch wir bevorzugen nach wie vor seine Live-Aufnahme von den Bayreuther Festspielen des Folgejahres 1952. Knappertsbuschs Version enthält teilweise dieselben Sänger wie Karajans Aufführung von 1951, aber die Interpretationen der Dirigenten unterscheiden sich grundlegend. Knappertsbusch dirigiert langsamer, besinnlicher und mit mehr Wärme. Auch der Klang ist für die damalige Zeit erstaunlich gut. Gesanglich ist die Aufnahme höchst beeindruckend, allen voran Otto Edelmanns tiefgründige und menschliche Darstellung des Hans Sachs. Lisa della Casa zählt zu den schönsten Eva-Interpretationen überhaupt, und Hans Hopfs Walther überzeugt durchweg, sowohl dramatisch als auch textlich. Insgesamt erreichen die Gesangsleistungen ein Niveau, das heute kein Opernhaus der Welt mehr erreichen könnte.
Fritz Reiner / Wiener Staatsopernorchester (Orfeo)
Die Meistersinger aus Wien gehörten zu den Opern, die bei der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper 1955 aufgeführt wurden. Der ungarisch-amerikanische Dirigent Fritz Reiner leitete die Aufführung, und seine Interpretation stieß anfangs auf Kritik von Kritikern und Publikum. Rückblickend erscheint Reiners Interpretation jedoch nuanciert, detailreich und ausdrucksstark. Sein Ansatz unterscheidet sich grundlegend vom eher romantischen Stil der deutschen Tradition; Reiner verleiht der Musik stattdessen Raffinesse und Eleganz, obwohl er in einigen Monologen von Hans Sachs recht langsame Tempi wählt. Die Aufnahmequalität ist gesanglich sehr hoch, obwohl der Mono-Klang etwas undeutlich ist. Paul Schöffler liefert mit seiner warmen und vollen Stimme eine der besten Hans-Sachs-Interpretationen auf Tonträgern. Auch Irmgard Seefrieds Eva besticht durch eine fast kunstliedhafte Feinheit, in der jede Nuance des Textes zum Ausdruck kommt. Hans Beirers Walther ist weniger stimmig und weist einige gesangliche Schwächen auf, der Gesamteindruck ist jedoch dennoch überzeugend.
Rudolf Kempe / Berliner Philharmoniker (EMI/Pristine Classical)
Rudolf Kempe hinterließ unter seinen zahlreichen Wagner-Interpretationen zwei bemerkenswerte Meistersinger- Aufnahmen. Eine davon ist die Live-Aufnahme aus Dresden von 1951 (Profil/Myto), doch diese Studioaufnahme von 1956 mit den Berliner Philharmonikern ist aus unserer Sicht die gelungenere. Kempes Interpretation ist geschliffen und ausgewogen, sie wechselt mühelos zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Benno Kusche gibt einen ausdrucksstarken Beckmesser, Elisabeth Grümmer eine bezaubernde Eva mit klarem, strahlendem Ton. Rudolf Schocks Walther ist charakterstark und leidenschaftlich, und Ferdinand Frantz gibt einen festen, konzentrierten Hans Sachs mit dunkler Bassbaritonfarbe.
Hans Knappertsbusch / Orchester der Bayreuther Festspiele (Orfeo)
Hans Knappertsbuschs Bayreuther Aufnahme von 1960 ist etwas ganz Besonderes. Sie ist zwar in Mono, besticht aber durch einen überraschend vollen Klang. Dies ist die beste Interpretation des Werkes durch den deutschen Wagner-Spezialisten, mit einer fast kammermusikalischen Detailgenauigkeit und einer durchgängigen inneren Wärme, bei überwiegend langsameren Tempi. Gesanglich ist die Aufnahme von sehr hoher Qualität. Josef Greindls Sachs ist kraftvoll und ausdrucksstark, Wolfgang Windgassen verleiht Walther mehr Dramatik als gewöhnlich, bleibt aber bei Bedarf lyrisch und feinfühlig. Am beeindruckendsten ist Elisabeth Grümmers Eva, deren lyrische Schönheit kaum zu übertreffen ist. Auch Karl Schmitt-Walter liefert einen überzeugenden und brillanten Beckmesser. Eine Meistersinger-Aufführung, die sich kein wahrer Wagner-Liebhaber entgehen lassen sollte.
Joseph Keilberth / Bayerisches Staatsorchester (Sony)
Joseph Keilberth, eine der Schlüsselfiguren von Neubayreuth, erstellte diese Gesamtaufnahme aus Proben vor der Aufführung, die 1963 die Wiedereröffnung des Nationaltheaters/der Bayerischen Staatsoper in München markierte. Fünf Jahre später starb er dort während einer Aufführung von Tristan und Isolde . Diese Aufführung der Meistersinger ist präzise und lyrisch, mit einem natürlichen, fließenden Klang, der nie langatmig wirkt. Otto Wieners Sachs ist menschlich und nachdenklich, gesungen mit klarer Diktion. Jess Thomas gibt einen lyrischen, aber dennoch kraftvollen und leidenschaftlichen Walther, während Claire Watsons Eva klar und zart ist, mit einem natürlichen, ungekünstelten lyrischen Sopran. Hans Hotter verleiht Pogner Tiefe, und Benno Kusche kehrt als formvollendeter Beckmesser mit präziser Artikulation zurück.
