SZENE: IN DER OPERNPAUSE
Annette von Söttingen: Na, Franz, wie ist Dein erster Eindruck?
Monaco Franze: Mei, Spatzl, da kann man jetzt noch gar nix genaues sagen. Ich mein, natürlich könnte man jetzt sicher irgendwas sagen… Was wollte ich jetzt sagen? Ahso, ja, äh, seriöserweise sollte man jetzt noch überhaupt nix sagen, weil für mich stellen sich jetzt erst einmal verschiedene Fragen, äh, verstehst Spatzl?
Annette von Söttingen: Franz, wenn Du irgendwelche Fragen hast, frag lieber zuerst mich.
Monaco Franze: Was ich Dich schon die ganze Zeit fragen wollte, wer ist denn der Mann da unten, der da. Der ist zwei Sitze neben uns gesessen und hat die ganze Zeit irgendwas aufgeschrieben, so mit einem Kugelschreiber, mit einer kleinen Lampe dran. Ist das ein Kritiker?
Annette von Söttingen: Das ist nicht ein Kritiker, Franz, das ist DER deutsche Musikkritiker überhaupt, Hans Böttner-Salm.
Monaco Franze: Der, genau. Was der sagt, das gilt, gell Spatzl?
Annette von Söttingen: Ja Franz.
Monaco Franze: Und täuschen tut sich der nie, ha?
Annette von Söttingen: Nein, nie Franz. Komm wir gehen jetzt was trinken.
Monaco Franze: Ja. Du, äh, ich komm gleich nach, geht´s Ihr schon mal voraus, ich muss nur noch schnell auf die Toilette, gell?
Annette von Söttingen: Wir sind dann am Buffett.
SZENE: MONACO FRANZE MIT DEM
MUSIKKRITIKER HANS BÖTTNER-SALM
Monaco Franze: Entschuldigen´s. Sie sind doch der Musikkritiker Hans Böttner-Salm.
Hans Böttner-Salm: Ja, richtig.
Monaco Franze: Mein Name ist Münchinger. Sie müssen mir helfen.
Hans Böttner-Salm: Helfen?
Monaco Franze: Ja. Es ist dringend. Es ist dringend. Ich muss mit Ihnen reden - also ungestört. Ich bitte Sie. Ich bitte Sie.…
(Monaco Franze und Hans Böttner-Salm führen ein kurzes, aber intensives Gespräch im Opernfoyer.)
Monaco Franze: Danke. Also kann ich mich jetzt darauf verlassen, dass Sie das was Sie mir freundlicherweise gesagt haben, dass das auch äh genau so in Ihrer Kritik steht?
Hans Böttner-Salm: Ja, ja schon um einiges ausführlicher, weil das war ja eine Vorkritik, die ich an die Zeitung gegeben habe, das war eine Kurzfassung, gewissermaßen die Quintessenz, wenn Sie verstehen was ich damit meine. In drei Stunden können Sie´s lesen, ja.
Monaco Franze: Ja, äh, wortwörtlich?
Hans Böttner-Salm: Ja, äh, wortwörtlich, äh: Der Dirigent uninspiriert bis lahm, Brünnhilde indisponiert bis schlecht, Wotan farblos bis nicht vorhanden, die ganze Inszenierung altmodisch bis provinziell. Das ist ja wirklich unglaublich… Das ist wirklch unglaublich, was die einem manchmal zumuten. Eine Frechheit ist das. Aber die werden sich noch wundern. Das lass ich mir nicht bieten.
Monaco Franze: Weil´s so hundsmiserabel schlecht ist, gell? Eine Unverschämtheit ist das.
Hans Böttner-Salm: Aber am schlimmsten ist das münchner Opernpublikum - hat überhaupt keine Ahnung, aber jubelt kritiklos jeden Schmarren zu einem einmaligen Erlebnis hoch.
Monaco Franze: Ehrlich?
Hans Böttner-Salm: Je länger ich darüber nachdenk, desto mehr kommt mir die Galle hoch. Ich war noch viel zu milde. Ich bin überhaupt immer viel zu milde. Und jetzt werd ich Ihnen was sagen - jetzt geh ich da noch einmal hinein und ruf die Zeitung an und formulier das Ganze noch einmal viel drastischer.
Monaco Franze: Nana, nicht Herr Salm, bleibens da. Das reicht jetzt schon, gell? So wie Sie mir das gesagt haben, so lassen wir das jetzt.
Hans Böttner-Salm: War es nicht zu milde?
Monaco Franze: Nein, das war schon scharf genug.
Hans Böttner-Salm: War´s wirklich so scharf?
Monaco Franze: Ja, messerscharf war´s Herr Böttner.
Hans Böttner-Salm: Vielleicht war´s zu scharf.
Monaco Franze: Jetzt beruhigen Sie sich, es ist ja nix passiert, das ist ja bloß eine Oper. Äh, jedenfalls, ich bedanke mich vielmals, äh, Herr von Böttner-Salm. Hier haben Sie meine Karte, ich bin bei der Kriminalpolizei, und wenn Sie einmal ein einschlägiges Problem haben, nicht, eine Hand wäscht die andere, nicht?… Habe die Ehre.
Hans Böttner-Salm: Grüß Gott.
Lieber Pater Siegfried. Danke, dass Du mich mit dieser kleinen Reise in die Münchner Operwelt mal wieder so richtig herzlich zum Lachen gebracht hast. Danke auch für Dein Verständnis, dass nicht jeder ein Wagnerianer ist. Gott segne Deine Erzabtei und unser kleines Bergbauernkloster.
AntwortenLöschenDein Bruder Ulrich