Donnerstag, 24. Juli 2025

Was ein Mönch so hört (4): Die 5 Klavierkonzerte und Chorfantasie von L. van Beethoven mit Rudolf Serkin und Rafael Kubelik (München, 1977)

Diese Zusammenarbeit zwischen dem 75-jährigen Rudolf Serkin, dem 64-jährigen Rafael Kubelik und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die aus Live-Auftritten dreier Konzerte im Herbst 1977 stammt, glänzt in den fünf Konzerten und der Chorfantasie. Kubelik und Serkin waren Legenden mit jahrzehntelanger Erfahrung. 

Gemeinsam schufen sie Darbietungen voller Intensität und Leidenschaft. Das Orchester steht Serkins fesselnder Interpretation Note für Note in nichts nach. Das eindringliche Orchesterspiel im Largo des dritten Konzerts ist wohl das Beste, was ich je in diesem Konzert gehört habe, und harmoniert perfekt mit Serkins Spiel. Die Feinfühligkeit, mit der Rudolf Serkin an die Konzerte herangeht sucht bis heute Ihresgleichen. Er benutzt sehr wenig Pedal, grenzt jeden Ton gegen den nächsten ab und vernebelt so zu keiner Zeit die melodische Linie. Zudem hat Serkin mit Rafael Kubelik einen kongenialen Partner, der sein Bestreben nach Ballastfreiheit und unbedingter Artikulation aufgreift und mit seinem Orchester umsetzt. Serkin muss nicht gegen Klangberge ankämpfen, sondern kann sein Spiel frei entfalten. Und wenn in den Kadenzen seine Leidenschaft und seine Lust am Spiel förmlich explodieren, dann überkommt mich ein großartiges Mitfiebern und Gespanntsein auf die nächste Wendung, die nächste Phrase, den nächsten Ton. 

Ich liebe diese Musik, und jede dieser exzellenten Aufführungen zählt zu meinen Lieblingsaufnahmen (viel besser als Serkins spätere und eher zaghafte Zusammenarbeit mit Ozawa). Der Klang von Orfeo hat den Anlass perfekt eingefangen, so dass ich diese Werke uneingeschränkt und begeistert empfehlen kann.

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