Raphael Kubelík / Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Myto)
Rafael Kubelíks Aufnahme beim Bayerischen Rundfunk von 1967 besticht durch stimmliche Schönheit und ein lebendiges Tempo. Sándor Kónya liefert eine der schönsten Walther-Interpretationen überhaupt: frisch, strahlend und voller jugendlicher Energie. Gundula Janowitz steht ihm als Eva in nichts nach, mit langen, leuchtenden Linien und ihrem unverwechselbaren Vibrato. Thomas Stewart verkörpert einen warmherzigen und einfühlsamen Hans Sachs, während Thomas Hemsley Beckmesser mit scharfen textlichen Konturen und einer lebendig gezeichneten Figur zum Leben erweckt.
Herbert von Karajan / Staatskapelle Dresden (Warner)
Während der Bayreuther Festspiele 1951 nahm EMI die Meistersinger unter der Leitung von Herbert von Karajan auf. Es ist eine frische und kraftvolle Interpretation, die über die Jahrzehnte nichts von ihrer Wirkung eingebüßt hat. Noch beeindruckender ist die berühmte Studioaufnahme von 1970 (heute Warner) mit der Staatskapelle Dresden. Diese Fassung hat eine interessante Entstehungsgeschichte: Ursprünglich sollte Sir John Barbirolli dirigieren, doch als dieser ablehnte, ging das Angebot schließlich an Karajan, der zunächst zögerte, damals in der DDR zu arbeiten. Die Zusammenarbeit mit dem legendären Orchester verlief jedoch reibungslos, und die Produktion hat seither Klassiker-Status erreicht. Karajans Interpretation ist hier gereift, mit einem goldenen, lyrischen Glanz in den Streichern. Auch der Gesang ist von hoher Qualität, auch wenn er beispielsweise nicht ganz an die Besetzung von Rafael Kubelík heranreicht. Theo Adam gibt einen würdevollen und kraftvollen Sachs, dem es jedoch etwas an Wärme mangelt. René Kollo und Helen Donath feierten hier als Walther und Eva ihren Durchbruch. Beide singen mit einer jugendlichen Frische, die über die Jahrzehnte nichts von ihrer Wirkung eingebüßt hat. Umstritten ist allerdings Geraint Evans überzogene Beckmesser-Interpretation, die zu sehr nach einer wenig gelungenen Persiflage klingt.
Wolfgang Sawallisch / Bayerisches Staatsorchester (Warner)
Wolfgang Sawallischs Aufnahme von 1994 (EMI, heute Warner) zählt zu den besten Studioaufnahmen der Oper und besticht durch ein exzellentes Klangbild. Sawallisch besitzt ein natürliches Gespür für die musikalische Sprache der Oper und verleiht ihr eine durchgängig lyrische Wärme, auch wenn es manchen Ensembleszenen an Dramatik mangelt. Der Gesang ist durchweg stark. Ben Heppner beeindruckt als Walther mit feinfühliger Stimme, ebenso wie Cheryl Studer als Eva. Bernd Weikls Sachs ist zuverlässig und souverän, wenn auch nicht einer der ganz Großen. Auch die übrige Besetzung ist hochkarätig, wobei Kurt Molls Veit Pogner als einer der kraftvollsten auf Tonträger hervorsticht.
Bernard Haitink / Orchester des Royal Opera House (Royal Opera House Heritage Series)
Angesichts der zahlreichen exzellenten Meistersinger- Aufnahmen mag diese Wahl ungewöhnlich erscheinen. Dennoch lässt sich Bernard Haitinks Live-Aufnahme von 1997 aus dem Royal Opera House Covent Garden kaum auslassen. Sie präsentiert Gösta Winbergh, der mit seiner Interpretation eines der wohl besten Walther-Porträts überhaupt Heroismus, Leidenschaft und lyrische Schönheit in idealer Balance vereint. Nancy Gustafsons Eva ist warm und feminin, während John Tomlinsons tiefer, dunkler Bass Hans Sachs eine starke Präsenz verleiht. Thomas Allen interpretiert den Beckmesser klar und präzise. Haitink dirigiert das Orchester mit Geduld und Integrität.
Donnerstag, 27. November 2025
„Die Liturgie bringt das Heilige zum Ausdruck, sie ist keine Theateraufführung“ - Offener Brief von Msgr. Bux an Kardinal Cupich
Am 18. November 2025 veröffentlichte der bekannte Liturgiker Don Nicola Bux, ein Freund von Benedikt XVI., einen offenen Brief als Antwort auf die jüngsten Angriffe von Kardinal Blase Cupich, Erzbischof von Chicago, gegen den überlieferten Römischen Ritus:An Seine Eminenz Kardinal Blase Cupich
Euer Hochwürdigste Eminenz!
