Dienstag, 9. Juni 2009

Taufe und Firmung heute

Frage: Wie beurteilen Sie die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch unter getauften Eltern zunehmend verbreitete Auffassung, Kinder sollten sich selbst für oder gegen die Taufe entscheiden, sobald sie zur Vernunft gelangt sind?

Hier liegen ein paar tiefsitzende Irrtümer zugrunde. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern Ich habe euch erwählt.“ Das heißt: Gott hat mich gefunden, nicht ich habe Gott gefunden. Die Kindertaufe drückt das sehr gut aus: Zunächst empfangen wir. Dass das Kind in Freiheit den Glauben annehmen muss ist klar; aber um den Glauben überhaupt annehmen zu können, muss man ihn von innen kennengelernt haben. Wer glaubt, dass Jesus Christus sein Erlöser ist, der wird doch seinen Kindern das nicht vorenthalten. Alfred Grosser, der selbst ungläubig war, schickte seine Kinder in ein katholisches Internat damit sie, wie er es ausdrückte, sich einmal frei entscheiden können.

Um sich frei entscheiden zu können, sollten sie erst einmal die gelebte Praxis des Glaubens kennenlernen. „Verlieren“, sagte er mir einmal „kann man den Glauben sehr schnell. Viel schwerer ist es, ihn zu erwerben.“. Im Übrigen ist die Firmung das Sakrament, im Zusammenhang mit dem die eigenständige Übernahme des Glaubens erfolgt. Die Orthodoxen firmen die Kinder zusammen mit der Taufe. Das kann man auch machen - im Vertrauen auf die Kraft des Sakramentes. Wenn man es aber nicht mit der Taufe zusammenlegt, dann sollte man nicht zu früh firmen.

Ich persönlich würde dafür plädieren, dass die Kinder überhaupt nicht gruppenweise oder klassenweise zur Firmung geführt werden, sondern dass sie sich erst firmen lassen, wenn sie in das Alter der Selbstbestimmung eintreten, also vielleicht mit 17 oder 18. Dann werden vielleicht sehr viel weniger Jugendliche gefirmt werden, aber das Firmsakrament wird heute vielfach missbraucht: Es werden Kinder gefirmt, die weder vorher noch nachher in die Kirche gehen. Das ist ein unmöglicher Zustand. Das gilt übrigens auch für die Taufe. Nur solche Eltern sollten ihre Kinder taufen lassen, die selber willens sind, die Kinder in einem Leben aus dem Glauben zu erziehen. Wenn sie das gar nicht wollen oder nicht können, dann spricht das auch gegen die Kindertaufe. Das ist ein Sakramentalismus, der meiner Ansicht nach nicht gerechtfertigt ist.

(Danke, Robert Spaemann, für diese vernünftigen Worte! - Das ganze Interview über das Thema "Mission" können Sie >> hier lesen.)

2 Kommentare:

  1. Ich finde schon, dass man Kinder taufen sollte, auch wenn die Eltern in der Kath. Kirche nicht praktizierend sind.
    Wenigstens wird das Kind auch in der Schule durch den Religionsunterricht an den Glauben herangeführt.
    Spätestens während des Firmunterrichtes können und sollten meiner Meinung nach die Firmlinge dann eine bewusste Entscheidung treffen. Da kommt eine menge Verantwortung mit dem nötigen Feingefühl auf die Katecheten zu....
    (Gottes Geistweht wo er will...)

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  2. Zur Firmung kann ich als Firmkatechetin sagen, dass ich es mir auch wie genannt wünche, aber was wenn die hauptamtlichen Laien, das anders sehen und selbst noch nicht einmal in den Sakramenten leben. Dafür, dass meine Firmgruppe zumindest während der Vorbereitung beichten geht und regelmäßig die Sonntagsmessen besucht, werde ich von denen von meiner Kirchensteuer bezahlten Angestellten unseres Bistums nur schief angesehen. Als ich den Leiter der Firmung, unseren Pastoralreferenten fragte ob er selbst beichten gehen würde, bekam ich so etwas zur Antwort wie:"ich finde es gut, dass es so ein Angebot gibt, aber ich selbst brauche es nicht" wörtlich kann ich es nicht mehr wiedergeben, aber inhaltlich stimmt es überein. Am Sonntag ist der Eröffnungsgottesdienst, eigentlich sollte eine Freundin von mir mit unserer Band (die normal in unserer Jugendmesse spielt) für die Musik sorgen. Als ich den Ablauf bekam um den an sie weiter zu leiten ist mir erstmal schlecht geworden und es war mir unheimlich peinlich das weiterzugeben. Es ist ein sogenannter "Aktions"gottesdienst, der am Ende ausser ein bisschen Sing-Sang gar nichts mehr mit Gott zu tun hat. Das schlimme ist, dass unser Pfarrer nicht sich dann verleugnet sondern Gott verleugnet und das ganze irgendwie rechtfertigt (okay selbst wenn er es nicht tun würde, in unserem Bistum gilt der entsprechende Can des CIC in der Praxis nicht und er kann sowieso nichts gegen den Referenten ausrichten) Meine Freundin hat geantwortet eigentlich das einzig richtige getan und geantwortet: "...Ich bin nicht überzeugt von so einem Quatsch. Wenn Firmlinge kommen dann müssen sie den Ritus der Kirche leben oder eben nicht und dann wegbleiben. Kirche ist kein Rummel mit Happenings zum Vergnügen sondern Raum und Zeit für Gott...." Na ja sie kommt nicht und ich werde wohl auch nicht hingehen, auch wenn ich dann wieder direkt abgestempelt bin!!!

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