Die Motetten-CD von Karl Jenkins folgt einem ähnlichen Muster und präsentiert gefühlvolle, warmherzige Kompositionen im Stil der Lieder vergangener Zeiten, die das Publikum unmittelbar anspricht.
Die Musikauswahl für diese CD ist eine unerwartete Wahl von Polyphony für ihr DG-Debüt, doch Stephen Layton versteht es, diesen Stücken Flügel zu verleihen und sie zu polieren.
Der Eröffnungstrack „I’ll make music“ lässt viel über den Rest des Albums erahnen. Die Worte aus dem Alten Testament („Herr und Meister, ich singe dir ein Lied“) werden von einer eingängigen, beschwingten Melodie begleitet, deren Charakter an eine Melodie von Jerome Kern erinnert, wie sie etwa in seiner frühen Zusammenarbeit mit P. G. Wodehouse entstanden sein könnte. Wie Kern liebt auch Jenkins Modulationen, und Polyphonys geschmeidige Interpretation besticht durch Begeisterung und Raffinesse.
Die Sängerinnen und Sänger achten mitunter darauf, „you“ statt „yew“ zu singen, und die kraftvollen Sopranstimmen müssen nie übertreiben. Die Akustik der All Hallows' Church in Hampstead lässt die Worte manchmal etwas verschwimmen – oder ist es ein künstlicher Heiligenschein, den wir am Anfang von „God shall wipe away all tears“ hören? Polyphony und Layton beweisen jedenfalls einmal mehr ihre angeborene Professionalität und ihre echte Freude am Singen dieses Repertoires.

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