„Ich glaube nämlich, Gott hat uns Apostel auf den letzten Platz gestellt, wie Todgeweihte; denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen“ (1 Kor 4,9). Diese Aussage des Apostels beschreibt die Identität des Christentums, sowohl in seiner Verkündigung des Evangeliums als auch im öffentlichen Gottesdienst der Kirche. Konzentriert man sich auf Letzteres, so kann man mit Recht sagen, daß die Liturgie das Schauspiel ist, das der Welt von denen dargeboten wird, die Christus anbeten, den einzigen Herrn des Kosmos und der Geschichte, zu dem sie gehören und nicht zur Welt. Daran erinnert der Ausdruck „liturgischer Dienst“, der wirklich zutreffend ist – anders als der heutzutage gebräuchliche Begriff „Animation“, als sei der Gottesdienst nicht bereits durch Jesus Christus und den Heiligen Geist belebt.
Nach den Zeiten der Verfolgung wurde dies offenkundig, denn die Christen verbrannten keinen Weihrauch vor dem römischen Kaiser, sondern vor Jesus, dem Sohn Gottes. Die katholische Liturgie trägt daher königliche und kaiserliche Züge – wie uns die östlichen Liturgien lehren –, weil der Gottesdienst im Widerspruch zu jedem Kult weltlicher Herrscher der jeweiligen Zeit steht.
Es ist nicht wahr, daß das Zweite Vatikanische Konzil eine arme Liturgie verlangte; es fordert vielmehr, daß „die Riten von edler Einfachheit geprägt seien“ (Konstitution über die Liturgie, 34), denn sie sollen von der Majestät Gottes sprechen, der selbst die edle Schönheit ist, und nicht von weltlichen Banalitäten. Die Kirche hat das seit ihren Anfängen verstanden, im Osten wie im Westen. Auch der heilige Franziskus schrieb vor, daß für die Anbetung die kostbarsten Leinen und Gefäße verwendet werden sollten.
Was ist also die „Teilnahme“ der Gläubigen anderes, als Teil zu sein und teilzunehmen an jenem „Schauspiel“ eines Glaubens, der Gott bekennt und damit die Welt und ihre profanen Shows herausfordert, die wirklich spektakulär sind: Man denke an Mega-Konferenzen oder Rockkonzerte. Die Liturgie bringt das Heilige zum Ausdruck, also die Gegenwart Gottes; sie ist keine Theateraufführung. Die vom Konzil gewünschte Teilnahme soll voll, bewußt, tätig und fruchtbar sein (ebd. 11 und 14) – also eine „Mystagogie“, ein Hineinführen in das Geheimnis, das durch preces et ritus – durch Gebete und Riten – geschieht und, wie der heilige Thomas betont, uns so weit wie möglich zur göttlichen Wahrheit und Schönheit emporheben soll (quantum potes tantum aude). Oder in den Worten des damaligen Paters Robert F. Prevost: „Unsere Mission besteht darin, die Menschen in das Wesen des Geheimnisses einzuführen als Gegengift zum Spektakel. Folglich muß die Evangelisierung in der modernen Welt geeignete Wege finden, um die Aufmerksamkeit des Publikums neu auszurichten, sie vom Spektakel zum Geheimnis hin zu verlagern“ (11. Mai 2012). Der usus antiquior des römischen Ritus erfüllt diese Aufgabe; sonst hätte er nicht der Säkularisierung des Heiligen widerstehen können, die in die römische Liturgie eingedrungen ist und viele glauben ließ, sie sei vom Konzil selbst gewollt worden. Das ist die Identität und die Sendung der Kirche.
Schließlich, Eminenz, lade ich Sie ein zu bedenken, daß die Liturgie seit den ältesten Zeiten feierlich gehalten wurde, um viele zum Glauben zu führen. Darum muß sie auch einen apologetischen Wert besitzen und darf nicht die Moden der Welt imitieren, wie uns der heilige Cyprian mahnt (Applaus, Tänze usw.) – bis hin zu den „Verformungen an der Grenze des Erträglichen“, die in den novus ordo eingedrungen sind, wie Benedikt XVI. bemerkte. Das ist die Echtheit der „heiligen Liturgie“; das ist die ars celebrandi, wie sie das Offertorium der Messe zeigt, das für die Bedürfnisse des Gottesdienstes und für die Armen dargebracht wird.
Daher bitte ich Euch, Eminenz, sich im Sinne des Wohls der kirchlichen Einheit auf einen synodalen Dialog einzulassen!
In Jesus Christus, dem Herrn
Don Nicola Bux
18. November 2015
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: sspx.news (Screenshot)
Quelle: (https://katholisches.info/2025/11/25/die-liturgie-bringt-das-heilige-zum-ausdruck-sie-ist-keine-theaterauffuehrung/)





